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Tagebuch der Apokalypse 3: Roman (German Edition)

Tagebuch der Apokalypse 3: Roman (German Edition)

Titel: Tagebuch der Apokalypse 3: Roman (German Edition)
Autoren: J.L. Bourne
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zurück. Die Kreatur beachtete sie nicht, sondern schleppte sich weiter voran, bis sie beinahe wieder aus dem Wäldchen heraus war. Ein Chor verdammter Seelen erklang dröhnend aus allen Richtungen, als das Ding auf die Lichtung stürzte.
    Auf der Seite des Panamakanals, auf der der Mechaniker sich befand, bellten zweihunderttausend Untote zum Himmel hinauf. Ein grauer Militärhubschrauber fegte mit hundert Knoten über ihnen dahin. Er folgte dem Kanal nach Südosten. Der Mechaniker reagierte instinktiv auf den Motorenlärm und hob die Arme in die Luft, als könnte er den großen Vogel vom Himmel reißen und kalt verzehren. Vor Hunger halb wahnsinnig folgte er dem Hubschrauber, ohne den Blick von ihm abzuwenden. Nach zehn Schritten stolperte er über den Rand des Kanals und fiel ins Wasser.
    Der sich dahinschlängelnde Panamakanal bestand längst nicht mehr aus schlammigem braunem Wasser, auf dem durchreisende Schiffe fuhren. Nun blockierten aufgeschwemmte Leichen den einst geschäftigen Wasserweg. Mehrere dieser abscheulichen Gestalten bewegten sich, denn Hitze, Luftfeuchtigkeit und das von Moskitolarven wimmelnde Gewässer hatten sie noch nicht aufgelöst. Die massierten Horden auf der einen Kanalseite brüllten und ächzten angesichts ihrer untoten Doppelgänger auf der anderen Seite so laut, dass es selbst über den breiten Graben hinweg zu hören war.
    Vor der Anomalie war die Welt auf den Dow-Jones-Index, die von der Regierung gefälschten Arbeitslosenzahlen, den Goldnettopreis, die Währungsschwankungen und die weltweite Schuldenkrise fixiert gewesen. Heute hätten die wenigen Überlebenden bei einem Dow von 1000 Punkten und 80 Prozent Arbeitslosigkeit gejubelt. Es wäre immerhin etwas gewesen.
    Die Zustände am Boden hatten sich seit dem ersten dokumentierten Anomaliefall in China steil nach unten entwickelt. Am Anfang der Krise hatte der überlebende Teil der amtierenden US-Regierung beschlossen, die größten Städte des Kontinents mit Raketen zu beschießen, »um die Untoten davon abzuhalten, die lebende Bevölkerung der Vereinigten Staaten weiter zu eliminieren oder ihre diesbezüglichen Fähigkeiten zumindest einzuschränken«. Man hatte die Städte mit Atomraketen beschossen. Viele Untote hatte der Prozess auf der Stelle ausgelöscht, doch der Kompromiss hatte sich als Katastrophe erwiesen. Die Untoten außerhalb der vergleichsweise engen Explosionszonen waren dermaßen mit Alpha-, Beta- und Gammapartikeln bestrahlt worden, dass alle Bakterien ausradiert wurden, die sie vielleicht irgendwann hätten verfaulen lassen. Nun, vermutete die Wissenschaft, konnten die Untoten noch Jahrzehnte weiterleben.
    Vereinzelt hatten jedoch auch Menschen überlebt, und da und dort existierte noch so etwas wie militärische Führung. Genau in diesem Moment lief ein Unternehmen an, um die Kette der Ereignisse offenzulegen, die die Menschheit an den Rand des Abgrunds und vielleicht sogar darüber hinaus gebracht hatten.
    Hinter verschlossenen Türen redete man über die Möglichkeit, eine wirkungsvolle Massenvernichtungswaffe gegen die Untoten zu entwickeln, denn es gab nicht genügend Schusswaffenmunition oder menschliche Finger, um die auf dem Planeten noch vorhandenen Abzüge betätigen zu können. Und hinter deutlich dickeren verschlossenen Türen sprach man über andere, noch ruchlosere Dinge.
    Der Hubschrauberpilot, die Backentasche voll mit Kautabak, schrie den hinter ihm sitzenden Passagieren zu: »Drei-Null-Minuten bis zur Landung auf der USS Virginia! «
    Die Bordkommunikation hatte schon vor Monaten ihren Geist aufgegeben. Momentan reichte sie gerade noch zur Verständigung zwischen dem vorn sitzenden Piloten und dem Kopiloten.
    Der Pilot war, wie sein grauer Schopf, seine tiefen Krähenfüße und seine alte zerknautschte Air-America-Mütze verrieten, über sechzig Jahre alt. Der Mann auf dem Sitz des Kopiloten gehörte nicht zur Flugmannschaft, sondern nur zu der Einheit, die auf dem Einsatzbefehl des Piloten unter Kampfgruppe Sanduhr lief.
    Piloten waren seit einigen Monaten knapp. Die meisten gingen bei Aufklärungsflügen drauf. Die noch vorhandenen flugfähigen Militärmaschinen bestanden aus vielen Tausend komplizierten beweglichen Teilen und mussten allesamt dringend inspiziert und gewartet werden, sonst würden sie bald als äußerst kostspielige Rasendartpfeile enden. Der alte Pilot schien es zu genießen, dass neben ihm jemand saß, der mit ihm sterben würde, wenn etwas in die Hose ging. Was nicht
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