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T93 Band 1: Überlebe!

T93 Band 1: Überlebe!

Titel: T93 Band 1: Überlebe!
Autoren: Clayton Husker
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da über ihrem zuckenden und zappelnden Kind hocken sah, mit blutverschmiertem Mund, knurrend und kollernd wie ein Raubtier, das direkt der Hölle entsprungen schien. Aus dem Esszimmer kam nun ihr zweiter Sohn, Josua, er war neun Jahre alt. Eine Schrecksekunde brauchte er, um das Bild, das seine Augen aufzeichneten, im Gehirn zu verarbeiten. Dann begann er zu zittern, wie ein epileptischer Anfall schüttelte es den Jungen. Die Mutter begann zu schreien. Hysterisch, sich überschlagend, markerschütternd schrie die Frau, der Pastor fraß noch immer am Hals seines inzwischen ausgebluteten Sohnes. Da war keine Emotion in ihm, nur: Fressen. Das war nicht mehr Karl-Wilhelm Lamberti, der gute Hirte seiner Gemeinde. Das war irgendetwas, das zum Wolf in der Herde geworden war. Aber da war noch ein anderes Raubtier. Instinktiv stürzte sich die Mutter auf den Mörder ihres Sohnes, mit Fingernägeln und Zähnen traktierte sie ihren Mann, der noch vor weniger als fünfzehn Minuten von seiner Kanzel die Liebe unter den Menschen gepredigt hatte. Und nun saß er da, grub seine Zähne und Finger in das blutende Fleisch eines unschuldigen Kindes und schmatzte dabei vergnüglich, während eine Furie von Weib sich auf seinem Rücken austobte.
    Der zweite Junge war inzwischen umgefallen, sein Herz hatte aufgehört zu schlagen. Der Stress hatte ihn getötet. Man sollte ihn später unverwundet im blutverschmierten Flur des Pastorats finden.
    Die Frau merkte, dass sie der Bestie im Priestergewand mit bloßen Händen nichts anhaben konnte. Sie stand auf, während ihr durchgeknallter Ehemann sich seelenruhig weiter am eigen Fleisch und Blut labte und dabei keckernde, obszön anmutende Grunzlaute ausstieß. Die Frau wankte ins Esszimmer und kam mit dem schweren, silbernen Kerzenleuchter in beiden Händen zurück, dem Hochzeitsgeschenk ihrer Eltern. Sie stellte sich neben den fressenden Pastor und holte aus. Mit voller Wucht ließ sie den Leuchter auf den Hinterkopf des Geistlichen herunter sausen, beim Auftreffen erzeugte das schwere Teil ein knackendes, dumpf pochendes Geräusch. Ein Teil der Schädeldecke wurde eingedrückt, Blut und Gehirnwasser traten aus, doch das Biest stoppte nicht in seinem höllischen Tun. Weinend und schreiend holte die Frau ein ums andere Mal aus und ließ den Kerzenleuchter auf den Kopf donnern, bis der Schädel vollends nachgab und mit einem deutlich vernehmbaren Knirschen zersprang. Das Metall platschte in die Gehirnmasse, und als die Frau erneut ausholte, flogen in allen Richtungen kleine graue Klümpchen davon, klatschten an die Wände und schmierten daran herunter. Der Unhold brach zusammen und zuckte nicht mehr. Keuchend warf sich die Frau auf das Monstrum und schob den Körper beiseite, um an ihr Kind zu gelangen. Ein einziger Blick sagte ihr, dass es für jede Hilfe zu spät war. Der Kopf des Kleinen hing in einem grotesk schrägen Winkel zur Seite, in seinem Hals klaffte ein faustgroßes Loch und zwei oder drei Schläge mit dem Leuchter hatten auch seinen Schädel zertrümmert. Das war zu viel für die Frau. In breiten Strömen liefen Tränen über ihre Wangen und ließen die Blutflecke verlaufen wie billige Schminke im Regen.
    Mit einem Mal ruckte ihr Kopf herum. Sie hetzte hinüber zu ihrem anderen Sohn, stellte jedoch fest, dass dieser ebenfalls tot war. Leere fiel in ihren Blick, sie wurde ganz ruhig, als sie es erfasste. Ihre ganze Familie war tot. Was noch vor Minuten ein Beispiel an Zuneigung, Respekt und Liebe zueinander gewesen war und der Gemeinde stets als Vorbild gedient hatte, als ein Fanal der Gottesfürchtigkeit, war durch einen Akt des dunklen Herrschers der Hölle zunichte gemacht worden. Wo war Gott gewesen, zu helfen? Sie hätten seinen Beistand und den der himmlischen Heerscharen gebraucht, den Michael mit dem Schwert, der die Bestie Satanas, die in ihren Mann gefahren war, besiegt hätte. Aber nichts dergleichen war ihnen zuteil geworden. Gott hatte sie übelst verarscht. Sie stand auf und ging ins Esszimmer. Mit blutverschmierten Händen goss sie sich ein großes Glas Wein ein, dessen Rotton so anders war als der, welcher ihren Flur verunzierte. Sie wollte zu ihrer Familie, es war ihr egal, was Gott dazu sagen würde. Ihr Blick fiel auf das handgeschnitzte Christuskreuz an der Wand im Esszimmer, als sie das Tranchiermesser an ihre Arme setzte und ihre Venen von den Handgelenken bis zur Armbeuge öffnete.
    Die Zeitungen berichteten am Montag früh von einem unfassbaren Familiendrama
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