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Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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wurden ebenfalls in das Boot geworfen und die Leinensäcke vorsichtig in das andere getragen.
    Radik ging auf seinen Vater zu und fragte: "Darf ich mitkommen, wenn du sie dem Priester bringst?", wobei er auf die Leinenbündel deutete.
    Der Vater sah ihn missmutig an.
    "Ich denke, du hast heute noch genug andere Sachen zu tun."
    Radik war enttäuscht. Immerhin hatte er die kleinen Robben gefangen. Natürlich würde er noch helfen müssen, die Boote zu säubern und das Netz in Ordnung zu bringen. Aber das könnte er auch später noch schaffen, zumal es jetzt sehr lange hell blieb. Doch er kannte seinen Vater und wusste, dass dieser nicht umzustimmen war, insbesondere, wenn es darum ging, die Erledigung von anliegenden Arbeiten aufzuschieben.
    Die Männer setzten sich in den Sand. Radiks Vater holte aus einem Boot zwei kleine Ledersäckchen, die mit Wasser gefüllt waren und gab sie an die Männer weiter. Alle waren von der langen Fahrt und der Jagd erschöpft und durstig, immerhin waren sie seit dem Sonnenaufgang unterwegs.
    "Ich glaube es ist am besten, wenn wir sofort zurückkehren. Es könnte bald ungemütlich werden", sagte Radiks Vater nach einer Weile und wies mit dem Arm nach Osten.
    Dort waren aus den fetten weißen Gänsen große dunkle Vögel mit gewaltigen Schwingen geworden. Dieser Rat glich einem Befehl, denn Radiks Vater war Anführer dieses Unternehmens. Er war der größte und kräftigste der Männer und Fischer, wie die anderen auch.
    "Wo ist eigentlich Kukor?", fragte einer der Männer.
    "Den haben wohl die Robben gefressen oder habt ihr ihn aus Versehen in einen Leinensack eingeschnürt?", antwortete Radiks Vater und blickte auf seinen Sohn und auf Ferok.
    Da kam Kukor die Böschung hinuntergelaufen, wobei er seinen Hemdsaum seltsam nach oben hielt. Er war der jüngste der Männer und dafür bekannt, dass er seinen eigenen Kopf hatte. Da er aber auch gerne Späße machte, war er allgemein beliebt.
    "Ich glaube, Kukor hat vergessen, dass erst morgen das Fest ist und will jetzt schon tanzen", scherzte einer der Männer, woraufhin die anderen lachten.
    Als Kukor näher kam, sahen sie, dass er mit dem Hemd eine Tasche bildete, in der ein paar Handvoll Erdbeeren lagen.
    "Wer eine Beere möchte, muss mir morgen seine Frau für ein Tänzchen lassen!", rief Kukor.
    "Und ich gebe dir einen ganzen Korb voller Erdbeeren, wenn du mein Weib auf Dauer nimmst!", meinte einer der Männer, während sich jedermann über die süßen Früchte hermachte.
    Anschließend gingen alle zurück zu den Booten.
    Kukor rief zu Ferok hinüber: "Hast du gesehen, was Radik für ein Krieger ist? Er lässt sich die Axt von einer kleinen Robbe wegnehmen. Und am Ende wäre er wohl beinahe selbst im Leinensack verschwunden."
    Ferok grinste Radik an, wusste aber offensichtlich nicht, wovon Kukor sprach.
    "Ich wollte doch nur einen gerechten Kampf", spottete Radik zurück, "Mit der Axt kann jeder töten, selbst ein Angsthase wie du."
    Schnell musste er einen Schritt zur Seite machen, um einer Kopfnuss zu entgehen, die aber nicht böse gemeint war.
    "Von einem richtigen Kampf kannst du sprechen, wenn du einem Wolf oder einem Dänen gegenüberstehst.", sagte Kukor und kniff die Augen zusammen, "Dagegen war das heute doch nur Spielerei."
    Die drei lachten und begannen nun zusammen mit den Männern, die Boote vom Strand ins Wasser zu schieben. Die Steuermänner saßen bereits an ihrem Platz und auch die anderen stiegen nacheinander in die Boote, die schnell wieder ausreichend Wasser unter dem Kiel hatten und sich langsam vom Ufer entfernten.
    Bald hallte wieder der gleichmäßige Ruf über die See, der den Takt der Ruderer bestimmte.
    "Heh! – Heh! – Heh!"
     
     

Seltsamer Traum    

    In der folgenden Nacht schlief Radik sehr unruhig. All die am Tage gewonnenen Eindrücke geisterten durch seine Träume und schickten seinen Verstand auf eine sonderbare Reise. Er sah die Tempelgarde auf ihren Pferden und war mitten unter, jagte scheinbar schwebend dahin.
    Dann sah er in den blauen sommerlichen Himmel, auf dem Rücken liegend, Getreideähren umrankten ihn.
    Etwas schien auf ihn zu warten, ihn gar irgendwie zu rufen, doch eine Stimme vernahm er nicht. Es war nur ein Gefühl, aber lauter und eindringlicher, als je ein Mensch hätte rufen können. Er blickte mit weit geöffneten Augen in die Sonne und spürte ihre Wärme, ihr grelles Licht. War das die Sonne? Es kam nun näher, wurde noch heißer und heller, aber nicht unangenehm. Eine Form
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