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Sushi Für Anfaenger

Sushi Für Anfaenger

Titel: Sushi Für Anfaenger
Autoren: Marian Keyes
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Ashling ließ sich auf ein Sofa sinken, neben dem auf einem Couchtisch die verschiedenen Zeitschriften ausgebreitet lagen. Allein bei dem Anblick spielten ihre Nerven verrückt, so sehr wollte sie diesen Job. Ihr Herz klopfte, ihr Magen krampfte sich zusammen. Geistesabwesend drehte sie den Glück bringenden Kieselstein zwischen Daumen und Zeigefinger. Trotz ihrer Nervosität kriegte sie vage mit, dass der Mann mit dem angebissenen Finger die Tür der Herrentoilette hinter sich zuschlug und die kleine Asiatin zum Aufzug marschierte, wobei ihr langes schwarzes Haar wie ein Vorhang hin und her schwang.
    »Mr. Carter sagt, Sie sollen reinkommen.« Trix stand vor ihr und konnte ihre Überraschung nicht verhehlen. Seit zwei Tagen wurde sie von nervösen Bewerberinnen belästigt, die man bis zu zweieinhalb Stunden bei ihrem Schreibtisch warten ließ - eine lange Zeit, in der Trix nicht mit ihren Freundinnen und jungen Männern telefonieren konnte und sich stattdessen die ängstlichen Fragen der Bewerberinnen, wie ihre Chancen stünden, anhören musste. Und dabei wusste sie haargenau, dass Calvin Carter und Jack Devine die ganze Zeit im Besprechungszimmer Rommé spielten.
    Aber Calvin Carter war von Jack Devine im Stich gelassen worden und langweilte sich. Da konnte er ebenso gut jemanden zum Gespräch bitten.
    »Kommen Sie!«, sagte er kurz, als Ashling schüchtern an seine Tür klopfte.
    Er warf einen Blick auf die dunkelhaarige Frau in dem schwarzen Hosenanzug und entschied sich spontan gegen sie. Sie war einfach nicht aufsehenerregend genug für Colleen. Er verstand nicht viel von Haaren, aber sein Gefühl sagte ihm, dass Frauen normalerweise raffiniertere Frisuren hatten als diese. Sollte es nicht eher so aussehen, als wäre etwas damit gemacht worden? Es konnte doch nicht einfach bis zu den Schultern hängen und braun sein, oder? Und eine gesunde Farbe im Gesicht ist genau passend für ein Milchmädchen, aber wenn man sich Hoffnung auf die Position der stellvertretenden Chefredakteurin einer sexy Frauenzeitschrift machte ...?
    »Setzen Sie sich.« Es war wohl besser, er würde sich fünf Minuten lang an die Spielregeln halten.
    Atemlos und von dem innigen Wunsch erfüllt, einen guten Eindruck zu machen, setzte Ashling sich auf den einzigen Stuhl weit und breit, mit Blick auf den Mann hinter dem langen Schreibtisch.
    »Jack Devine, der Geschäftsführer für Irland, wird bald hier sein«, erklärte Calvin. »Keine Ahnung, wo er bleibt. Als Erstes«, fuhr er mit einem Blick auf ihren Lebenslauf fort, »sollten Sie mir mal erklären, wie man Ihren Namen ausspricht.«
    »Ash-ling. Ash- wie in aschgrau und- ling als Reim auf Ding.«
    »Ash-ling. Ashling. Gut, das kann ich aussprechen. Also gut, Ashling , Sie arbeiten seit acht Jahren bei Zeitschriften ...«
    »Zeit schrift, um genau zu sein.« Ashling hörte ein nervöses Kichern und stellte fest, dass es von ihr kam. »Nur bei einer.«
    »Und warum sind Sie bei Woman‘s Place weggegangen?«
    »Ich wünsche mir eine neue Herausforderung«, sagte Ashling nervös. Den Satz hatte Sally Healy ihr eingetrichtert.
    Die Tür öffnete sich, und herein kam der Mann mit dem angebissenen Finger.
    »Ah, Jack.« Calvin Carter runzelte die Stirn. »Das hier ist Ashling Kennedy. Ash- wie in aschgrau und- ling als Reim auf Ding.«
    »Und wie läuft‘s?« Jack war in Gedanken woanders. Er war stinksauer. Er hatte die halbe Nacht mit den Technikern vom Fernsehsender verhandelt, während er gleichzeitig einen US-Sender zu überreden versucht hatte, ihre preisgekrönte Serie nicht an RTE zu verkaufen, sondern an Channel 9. Und als hätte sein Arbeitspensum nicht ohnehin schon gigantische Ausmaße angenommen, sollte er jetzt auch noch diese dumme Zeitschrift aus dem Boden stampfen. Das Letzte, was die Welt brauchte, war eine neue Frauenzeitschrift! Aber wenn er ehrlich war, dann musste er gestehen, dass er in erster Linie wütend auf Mai war. Sie trieb ihn zum Wahnsinn! Er hasste sie. Er hasste sie aus tiefstem Herzen. Wie hatte er nur denken können, dass er verrückt nach ihr war! Er würde ihre Anrufe nicht beantworten. Kam gar nicht in Frage, das war das letzte Mal, das allerletzte Mal, so viel stand fest...
    Er setzte sich an den Schreibtisch und strengte sich sehr an, sich auf das Gespräch zu konzentrieren - Calvin hatte nämlich immer irgendwas im Hinterhalt. Bevor er sich‘s versah, würde er eine einigermaßen relevante Frage stellen müssen, dabei dachte er die ganze Zeit daran,
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