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Sushi Für Anfaenger

Sushi Für Anfaenger

Titel: Sushi Für Anfaenger
Autoren: Marian Keyes
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Bommelmütze wohl bringen, wenn sie sie bei einem Vorstellungsgespräch trug? Außerdem brauchte sie sie nicht - in ihrem Horoskop stand, dass heute ein guter Tag für sie sein würde. Und das Engelorakel bestätigte das.
    Als sie aus dem Haus kam, musste sie über einen Mann steigen, der tief und fest in dem Eingang zu ihrem Haus schlief. Dann schlug sie den Weg zu dem Dubiner Büro von Randolph Media ein, ging festen Schrittes durch den stockenden Verkehr der Dubliner Innenstadt und wiederholte immer wieder leise im Kopf, wie Louise L. Hay es empfahl: Ich kriege diese Stelle, ich kriege diese Stelle, ich kriege diese Stelle...
    Und wenn nicht? fragte sie sich dazwischen.
    Na, dann eben nicht, na, dann eben nicht, na, dann eben nicht...
    Obwohl sie sich nichts anmerken ließ, war sie von den Entwicklungen nach der Sache mit Mrs. O‘Sullivans Sofa ziemlich niedergeschmettert. So niedergeschmettert, dass sie eine Ohrenentzündung bekommen hatte, die sich immer dann meldete, wenn sie unter Stress stand.

    Gekündigt zu werden war peinlich unerwachsen und passierte nicht einunddreißigjährigen Wohnungsbesitzerinnen. Eigentlich müsste sie dieserlei Dinge längst hinter sich gelassen haben.
    Damit ihr Leben nicht auseinanderbröckelte, hatte sie sich mit Leidenschaft auf die Jobsuche geworfen und sich für alles beworben, was nur annähernd in Frage kam. Nein, sie war nicht in der Lage, ein junges Pferd mit einem Lasso einzufangen, hatte sie ehrlich Auskunft gegeben, als sie sich auf der Wild-West-Ranch in Mullingar vorstellte - sie hatte angenommen, die Stelle sei im Verwaltungsbereich -, aber sie war bereit, es zu lernen.
    Bei jedem Vorstellungsgespräch wiederholte sie, dass sie bereit sei zu lernen . Aber von allen Stellen, für die sie sich beworben hatte, war die bei Colleen die Einzige, die sie wirklich und unbedingt haben wollte. Sie liebte die Arbeit bei einer Zeitschrift, und Stellenangebote in Zeitschriftenverlagen waren in Irland eine Seltenheit. Und für Ashling war es besonders schwer, da sie keine richtige Journalistin war; sie konnte einfach gut organisieren und hatte einen guten Blick für das Detail.
    Die Zeitschriftenredaktion von Randolph Media war im dritten Stock des Bürogebäudes am Kai untergebracht. Ashling hatte herausgefunden, dass Randolph Media auch den kleinen, aber expandierenden Fernsehsender Channel 9 und einen Radiosender besaß, die anscheinend ihre Büros nicht im selben Gebäude hatten.
    Ashling kam aus dem Aufzug und begab sich in Richtung Empfang. Auf dem Flur herrschte reges Treiben; überall liefen Menschen herum und trugen Ordner und Manuskripte hierhin und dorthin. Ashling spürte eine intensive Erregung, die fast in Übelkeit umschlug. Unmittelbar vor dem Empfangstisch stand ein großer Mann mit unordentlichem Haar und war tief in ein Gespräch mit einer zierlichen asiatischen Frau verwickelt. Sie redeten in gedämpftem Ton, aber ihrer Körpersprache entnahm Ashling, dass sie sich am liebsten angeschrien hätten. Ashling eilte weiter. Sie mochte keinen Streit, nicht einmal den Streit anderer.
    Als sie das Mädchen am Empfang sah, wurde ihr klar, wie sehr sie sich in der Frage des Make-ups geirrt hatte. Mit ihrem leuchtenden, feucht-lüsternen Look bekannte sich Trix - so stand es auf dem Namensschild - deutlich zu der Mehr-ist-mehr-Schminkschule. Ihre Augenbrauen waren so gut wie völlig ausgezupft, ihr Lippenkonturenstift war so dick aufgetragen, dass man denken konnte, sie habe einen Schnurrbart, und ihr blondes Haar war mit Dutzenden von winzigen glitzernden und gleichmäßig verteilten Schmetterlingsspangen zu kleinen Büscheln zusammengefasst. Dafür musste sie drei Stunden eher aufgestanden sein, dachte Ashling beeindruckt.
    »Hallo«, sagte Trix mit kehliger Stimme, die klang, als rauchte sie vierzig Zigaretten täglich, was sie übrigens auch tat.
    »Ich habe ein Vorstellungsgespräch um halb z-« Ashling brach ab, als sie hinter sich einen empörten Aufschrei vernahm.
    Sie warf einen Blick über die Schulter und sah, wie der Mann mit den unordentlichen Haaren sich den Finger hielt.
    »Du hast mich gebissen!«, rief er. »Mai, ich blute!«
    »Hoffentlich wirkt deine Tetanusimpfung noch.« Die Asiatin lachte höhnisch.
    Trix schnalzte mit der Zunge, verdrehte die Augen und murmelte: »Diese Kampfhähne, immer das Gleiche.« Dann sagte sie zu Ashling: »Setzen Sie sich doch. Ich sage Calvin Bescheid, dass Sie da sind.«
    Sie verschwand hinter einer Schwingtür, und
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