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Summer Westin: Verhängnisvolle Spuren (German Edition)

Summer Westin: Verhängnisvolle Spuren (German Edition)

Titel: Summer Westin: Verhängnisvolle Spuren (German Edition)
Autoren: Pamela Beason
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angefasst hatte. Sie legte den Hüftgurt um, schob die Lippen vor und prustete ungeduldig. »Schon okay, ich bringe dich hin. Aber es muss schnell gehen.«
    Sie nahm die Hand des Jungen und zwängte sich durch die Lücke in den Brombeerbüschen, blieb aber mit den Netzeinsätzen ihrer Weste in den Dornen hängen. Die kleine Hand des Jungen entglitt ihr, und er stolperte durch das dunkle Loch zwischen den Zweigen.
    »Warte, Zack! Nimm lieber meine Hand!«
    Der Kleine verschwand hinter den dichten Büschen. Sam brauchte ein paar Sekunden, um sich von den widerspenstigen Dornen zu befreien. Sie saugte an einem blutenden Fingerknöchel und betrat den überwucherten Pfad; im dämmrigen Licht konnte sie kaum etwas erkennen. Sie sollte sich unbedingt auf den Weg machen, solange sie wenigstens noch ungefähr sah, wohin sie trat.
    Der Schein einer Petroleumlampe jenseits der Straße fiel auf Hinterkopf und Schultern eines Mannes zwischen den Bäumen am Ende des Wegs: Zacks Papa.
    »Haben Sie ihn?«, rief sie.
    Der gurgelnde Fluss übertönte seine Antwort, aber er hob eine Hand zum Dank. Sam winkte ebenfalls und kletterte rasch durch die Brombeerbüsche zurück. Die brummenden Generatoren, die knisternden Lagerfeuer und die aufgeregt kreischenden Kinder verstummten allmählich, als sie über die Brücke lief und eilig den steinigen Wanderweg zum Rand des Canyons hinaufstieg.

2
    Sam folgte dem schwindenden Licht zum Sunset Canyon, wo sich die Sonne bereits auf der Rainbow Bridge niedergelassen hatte. Die Kameralinse erfasste die leuchtende Kugel, die scheinbar auf dem natürlichen Bogen im Fels ruhte. Die Ranger achteten darauf, dass niemand außer ihnen von diesem herbstlichen Phänomen etwas mitbekam, denn sie wollten Besucher nicht dazu ermuntern, den steilen Pfad in der Dämmerung zu betreten. Sam suchte sich einen sicheren Standort und schoss ein paar Fotos. Selbst durch den polarisierenden Filter sah man noch rechts und links des rötlichen Balls die Nebensonnen. Manchmal machte solche Unvollkommenheit Bilder erst interessant. Aber diesmal fand Sam nichts Besonderes daran. Ein Knüller, rief sie sich in Erinnerung. Sie brauchte einen Knüller.
    Sie nahm den Rucksack herunter und ließ sich auf einem Stein nieder, hielt die Kamera im Schoß. Wildtiere bekam man am besten vor die Linse, wenn man vollkommen mit der Umgebung verschmolz. Eine Elster flog auf die kahlen, knorrigen Äste einer verdorrten Nusskiefer. Fixierte sie mit hellen Augen und krächzte, zweifellos auf der Suche nach einer Handvoll Studentenfutter oder ähnlichem Knabberzeug.
    Hau ab, versuchte sie dem Vogel schweigend zu vermitteln. Doch der hüpfte vom Ast und kam näher.
    Ihr Magen knurrte laut im stillen Canyon. Kräcker und Käse hatte sie längst vertilgt. In einer Stunde gibt es Aprikosen, versprach sie sich. Trockenfrüchte hatte sie immer dabei. Als hätte es ihre Gedanken gelesen, kam ein Streifenhörnchen hinter einem Stein hervor und näherte sich vorsichtig ihrem Rucksack. Ganz langsam beugte sie sich vor und hob ein paar Kiesel als Munition auf. Als sie sich wieder aufrichtete, nahm sie eine Bewegung an der Rainbow Bridge wahr.
    Sie ließ die Kiesel fallen und hatte die Kamera im Anschlag, als die große Raubkatze hervorkam; die schwarze Silhouette hob sich deutlich vom feuerroten Himmel ab.
    Oh ja. Gott sei Dank. Im Stehen schoss sie ein Foto und bewegte sich dann vorsichtig in Richtung Felsbogen, ohne den Puma aus den Augen zu lassen. Wenn sie im Schatten blieb, gelang es ihr vielleicht, Leto nicht zu verschrecken. Denn es handelte sich eindeutig um ihn – selbst im schwachen Licht der Dämmerung konnte Sam das fehlende Fell über der Narbe an der linken Flanke sehen, wo eine Kugel das Pumaweibchen getroffen hatte.
    Leto stellte die Ohren auf und wandte den Kopf. Sam erstarrte und hielt die Luft an. Ein zweiter, kleinerer Puma betrat die Brücke – der Größe nach zu urteilen das weibliche Junge Artemis. Sam drückte auf den Auslöser und betete, dass die feinen Ohren der Pumas das Klicken nicht hörten. Das Junge, inzwischen fast schon so groß wie die Mutter, schlich geduckt heran, zögerte einen Augenblick und stieß dann gegen den größeren Puma. Leto zischte und packte Artemis im Genick.
    Sam nutzte die Gelegenheit und ging schnell noch ein paar Schritte näher. Sie musste die Sonne in den Rücken bekommen. Als sie unter der Brücke war, streckten sich die Berglöwen plötzlich und sahen in ihre Richtung. Sams Herz setzte kurz
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