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SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)

SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)

Titel: SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)
Autoren: David J. Dives
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Kameraden über die Schulter. Turner hielt einen Karbonhelm in seiner Hand, auf dessen verkohlter Aussenseite noch schwach die Aufschrift Porter erkennbar war. Drei Meter weiter lag Porters Dog Tag im Dreck. Die Erkennungsmarke räumte alle Zweifel aus.
    Zale seufzte. «Oh Gott! Er hat’s nicht rechtzeitig rausgeschafft. Möge er in Frieden ruhen!»
    Vorn an der nahen Kreuzung knirschten schwere Reifen über Betongebrösel. Das Dröhnen war lauter geworden. Scheinwerfer suchten die Fassaden ab. Manchenorts schlugen immer noch Flammen hervor.  
    Ein paar Augenblicke später fuhren zwei Hum Vees im Schritttempo vorbei, gefolgt von einem A1M2 Abrams Kampfpanzer. Weitere folgten. Die Dieselmotoren heulten und brummten. Der Boden zitterte. Die Luft um Zale herum war voller herumwirbelnder Ascheteilchen. Es roch nach verbranntem Gummi, Asphalt und Wüstenstaub. Schwarze Tränen rannen über sein Gesicht.  

Prolog

    九竜
    (Neun Drachen)

    Kälte und Tod sind die besten Gefährten. Der Wind tut den Rest.  
    Der Mann atmete tief ein. Er genoss die Frische der kalten Luft in seinen Lungen. Die Umrisse der benachbarten Gebäude waren im dichten Schneefall kaum zu erkennen. Weiße Flocken wirbelten vom Sturm getrieben durch die Luft. Das Zwielicht der Morgendämmerung verdrängte die kobaltblaue Winternacht. Die Giebel und Wege von Karuizawa lagen bereits seit Tagen unter einer dicken weißen Decke.  
    Wie ein Mantel des Schweigens, dachte der Mann, der in der Dunkelheit seines Hotelzimmers stand, und zum offenen Fenster hinausschaute. Er empfand ein Gefühl der Ruhe und des Friedens.  
    Weißer Flieder im Silberlicht .  
    Er richtete seinen Blick hinunter auf den Nakasendo-Highway und die umliegenden Dächer. Es war niemand zu sehen. Keine Spaziergänger, keine Fahrzeuge. Eisiger Wind zog durch die Straßenzüge und drückte den Schnee gegen die geschlossenen Fensterläden.  
    Im Westen ist jetzt Karfreitag. Der Tag der Kreuzigung. Es ist vollbracht. So sei es!
    Die hagere Gestalt des Mannes wandte sich ab. Er neigte den Kopf leicht nach vorn, trat weg vom schwachen Licht, welches an der Stelle in das Zimmer fiel. Zurück in die Dunkelheit des Raumes. Bald war er verschwunden.

    Unten auf der Straße bog eine schwarze Limousine in langsamer Fahrt um die Ecke. Takeda blickte durch die Frontscheibe und kniff die Augen zusammen. Er lenkte den schweren Wagen durch das Schneegestöber, die breiten Reifen fanden kaum Halt, die Sicht war schlecht. Es war noch fast dunkel. Die Flocken flogen ihm wie Geschosse aus der bläulichen Dunkelheit entgegen. Die Scheibenwischer halfen wenig.  
    Das flaue Licht der Straßenlaternen verirrte sich in der Morgendämmerung. Erst langsam graute der Tag. Takedas Brust war schwer. Er fühlte sich unwohl. Hier stimmt etwas nicht. Hier stimmt etwas ganz und gar nicht!
    In aller Frühe war ein Anruf gekommen. Mayumi, die jüngste Tochter von Takashi Kimura, für welchen Takeda arbeitete, würde mit der ersten Schnellbahn noch vor Sonnenaufgang von Tokyo kommend im Wintersportort Karuizawa eintreffen. Mayumis Zofe hatte angerufen. Oder jemand hatte sich als diese ausgegeben.  
    Einer der Bediensteten hat den Anruf entgegengenommen und mich geweckt. Ich hätte mir gleich denken können, dass da was faul ist. Mayumi pflegt die Nächte an Wochenenden in den angesagtesten Tanztempeln von Tokyo zu verbringen. Sie ist alles andere als ein Morgenmensch. Die Kleine ist ein Albtraum für jeden, der auf sie aufpassen muss. Jedenfalls ist sie nicht aufgetaucht. Auch mit dem nächsten Zug erschien sie nicht. Keine Mayumi auf dem Bahnsteig. Als ich sie angerufen habe, hat sie erstmal gehörig gewettert. Und dann hat sie mir lautstark mitgeteilt, ich solle sie in Ruhe lassen, sie sei erst vor einer halben Stunde von einer Party heimgekehrt. Wie ich vermutet hatte. Die liegt in Tokyo und schläft. Und das ist gar nicht gut. Denn das bedeutet, dass ich nichts auf dem Bahnsteig verloren hatte.  
    Takeda war für den Personenschutz seines Arbeitgebers Takashi Kimura und dessen Angehörige verantwortlich. Er sorgte für den sicheren Transport und die wohlbehaltene Ankunft der ganzen Familie. Egal wohin die Reise ging. Daneben hatte er noch ein paar weitere speziellere Aufgaben. Das vergebliche Herumkutschieren in aller Frühe bei einem Schneesturm gehörte nicht zu seinen bevorzugten Tätigkeiten. Was die Sicherheit seiner Schutzbefohlenen betraf, hasste er nichts mehr als irgendwelche Ungereimtheiten.
    Dieser
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