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Suesses Gift Der Liebe

Suesses Gift Der Liebe

Titel: Suesses Gift Der Liebe
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präsentiert. Ich gebe zu, dass Sie Taschenspielertricks beherrschen, das reicht aber heutzutage nicht für ein verwöhntes Publikum.«
    »Murphy, geben Sie mir noch ein paar Abende Zeit, dann werde ich etwas Spektakuläres bringen. Ehrenwort.«
    »Ach was. Das sagten Sie schon letzte Woche. Sie tun mir ja leid, Fletcher, weil Sie kein Talent haben, aber noch eine Chance kann ich mir nicht leisten. Ich muss Rechnungen bezahlen und habe eine Frau und drei Kinder durchzufüttern. Unser Vertrag ist ab sofort gekündigt.«
    Also würde er doch wieder in einem Ganovenleben landen. Na, wenigstens würde es mehr einbringen, wenngleich es gefährlicher war. Es war eines, wegen schlechter Auftritte auf der Bühne entlassen zu werden; etwas ganz anderes aber
war es, nach einem Hauseinbruch hinter Gittern zu landen. Immerhin besaß die Kunst des Einbrechens und Eindringens einen gewissen Reiz, einen Reiz, den er in einem ehrlichen Beruf nie annähernd erlebt hatte.
    Gezielt erhöhte er seine Sinnesempfindungen und lud die Atmosphäre mit knisternder Energie auf. Murphy besaß zwar kein wahrnehmbares psychisches Talent, aber jeder, auch der stumpfsinnigste und ärgerlichste Theaterbesitzer, besaß ein wenig Intuition.
    »Morgen bin ich weg«, sagte Edmund. »Doch jetzt verschwinden Sie samt Ihrem jämmerlichen Köter, sonst lasse ich euch beide verschwinden. Für immer.«
    Verängstigt jaulend duckte Pom sich hinter Murphy.
    Murphys Schnauzbart zuckte, seine Augen wurden groß. Hastig wich er einen Schritt zurück und trat dabei auf Pom.
    Der Hund jaulte auf. Murphy ebenso.
    »Hören Sie, mit Drohungen dürfen Sie mir nicht kommen«, stammelte Murphy. »Ich rufe die Polizei.«
    »Das wäre nicht ratsam«, entgegnete Edmund. »Ich kann Sie jederzeit verschwinden lassen. Aber ehe Sie sich mit dem Vieh verziehen, möchte ich meinen Anteil an den Einnahmen.«
    »Haben Sie keine Ohren? Heute gibt es keinen Gewinn.«
    »Ich zählte dreißig Personen samt dem Mann in der letzten Reihe, der zu spät kam. Unser Vertrag hält fest, dass ich die Hälfte der Kasseneinnahmen bekomme. Falls Sie mich hereinlegen wollen, werde ich derjenige sein, der die Polizei holt.« Eine leere Drohung, doch wollte ihm nichts anderes einfallen.
    »Falls Sie es nicht bemerkt haben sollten - der Großteil der
Anwesenden ging, ehe Sie den Auftritt beendeten«, beharrte Murphy. »Ich musste einen stattlichen Betrag des Geldes rückerstatten.«
    »Nicht einen Penny. Sie sind ein viel zu gerissener Geschäftsmann.«
    Zornrot griff Murphy in seine Tasche und holte Geld hervor. Er zählte es sorgfältig und überließ vertragsgemäß die Hälfte Edmund.
    »Hier«, grollte er. »Um Sie loszuwerden, ist es mir die Sache wert. Sorgen Sie dafür, dass Sie Ihren gesamten Krempel mitnehmen. Was zurückbleibt, geht in mein Eigentum über.«
    Murphy hob Pom hoch, nahm den Hund unter einen Arm und strebte seinem Büro an der Vorderfront des Theaters zu.
    Edmund ging in seine Garderobe, drehte die Gasbeleuchtung auf und rechnete rasch nach. Es reichte für eine Flasche Roten und das Essen für morgen. Es konnte jedoch kein Zweifel daran bestehen, dass er seine Karriere als Mitglied der Einbrecherzunft sofort wieder aufnehmen musste. Spätestens morgen Abend. Er wollte packen und das Theater durch den Hinterausgang verlassen, für den Fall, dass der Unbekannte aus der letzten Reihe ihn vor dem Haupteingang erwartete.
    Er wuchtete seinen zerbeulten Koffer unter dem Frisiertisch hervor und warf eilig seine wenigen Habseligkeiten hinein. Das dramatische Satincape lag noch auf der Bühne. Er durfte es nicht vergessen, obwohl er es nicht mehr brauchen würde, vielleicht konnte er es einem anderen am Hungertuch nagenden Artisten andrehen.

    Ein Klopfen an der Tür ließ ihn innehalten. Der Mann in der letzten Reihe. Seine Intuition war zuverlässig. In Situationen wie dieser ließ sie ihn nie im Stich.
    »Verdammt, Murphy, ich sagte schon, dass ich morgen weg bin«, rief er laut.
    » Hätten Sie eventuell Interesse an einem anderen Engagement?«
    Die Männerstimme klang leise und gepflegt. Kühle Beherrschung und rohe Kraft schwangen darin mit. Nicht der typische Schuldeneintreiber, dachte Edmund, doch fand er dies aus irgendeinem Grund nicht sonderlich beruhigend.
    Er spannte seine Sinne an, griff nach seinem Koffer und öffnete vorsichtig die Tür. Der Mann auf dem Gang schaffte es irgendwie, außerhalb des matten Scheins der Gaslampe zu bleiben. Die schattenhafte Gestalt hatte
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