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Suesses Gift Der Liebe

Suesses Gift Der Liebe

Titel: Suesses Gift Der Liebe
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einem Ton, von dem sie hoffte, dass er sich professionell anhörte.
    Lady Fairburn stieß einen schrillen Schrei damenhaften Entsetzens aus. »Es ist so, wie ich befürchtete. Mein geliebter Mann nahm sich das Leben. Wie konnte er mir das nur antun?«
    Sie fiel anmutig in Ohnmacht.
    »Annie!«, rief Hannah aus.
    Sie kniete neben ihrer Schwester nieder und entnahm der dekorativen Schlüsselkette an ihrer Taille ein Fläschchen. Sie entkorkte es und schwenkte das Riechsalz unter Lady Fairburns Nase. Die Wirkung trat sofort ein. Die Lider der Witwe flatterten.
    Hamilton Fairburns Miene verhärtete sich zu grimmiger Empörung. »Wollen Sie damit sagen, dass mein Vater Selbstmord beging, Miss Bromley?«
    Sie verschloss ihre Sinne und blickte ihn über den riesigen Teppich hinweg an. »Ich sagte nicht, dass er das Gift mit Absicht trank, Sir. Ob unglücklicher Zufall oder Absicht soll die Polizei feststellen.«
    Hannah fixierte sie mit loderndem Blick. »Wer sind Sie, dass Sie behaupten können, der Tod Seiner Lordschaft wäre auf Gift zurückzuführen? Sie sind kein Arzt, Miss Bromley.
Tatsächlich wissen wir alle, wer Sie sind. Wie können Sie es wagen, dieses Haus zu betreten und Anschuldigungen zu erheben?«
    Lucinda spürte, wie Zorn sich in ihr regte. Das war der ärgerliche Aspekt ihrer Beratertätigkeit. Dank der Sensationspresse, die seit einigen Jahren eine morbide Vorliebe für dieses Thema entwickelt hatte, herrschte in der Öffentlichkeit panische Angst vor Gift.
    »Ich bin nicht gekommen, um Anschuldigungen zu erheben«, sagte Lucinda, um einen ruhigen Ton bemüht. »Inspektor Spellar bat mich um meine Meinung, die ich soeben äußerte. Wenn Sie erlauben, gehe ich jetzt.«
    Spellar trat vor. »Ich bringe Sie zu Ihrem Wagen, Miss Bromley.«
    »Danke, Inspektor.«
    Sie gingen von der Bibliothek in die Eingangshalle, wo sie die Haushälterin und den Butler antrafen. Beide wurden sichtlich von Angst verzehrt. Der Rest des zweifellos zahlreichen Hauspersonals blieb diskret unsichtbar. Lucinda konnte es ihnen nicht verargen. Wenn es um Gift ging, gerieten Dienstboten oft als Erste unter Verdacht.
    Der Butler beeilte sich, die Tür zu öffnen. Als Lucinda gefolgt von Spellar auf die Stufen hinaustrat, sahen sie sich einer grauen Wand gegenüber. Es war erst Nachmittag, doch der Nebel war schon so dicht, dass er die kleine Parkanlage in der Mitte des Platzes verhüllte und die vornehmen Stadthäuser auf der andere Seite unsichtbar machte. Lucindas private Equipage wartete auf der Straße. Shute, ihr Kutscher, lehnte daneben an einer Brüstung. Er richtete sich auf, als er sie erblickte, und öffnete den Wagenschlag.

    »Um diesen Fall beneide ich Sie nicht, Inspektor Spellar«, bemerkte sie leise.
    »Es war also doch Gift«, sagte Spellar. »Ich dachte es mir schon.«
    »Leider nichts so Einfaches wie Arsen. Sie werden Mr Marshs Test nicht anwenden können, um einen Beweis zu bekommen.«
    »Bedauerlichweise ist Arsen neuerdings nicht mehr so beliebt, seitdem jedermann weiß, dass es nachweisbar ist.«
    »Nicht verzweifeln, Sir, es ist eine altbewährte Zweitbesetzung und wird sich immer einer gewissen Beliebtheit erfreuen, sei es, seiner leichten Erreichbarkeit wegen oder weil die Symptome, die es hervorruft, einer Anzahl anderer tödlicher Krankheiten zugeschrieben werden können, vorausgesetzt, es wird regelmäßig und über einen längeren Zeitraum verabreicht. Schließlich heißt Arsen in Frankreich nicht von ungefähr Erbschaftspulver.«
    »Wie wahr.« Spellar verzog das Gesicht. »Ich will gar nicht wissen, wie viele betagte Eltern und unbequeme Ehepartner durch dieses Mittel schon ins Jenseits befördert wurden. Aber wenn es nicht Arsen war, was dann? Ich konnte keinen Bittermandelgeruch entdecken, mir fielen auch keine anderen Symptome auf, die auf Zyanid hingedeutet hätten.«
    »Ich bin sicher, dass das Gift pflanzlichen Ursprungs ist. Grundlage ist die Rizinuspflanze, die hochgiftig ist, wie Sie wissen.«
    Spellar runzelte die Stirn. »Ich war der Meinung, eine Rizinusvergiftung riefe große Übelkeit hervor, ehe sie zum Tod führt. Lord Fairburn wies aber keinerlei Symptome einer Unpässlichkeit auf.«

    Sie wählte ihre Worte sehr bedacht, um Spellar die Wahrheit möglichst verständlich zu vermitteln. »Wer immer das Gift zusammenbraute, schaffte es, die gefährlichsten Komponenten der Pflanze so herauszufiltern, dass er eine überaus toxische und sehr rasch wirkende Substanz gewann. Lord Fairburns
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