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Süße Worte, heißes Flüstern

Süße Worte, heißes Flüstern

Titel: Süße Worte, heißes Flüstern
Autoren: Barbara McCauley
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Mädchen an sie, die ihn mit ihren großen blauen Augen forschend anblickten. Offenbar waren es Zwillinge. Dass sie die Augen und die Locken von Hannah hatten, war nicht zu übersehen. Seth fragte sich, wo der Vater der beiden stecken mochte. Einen Ehering hatte er an Hannahs Hand nicht entdeckt.
    “Wir sollten, um sicherzugehen, trotzdem röntgen”, meinte der Arzt.
    “Kein Problem. Ich fahre ihn in die Klinik”, bot sich Hannah an.
    “Nicht nötig.” Seth schüttelte energisch den Kopf, was er gleich darauf bereute, weil ihm der Schädel nur noch mehr dröhnte. “Es ist nichts gebrochen.”
    “Mr Granger”, erklärte Dr. Lansky gelassen und schob seine Brille in die Brusttasche seines Hemdes. “Ich glaube ja gern, dass Sie, so wie Sie mit Ihrem Motorrad durch die Luft geflogen sind, Ähnlichkeit mit Superman haben, aber dass Sie auch den Röntgenblick haben, glaube ich nicht.”
    “Ich hab mir schon mehr als einen Knochen gebrochen.” Das stimmte. Genau genommen waren es bisher vier gewesen. Dazu kamen ein Steckschuss und zwei sehr üble Verletzungen durch Messerstiche. Was war dagegen schon ein verstauchter Knöchel? “Morgen bin ich wieder auf dem Damm”, entschied er.
    “Na klar.” Der Arzt holte den Rezeptblock aus seiner Ledertasche und begann, etwas aufzuschreiben. “Für die Zwischenzeit”, fuhr er ungerührt fort, “verschreibe ich Ihnen ein Schmerzmittel. Sie könnten es brauchen. Und dann möchte ich Ihnen empfehlen, die nächsten Tage den Fuß auf keinen Fall zu belasten.”
    “Das wird nicht möglich sein. Spätestens morgen muss ich wieder weiter.”
    Der Arzt riss das Rezept vom Block und händigte es Hannah aus. “Für eine Gehirnerschütterung kann ich keine Anzeichen feststellen”, sagte er zu ihr gewandt. “Aber behalten Sie ihn ein bisschen im Auge. Wenn Sie Symptome wie kalten Schweiß, geweitete Pupillen oder Verwirrungszustände bemerken, sagen Sie mir sofort Bescheid.”
    “Soll ich den Verband über dem Auge erneuern?”, fragte sie.
    “Das hat Zeit. Wenn Sie es morgen früh tun, reicht das und …”
    “Hey!”, fuhr Seth dazwischen “Ich denke, es geht um mich! Dann können Sie auch mit mir reden, oder? Erstens kann ich den Verband selbst wechseln. Und zweitens bin ich morgen früh schon gar nicht mehr hier.”
    “Wie Sie meinen”, entgegnete Dr. Lansky trocken und ging auf den Einwurf nicht weiter ein. Er wandte sich an die Kinder und zwinkerte ihnen zu. “Draußen im Wagen sitzt Mrs Lansky. So weit ich weiß, hat sie für alle Kekse mitgebracht. Wollt ihr mal nachsehen, ob für euch welche dabei sind?”
    Die Zwillinge blickten fragend zu ihrer Mutter. Sie ahnten, dass sie Kekse eigentlich nicht verdient hatten, denn ganz unschuldig an dieser Aufregung waren sie schließlich nicht. Hannah war derselben Meinung. Andererseits war sie viel zu froh, dass Maddie nichts passiert war, um jetzt allzu streng zu sein.
    “Einen Keks für jede”, sagte sie mit ernster Miene, “und dann geht es ab mit euch nach oben in euer Zimmer.”
    Die Kinder stürmten hinaus. Dr. Lansky folgte ihnen, nachdem er sich von Hannah und Seth verabschiedet hatte und seinem Patienten noch einen missbilligenden Blick zugeworfen hatte.
    “Das gibt es doch nicht!”, sagte Seth, als der Arzt draußen war, und starrte an die Decke. “Ich brettre mit dem Motorrad in Ihren Vorgarten, und die Nachbarschaft versammelt sich vor dem Haus und feiert eine Fete. Offenbar gibt es sogar Kaffee und Kuchen. Obstkuchen, wie ich die Gegend hier kenne!”
    “Kekse”, korrigierte Hannah, “und so wie ich Mrs Lansky kenne, Schokoladenkekse. Kann ich übrigens sehr empfehlen”, fügte sie hinzu und trat einen Schritt ans Sofa. “Soll ich Ihnen welche besorgen?”
    Seth machte ein finsteres Gesicht. Hannah hatte ihn aber schon genug durchschaut, um zu wissen, dass er nicht ganz so abweisend war, wie er tat. In all dem Trubel war sie allerdings noch nicht dazu kommen, den Mann genauer zu betrachten, der jetzt, halb sitzend, halb liegend, fast ihr ganzes Sofa ausfüllte. Dr. Lansky hatte empfohlen, den verletzten Fuß hochzulegen. Deshalb hatte sie den niedrigen Couchtisch herangezogen und unter den angeschwollenen Knöchel ein Sofakissen geschoben. Obwohl Seth Granger große Schmerzen haben musste, hatte sie von ihm noch keinen Laut der Klage gehört.
    Das dichte lange Haar reichte ihm fast bis auf die Schultern. Er hatte einen dunklen Teint, und unter den dichten Brauen funkelten dunkle, fast schwarze
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