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Süße Träume: und andere paranormale erotische Stories (German Edition)

Süße Träume: und andere paranormale erotische Stories (German Edition)

Titel: Süße Träume: und andere paranormale erotische Stories (German Edition)
Autoren: Lindsay Gordon
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Aber ich fühlte mich ein wenig schuldig, weil sie keine Ahnung hatte, was für eine Schlampe ich wirklich war.
    Casey ahnte also nichts von den schmutzigen Tiefen, in die meine Gedanken jede Nacht tauchten, aber wenn ich es nicht besser gewusst hätte, dann hätte ich gutes Geld darauf gewettet, dass er Bescheid wusste. Den ganzen Tag lang fing er meinen Blick auf und schüttelte lächelnd den Kopf, als kenne er die Fantasie, die ich vor meinem inneren Auge ablaufen ließ, wenn ich ihn ansah. Aber das war unmöglich; ich war mir sicher, dass ich mich einfach mit meiner Körpersprache verraten hatte. Auf der anderen Seite passierten merkwürdige Zufälle, die schwieriger zu erklären waren. Wie an dem Tag, an dem ich bemerkte, dass er Marvin Gaye hörte, nachdem ich in der Nacht zuvor davon geträumt hatte, wie ich ihn auf der Ledercouch einer Wohnung, in der ich vor Jahren gewohnt hatte, fickte, während wir Motown-Hits hörten und uns mit Brandy betranken. Er sah mich an, als ich an seinem Büro vorbeikam, und dann stieg ihm schuldbewusst das Blut in die Wangen, und er wandte den Blick ab. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte …
    Als er anfing, mir aus dem Weg zu gehen, sagte ich mir, das könne nichts mit diesen seltsamen kleinen Zufällen zu tun haben. Es konnte nur sein schlechtes Gewissen wegen der Anziehung zwischen uns sein. Oder vielleicht die Hektik in der Firma, wenn sich alles überschlug und unsere Tage mit Meetings und Brandschutzübungen vollgepackt waren. Der Arbeitsstress, der Umstand, dass ich ihn nicht jeden Tag sah: Das musste der Grund dafür sein, dass ich daraufhin aufhörte, von ihm zu träumen. So musste es einfach sein.
    Das Problem dabei war, dass ich nicht aufhören wollte. Ich konnte meinen Träumen immer noch jede Richtung geben, die ich wollte; vermochte immer noch zwischen ihnen hin- und herzuschalten wie zwischen den Szenen auf einer DVD. Aber ich war nicht mehr in der Lage, die süßen Fantasien über ihn heraufzubeschwören. Nicht einmal ein paar Augenblicke lang. Sie verblassten, und wenn ich stur an der Szene festhielt, verlor sie ihre Kraft, und ich sah zweidimensionale Bilder auf einem Schirm statt eines lebenden, atmenden 3D-Films.
    Das wollte ich nicht. Ich wünschte mir dieses Gefühl bei ihm zu sein, so als könne ich ihn wirklich riechen und seine Haut schmecken. Spüren, wie sich meine Arme reckten, wenn ich sie um ihn schlang und er mit seinem Körper in meinen hineinstieß. Aber die Bilder waren hohl, daher versuchte ich es nicht weiter. Und ihm ging ich auch aus dem Weg.
    Nicht die beste Idee der Welt.
    Ich fühlte mich verlassen, wurde reizbar. Als hätte ich etwas verloren. Wahrscheinlich hatte ich das in gewisser Weise. Am Tag fehlte mir meine Dosis an Begegnung mit ihm, und nachts vermied ich es, in den REM-Schlaf zu kommen, weil ich fürchtete, durch unausgegorene Träume enttäuscht zu werden. Das Ganze zerrte an meinen Nerven. Ich stellte fest, dass ich in der Supermarktschlange oder am Fenster eines Drive-In völlig fremde Menschen anschnauzte; und bei den Leuten, die ich kannte, erschöpfte die Anstrengung, normal zu wirken, mich so, dass meine Fassade immer mehr Risse bekam. Bald würde ich durchdrehen.
    Da ich ihn in der Firma, wo er sich distanziert verhielt, nicht erreichen konnte, wandte ich mich erneut den Träumen zu. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass es eine Barriere gab, gegen die ich nur heftig genug anrennen musste, damit ich durchbrach und mich wieder normal fühlte. Wobei »normal« den Ort in meinem Schlaf bedeutete, an dem ich ihn beinahe spüren konnte. Ich musste mir nur mehr Mühe geben.
    Wie immer wanderte ich in meinen Träumen umher, aber jetzt war ich nicht auf der Suche nach fantastischen Panoramen und Landschaften. Ich wollte meine Träume real und unmittelbar erleben. Hier in der Gegenwart. In ihnen verließ ich mein Bett, durchquerte die Räume des Hauses und ging in die Nacht hinaus, um Orte aufzusuchen, die ich aus dem Wachzustand kannte. Nächtliche Straßen, leere Bürogebäude. Oder ich fuhr mit dem Mustang vertraute Wege über die Straßen der Stadt.
    Und wenn ich auf einer Terrasse stand und über die schlafende Stadt hinausblickte oder auf einer feuchten Parkbank saß und dem unzusammenhängenden Gemurmel eines Obdachlosen lauschte, fühlte ich mich weniger verlassen. Ich hatte das Gefühl, dass er irgendwo da draußen in dieser Traumlandschaft war. Und wenn ich mir nur genug Mühe gab, wenn ich fliegen lernte, würde
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