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Süße Rache: Roman (German Edition)

Süße Rache: Roman (German Edition)

Titel: Süße Rache: Roman (German Edition)
Autoren: Linda Howard
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leisen, tiefen Stimme und fuhr dabei mit den Lippen über ihre Schulter, sodass er die Worte auf ihre Haut murmelte. »Gibt es Kameras?«
    »Nicht mehr«, erwiderte Drea, sofort schienen ihre Eingeweide unter einem scharfen Strahl aus Lust und Angst zu verglühen. Sie gab sich alle Mühe, damit die Menschen sie für eine dekorative, egozentrische und ziemlich beschränkte Blondine hielten; kurz gesagt, für ungefährlich. Unterschätzt zu werden, war für sie nur von Vorteil … er schien sie allerdings keineswegs zu unterschätzen, das schmeichelte ihr und machte ihr gleichzeitig Angst. Wenn er hinter die Fassade sehen konnte, konnten das vielleicht auch andere. Gleichzeitig stillte er mit seiner selbstverständlichen Annahme, dass sie die Antwort auf eine so entscheidende Frage wusste, ein Bedürfnis, von dem sie bis zu diesem Moment nichts geahnt hatte, einen Hunger, wenigstens in gewisser Hinsicht für voll genommen zu werden.
    So oder so war es zu spät, um sich weiterhin dumm zu stellen. Frech fügte sie an: »Früher hatte er beides, aber dann meinte er, dass es gefährlich sein könnte, Aufzeichnungen zu machen.«
    Anfangs hatte Rafael sie auf Schritt und Tritt beschatten und von versteckten Kameras in Schlafzimmer und Bad beobachten lassen. Sie hatte sich darauf eingestellt, dass sie keinerlei Privatsphäre genoss, und sich auf völlig
harmlose, geistlose Aktivitäten beschränkt. Als sie fast fünf Monate bei ihm war, hatte sie mitbekommen, wie er Orlando Dumas, seinen Elektronikguru, anwies, alle Kameras und Mikrophone zu entfernen und alle Bänder zu verbrennen. Orlando hatte sich nicht die Mühe gemacht, ihm zu erklären, dass alles digital aufgezeichnet worden war und es keine Bänder gab, aber Drea hatte sich insgeheim köstlich über Rafael amüsiert.
    Falls Rafael wissen wollte, wie oft sie sich die Nägel und Haare machen ließ, schön, dann sollte er seine Zeit damit verschwenden, sie verfolgen zu lassen. Sie ging einkaufen, sie schaute fern, und sie machte es sich zur Gewohnheit, zur nächsten Bücherei zu spazieren und große Bildbände über fremde Länder auszuleihen. Oft saß sie lange versonnen über den Bildern und las Rafael dann stockend kurze Passagen über fremde Gebräuche und geografische Besonderheiten vor, bis er ihr ungeduldig erklärte, dass er sich weder für Frettchen noch für Lemuren interessierte und es ihm scheißegal sei, wo sich der höchste Wasserfall der Welt befand. Drea hatte sich bemüht, leicht beleidigt dreinzublicken, und fortan diese Informationshäppchen für sich behalten. Wenig später hatte er es aufgegeben, sie regelmäßig beschatten zu lassen, wenn sie die Wohnung verließ.
    Meistens ging Drea kein Risiko ein und verhielt sich so, als würde sie weiterhin verfolgt. Sie ließ sich wirklich oft die Haare oder die Nägel machen und verbrachte viel Zeit beim Shopping, in der Stadt wie im Internet. Im Schlafzimmer ließ sie den Teleshopping-Kanal eingestellt und immer einen Schreibblock mit ein paar Bestellnummern herumliegen – Nummern, die sie oft durchstrich oder änderte, nur falls Rafael sie überprüfen ließ. Es waren auch ein paar echte Nummern für Kleidungsartikel darunter,
falls er die Zahlen tatsächlich so genau checken sollte. Sie verbrachte viel Zeit damit, genau das zu tun, was Rafael von ihr erwartete.
    Gelegentlich jedoch tat sie ganz andere Sachen. Obwohl Rafael skrupellos und gerissen war, hielt er sie nicht für intelligent genug, ihm etwas zu unterschlagen, und genau darum konnte sie ihm eine ganze Menge unterschlagen.
    Dagegen hatte dieser Mann, dieser Killer, der sie jetzt in den Armen hielt, ihre sorgfältig aufgebaute Fassade sofort durchschaut, ihre Abwehrmauern durchbrochen und sie genauso mühe- und gnadenlos bloßgestellt wie vorhin auf dem Balkon. Sie sah in seine schmalen Augen auf und fragte sich, was er wohl noch alles in ihr sah. War ihr Geheimnis bei ihm gut aufgehoben, oder war es für ihn eine Trumpfkarte, die er einsetzen konnte, sobald es ihm strategisch nützte? Vielleicht wollte er Informationen über Rafael von ihr. Sie musste alles tun, was er von ihr verlangte; sie hatte keine andere Wahl. Tatsächlich fiel ihr diese Entscheidung nicht einmal schwer, weil dieser Mann zu den wenigen Menschen zählte, die gegen Rafael bestehen konnten.
    Ihre Überlegungen hatten sie aus der Gewalt ihrer überladenen Sinne befreit; sie begann wieder klar zu denken und spürte sofort die eisigen Klauen der Panik. Er war noch nicht
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