Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sündiger Mond

Sündiger Mond

Titel: Sündiger Mond
Autoren: L Burton
Vom Netzwerk:
es schien ihm auch nicht besonders viel auszumachen. Er wirkte vor allem perplex.
    Der Rest spielte sich mehr oder weniger genauso ab wie im Buch. Ja, es gab tatsächlich einen charmanten jungen Satyr mit einem glorreichen Stab zwischen den Beinen, der mich an der Hand nahm, aber sein Name war nicht Tobias, sondern Inigo. Und wenn ich sage, er war ein Satyr, so meine ich damit keinen Schwerenöter. Er hätte tatsächlich ein Satyr sein können.
    Ich fasse es nicht, dass ich diese Worte gerade zu Papier gebracht habe.
    Es versteht sich wohl von selbst, dass dieser Brief niemandem außer Dir in die Hände fallen darf. Die einzigen Menschen auf der Welt, die wissen, dass ich E. E. geschrieben habe, sind du, Kitty und mein Agent. Kannst Du Dir vorstellen, wie sehr es meiner Karriere schaden würde, wenn herauskäme, dass die Schriftstellerin, Journalistin und wagemutige Abenteurerin Emily Townsend insgeheim eine Pornografin ist oder war? Den Franzosen wäre es ja egal, aber den Amerikanern! Sie haben immerhin eine Verfassungsklausel erfunden, die es gesetzlich verbietet, ein Porterhouse Steak mit einem Schluck Cabernet herunterzuspülen. Dieses Land ist über seine puritanischen Wurzeln nie hinausgewachsen, und ich fürchte, das wird auch nie passieren.
    Wo wir gerade davon sprechen – ich danke Dir sehr für Dein großherziges Angebot, mir eine Kiste Château Montrose zu schicken, damit er mich im kalten amerikanischen Westen wärmt, aber es ist Kitty gelungen, einen lokalen Schnaps aufzutun, der in groben Steinkrügen abgefüllt ist und, Gott helfe
mir, besser schmeckt als alles andere, was ich je im Mund hatte.

    Abgesehen von Deinem Ding natürlich.
    Ich verbleibe, de tout mon cœur ,
    Deine ergebene, jammervolle
    Em

2
    E mmeline blickte verwirrt durch das Seitenfenster des Brougham, der neben ihrem kleinen grünen Benz im Kutschenhaus des Schlosses stand. In den Fängen eines fiebrigen Deliriums – denn was für eine andere Erklärung sollte es für sein heftiges Zittern und wahnsinniges Keuchen geben? – schrie der junge Mann auf: »Ja! O ja! Leck die Spitze. Drück die Eier. Und jetzt sauge fest daran … fester … da kommt es. Ich komme!«
    Er brüllte wie ein Löwe und wand sich in Zuckungen, die Emmeline mit unaussprechlicher Furcht erfüllten. Sie musste handeln, und zwar rasch, sonst würde dieser junge Mann seiner grässlichen Krankheit erliegen.
    »Beim Jupiter, Lavinia, du bist eine Künstlerin mit dem Mund«, sagte er, als der Kopf einer Frau in Sicht kam.
    Du lieber Himmel, nein , dachte Emmeline. Sie hatte doch wohl nicht ihren Mund um seinen … seinen …
    Emmeline wich angewidert zurück, als sie begriff, welch lasterhafte Szene sich gerade vor ihren Augen abgespielt hatte. Ihr wurde schwarz vor Augen, und sie sank zusammen, als Entsetzen und Ungläubigkeit über ihr zusammenschlugen.

    Steamboat Springs, Colorado
    26. Januar 1922
    Mon chéri Rémy,
    nein, nein, tausendmal nein, etc. etc. etc.
    Ich bin vierundvierzig. Du bist zweiunddreißig. Warum müssen wir eigentlich überhaupt darüber diskutieren? Rémy, Du weißt, was ich für Dich empfinde. Du bist der vollkommenste Mann, dem ich je begegnet bin, der beste Liebhaber, der warmherzigste Gefährte. Und, oh, der Kontrast zwischen diesen breiten, muskulösen Bauernschultern und der Brille und dem Verstand … dabei werden mir immer noch die Knie weich.
    Wenn es einen echten Grund für uns gäbe, uns zu binden, würde ich darüber nachdenken, aber ehrlich gesagt sehe ich dazu keinen Anlass. Es ist doch alles wunderbar, oder nicht? Was würde sich denn durch eine Heirat ändern? Wir schlafen zusammen, wir reisen zusammen, wir haben die gleichen Freunde und die gleichen Interessen. Und doch hat jeder von uns sein eigenes Zuhause, damit wir nicht ständig aufeinanderhocken. Außerdem würde unsere Übereinkunft, auch mit anderen schlafen zu können, nicht funktionieren, wenn wir den Bund der heiligen Ehe geschlossen hätten. Es ist doch das perfekte Arrangement. Warum willst Du es denn unbedingt ruinieren?
    Apropos schlafen mit anderen, ich muss Dir erzählen, was ich gestern Nacht von Nils, dem Wikinger, geträumt habe. Aber zuerst muss ich Dir berichten, was mich zu dem Traum inspiriert hat.
    Jeden Morgen, wenn Nils die Post bringt, trinkt er eine Tasse heißen Kakao im Speisezimmer, bevor er sich wieder auf den Weg macht. Gestern hat Kitty, die ein Auge auf ihn geworfen hat, ihn gefragt, ob sie ihn begleiten könne. Er war natürlich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher