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Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption

Titel: Sühneopfer - Graham, P: Sühneopfer - Retour à Rédemption
Autoren: Patrick Graham
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einen neuerlichen Satz und stirbt wieder ab. Die Federung ächzt. Der dicke Bulle setzt sich neben Barbara. Er fährt der jungen Frau mit seiner blutigen Hand in die Haare und löst die Handbremse.
6
    Shepard stöhnt auf, als er über das Schluchzen seiner Frau hinweg den Lexus starten hört. Der dicke Bulle sagt kein Wort, er begnügt sich damit, Barbara stumm zu dirigieren. Der dumpfe Lärm verebbt. Von Zeit zu Zeit dreht der Riese sich um und kitzelt die Zwillinge, die wie erstarrt auf der Rückbank sitzen. Ohne das Telefon vom Ohr zu nehmen, zerrt Shepard fieberhaft sein zweites Mobiltelefon aus der Tasche und wählt die Notrufnummer. Eine eintönige Stimme bittet ihn zu warten. Dann folgt eine aufgezeichnete Ansage.
    Eine Ewigkeit fährt der Lexus dahin. Nach dem Holpern und Schlagen zu urteilen, hat der Sheriff Barbara gezwungen, querfeldein durch die Wüste zu steuern. Ein Gelände voller tiefer Schluchten und Abgründe, in denen ein Unfallwagen tagelang unentdeckt bleiben kann. Dorthin entführt diese Bestie seine Frau und seine Töchter. Shepard presst das zweite Telefon ans Ohr. Die Stimme einer Frau. Sie fragt, wer am Apparat sei. Er ringt nach Worten und findet keine. Er begreift, dass er mindestens zehn Minuten brauchen wird, um sich verständlich zu machen, und beendet die Verbindung. Er greift wieder nach seinem privaten Telefon, aus dem Barbaras Schluchzen dringt.
    Der Lexus legt noch etliche Meilen zurück, ehe er anhält. Dann ist alles still. Shepard stockt der Atem vor Entsetzen, als er den Mörder schnuppern hört. Es klingt, als beröche er Barbara, nähme alle ihre Düfte in sich auf. Barbara spricht wieder, ihre Stimme zittert; ihr ist klar, dass es keine Rettung gibt.
    »Wenn Sie mich umbringen, würden Sie es bitte außer Sichtweite meiner Töchter tun? Ich flehe Sie an! Ich will nicht, dass sie mich sterben sehen.«
    Tränen schießen Shepard in die Augen, als er seine Frau in Endlosschleife immer wieder dasselbe sagen hört. Dann klingt ihre Stimme auf einmal wie erstickt. Als würde ihr Stoff vor den Mund gehalten. Vielleicht ist es eine Schulter – vielleicht hat er sie tröstend an sich gezogen. Barbara, das Gesicht an das schweißnasse Hemd des Sheriffs gedrückt, weint zum Steinerweichen, während der Mann ihr ein Wiegenlied summt. Ein Anflug heißer Dankbarkeit schnürt Shepard die Kehle zu. Der dicke Kerl ist vielleicht doch nicht so abscheulich. Gestört natürlich, wahrscheinlich geisteskrank, aber nicht weiter gefährlich. Sicher ist er aus einer Anstalt entsprungen und macht sich jetzt einen Spaß daraus, nichts ahnenden Autofahrern Angst einzujagen. Ein dicker, aber letztlich harmloser Irrer, der in der nächsten Minute in schallendes Gelächter ausbrechen und den Zwillingen Bonbons schenken wird … Aber dann hört Shepard ein panisches Japsen, ein Ringen nach Luft, denn der Mörder schlingt die Arme immer fester um Barbaras Körper. Es hört sich an, als kämpfte sie mit aller Kraft, als versuchte sie, sich dem Klammergriff der monströsen Handgelenke zu entwinden, die sich um ihren Rücken geschlossen haben. Sie versucht zu sprechen. Sie will den Blick ihres Mörders hinter den verspiegelten Gläsern sehen. Er macht: »Schsch, ruhig, ganz ruhig.« Sie hört auf, sich zu wehren. Mit einem vernehmlichen Knacken bricht ihre Wirbelsäule.
7
    Shepard fällt vornüber ins Gras und übergibt sich. Durchs Telefon hört er die Zwillinge weinen. Daneben ein Rascheln und Knistern unklarer Herkunft. Vielleicht leert der Mann den Inhalt einer großen Tüte auf die Rückbank. Der Mörder atmet in Barbaras Telefon. Shepard spürt Schmerz und Hass aus jeder Faser seines Körpers quellen.
    »Tun Sie meinen Töchtern nichts!«
    »Ich töte niemals Kinder. Auf keinen Fall. Ich habe ihnen ihre Fläschchen mit Mineralwasser gefüllt und massenhaft Süßzeug hingelegt. Ärgerlich ist, dass ich keine Ahnung habe, was solche kleinen Dinger essen. Deswegen hab ich im Drugstore alles mitgenommen, was mir unter die Finger kam.«
    Shepard wischt sich ungestüm die Tränen von den Wangen.
    »Müsliriegel in allen Farben, Hubba Bubba mit Erdbeergeschmack und Jawbreakers Monster Tropical. Du weißt schon – diese Dinger, die im Mund zersplittern, wenn du darauf beißt, und dann kommt ein Kaugummi zum Vorschein.«
    »Ja.«
    »Außerdem Geleebananen, weil ich die selber gern mag, Kwatta, diesen Schokobrotaufstrich, dann Babydesserts und Ben-&-Jerry-Eisbecher mit Macadamia; der Holzlöffel ist
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