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Succubus Dreams

Titel: Succubus Dreams
Autoren: Richelle Mead
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hatte ich jetzt sogar weniger als vorher, bevor ich mit ihm ins Bett gestiegen war. Völlig absurd: Ein derartiger Lebensimpuls hätte mindestens ein paar Wochen reichen sollen, und trotzdem war ich fast ebenso leer gesogen wie er. Noch war der Vorrat nicht so weit erschöpft, dass ich meine Fähigkeit zum Gestaltwandel verloren hätte, aber ich würde binnen weniger Tage einen neuen Kick benötigen.
    «Stimmt was nicht?», ertönte Seths verschlafene Stimme neben mir. Ich wälzte mich herum und entdeckte, dass er mich, auf einen Ellbogen gestützt, mit einem kleinen, süßen Lächeln beobachtete.
    Ich wollte nicht erklären, was geschehen war. Dazu müsste ich genauer auf das eingehen, was ich mit Bryce getan hatte, und während Seth rein theoretisch wusste, was ich zum Überleben tat, verfuhr ich in diesem Fall lieber nach dem Motto: ‹Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß›.
    «Nichts», log ich. Ich bin eine gute Lügnerin.
    Er streichelte mir die Wange. «Ich habe dich gestern Nacht vermisst.»
    «Nein, hast du nicht. Du warst mit Cady und O’Neill beschäftigt.»
    Aus dem süßen Lächeln wurde ein sarkastisches, aber sogar dabei erkannte ich, dass seine Augen das träumerische, nach innen gekehrte Aussehen annahmen, das sie immer dann zeigten, wenn er an die Protagonisten seiner Romane dachte. Während meines langen Lebens hatten Könige und Generäle um meine Liebe gebettelt, dennoch konnten an manchen Tagen nicht mal meine Verführungskünste mit den Menschen konkurrieren, die in Seths Kopf lebten.
    Zum Glück war nicht so ein Tag, und er konzentrierte sich wieder auf mich.
    «Nö. Sie sehen in einem Nachthemd lange nicht so gut aus. Das da ist übrigens genau wie in Anne Sextons Gedicht ‹Lied für ein rotes Nachthemd›: ‹Jene Zimtherzen aus dem Süßwarenladen.›»
    Nur Seth würde eine manisch-depressive Dichterin für ein Kompliment benutzen. Ich warf einen Blick auf das Nachthemd und strich abwesend mit der Hand über die rote Seide. «Ist ziemlich hübsch», gab ich zu. «Vielleicht sehe ich darin besser aus, als wenn ich nackt wäre.»
    Er schnaubte höhnisch. «Nein, Thetis. Keinesfalls.»
    Ich lächelte, wie stets, wenn er den Kosenamen benutzte, den er für mich ausgesucht hatte. In der griechischen Mythologie war Thetis die Mutter des Achilles gewesen, eine gestaltwandelnde Göttin, die ein entschlossener Sterblicher für sich errungen hatte. Und dann warf mich Seth in einer erstaunlich aggressiven Bewegung – aggressiv zumindest für ihn – auf den Rücken und küsste mir den Hals ab.
    «He», sagte ich und kämpfte etwas halbherzig dagegen an. «Dafür haben wir keine Zeit. Ich muss zur Arbeit. Und ich möchte ein Frühstück.»
    «Notiert», murmelte er und ging weiter zu meinem Mund. Ich stellte mein Gejammer ein. Seth küsste ganz wunderbar. Er küsste so, dass die Küsse im Mund zerschmolzen und ihn mit Süße erfüllten. Ein Geschmack wie Zuckerwatte.
    Aber ein echtes Zerschmelzen gab es nicht, nicht für uns. Mit einem gut geübten Sinn fürs Timing, nach dem man die Uhr hätte stellen können, löste er sich von meinem Mund und setzte sich auf. Die Hände nahm er ebenfalls weg. Immer noch lächelnd sah er auf mich in meiner würdelosen Haltung herab.
    Ich erwiderte das Lächeln und unterdrückte den leichten Stich des Bedauerns, den ich stets in diesen Augenblicken des Rückzugs spürte.
    Aber so war das eben mit uns, und ehrlich, wir hatten ein ziemlich gutes System entwickelt, wenn man sämtliche Komplikationen unserer Beziehung berücksichtigte. Mein Freund Hugh hatte einmal gescherzt, dass alle Frauen den Männern die Seele stehlen würden, wenn die beiden nur lange genug zusammen wären. In meinem Fall waren dazu keine jahrelangen Auseinandersetzungen nötig. Ein allzu langer Kuss reichte aus. So war eben das Leben eines Sukkubus. Ich hatte die Regeln nicht aufgestellt, und ich konnte den unausweichlichen Energiediebstahl nicht verhindern, der Folge eines intimen Körperkontakts war. Ich konnte ihn jedoch von vornherein vermeiden, und das tat ich auch. Es verlangte mich schmerzlich nach Seth, aber ich würde ihm nicht, wie Bryce, das Leben stehlen.
    Ich setzte mich gleichfalls auf und wollte das Bett verlassen, aber Seth fühlte sich anscheinend an diesem Morgen besonders mutig. Er schlang mir die Arme um die Taille und zog mich auf seinen Schoß, drückte sich an meinen Rücken und begrub sein leicht stoppelbärtiges Gesicht in meinem Hals und Haar. Ich spürte das
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