Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah

Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah

Titel: Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah
Autoren: Richelle Mead
Vom Netzwerk:
muss zuerst noch was lesen.«
    Ich rollte mich mit dem Eis und meinem Buch zusammen und rief mir ins Gedächtnis zurück, dass ich meinen Lieblingsautor endlich bei der Signierstunde am morgigen Tag treffen würde. Seth Mortensens Literatur sprach mich stets an, weckte etwas in meinem Innern, von dem ich nicht einmal gewusst hatte, dass es dort schlief. Sein neuestes Buch, The Glasgow Pact, konnte das Schuldgefühl wegen Martin nicht lindern, aber es füllte trotzdem eine schmerzende Leere in mir. Ich bewunderte es, dass Sterbliche, die doch nur so kurz lebten, so herrliche Dinge erschaffen konnten.
    »Als ich sterblich war, habe ich nie etwas erschaffen«, sagte ich zu Aubrey, nachdem ich fünf Seiten gelesen hatte.
    Sie rieb sich an mir, schnurrte mitfühlend, und ich hatte gerade genügend Geistesgegenwart, das Eis wegzustellen, bevor ich ins Bett fiel und einschlief.

Kapitel 2
     
    Am folgenden Morgen riss mich das Telefon aus dem Schlaf. Schwaches Licht drang durch meine hauchdünnen Vorhänge, Hinweis auf irgendeine wahnwitzig frühe Morgenstunde. Allerdings konnte hier in der Gegend ein solches Licht alles Mögliche von Sonnenaufgang bis heller Tag bedeuten. Nach viermaligem Läuten ließ ich mich dazu herab, den Hörer aufzunehmen, und schubste dabei versehentlich Aubrey aus dem Bett. Sie landete mit einem empörten Miau auf dem Boden und stolzierte davon, um sich zu säubern.
    »Hallo?«
    »Bist du’s, Kincaid?«
    »Nein.« Meine Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. »Ich komme nicht rein.«
    »Du weißt nicht mal, ob ich dich fragen möchte …«
    »Natürlich weiß ich das. Warum solltest du sonst zu dieser nachtschlafenden Zeit anrufen? Ich werde nicht kommen. Es ist mein freier Tag, Doug.«
    Doug, der andere stellvertretende Geschäftsführer bei meinem Alltagsjob, war ein ziemlich netter Bursche, aber er konnte, selbst wenn’s um sein Leben gegangen wäre, kein Pokerface wahren – oder eine Pokerstimme. Seine Gelassenheit wich auch sofort der Verzweiflung. »Alle haben sich heute krank gemeldet, und jetzt stehen wir auf dem Schlauch. Du musst kommen.«
    »Na gut, ich bin auch krank. Glaub mir, du möchtest mich nicht da haben.«
    Okay, so richtig war ich nicht krank, aber ich glühte von meinem Beisammensein mit Martin immer noch nach. Sterbliche würden dieses Nachglühen nicht „sehen“, wie es Duane selbstverständlich getan hatte, aber sie würden es spüren und davon angezogen werden – Männer wie Frauen -, ohne den Grund dafür zu kennen. Meine Zurückhaltung heute würde jegliche dämliche Balzerei verhüten. War doch richtig nett von mir, echt.
    »Lügnerin. Du bist niemals krank.«
    »Doug, ich habe bereits vorgehabt, heute Abend zur Signierstunde reinzuschauen. Wenn ich da auch noch eine Schicht absolviere, wäre ich den ganzen Tag über da. Das ist krank und nicht ganz normal.«
    »Willkommen in meiner Welt, Schätzchen! Wir haben keine Alternative, nicht, wenn dir das Schicksal des Ladens wirklich am Herzen liegt, nicht, wenn dir unsere Kunden und ihre Zufriedenheit wirklich am Herzen liegen …«
    »Du hast schon verloren, Cowboy.«
    »Also«, fuhr er fort, »ist die Frage, ob du freiwillig herkommen willst, oder ob ich zu dir rüber und dich eigenhändig aus dem Bett zerren muss? Ehrlich gesagt, hätte ich gegen Letzteres ganz und gar nichts einzuwenden.«
    Ich verdrehte im Geiste die Augen und war zum zehn millionsten Mal sauer auf mich, weil ich nur zwei Blocks von der Arbeit entfernt wohnte. Sein Geplärre über das Leiden der Buchhandlung hatte Erfolg gehabt, wie er genau gewusst hatte. Ich ging mal wieder davon aus, dass das Geschäft ohne mich nicht überleben könnte.
    »Na gut, damit ich nicht noch mehr von deinem sexistischen Geplänkel ertragen muss, muss ich wohl rüberkommen. Aber Doug …« Meine Stimme wurde hart.
    »Ja?«
    »Teile mich nicht für die Kasse oder so was ein!«
    Ich hörte das Zögern am anderen Ende.
    »Doug? Das meine ich ernst. Nicht die Hauptkasse. Ich möchte keine hunderttausend Kunden um mich rum haben.«
    »Na gut«, sagte er schließlich. »Nicht die Hauptkasse.«
    »Versprochen?«
    »Versprochen.«
    Eine halbe Stunde später trat ich aus meiner Tür und ging die beiden Blocks zur Buchhandlung hinüber. Die Wolken hingen tief und verdunkelten den Himmel, und eine leichte Kühle lag in der Luft, sodass sich einige Fußgänger neben mir den Mantel überstreifen mussten. Ich hatte keinen mitgenommen, da ich meine Khakihose und den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher