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Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah

Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah

Titel: Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah
Autoren: Richelle Mead
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wissen jedoch diejenigen, die total auf Rache und Bürgerwehr abfahren, nur selten, wo sie die Grenze zu ziehen haben, also ist mir die Bürokratie des modernen Rechtssystems dann doch allemal lieber.
    Beim Gedanken an meine Annahme, der zufällig vorüberkommende Fahrer habe sich ein Eis besorgen wollen, kam ich zum Entschluss, dass ein kleines Dessert mir auch guttäte. Sobald ich wieder in Seattle war, hielt ich an einem Geschäft, das rund um die Uhr geöffnet hatte, und entdeckte, dass irgendein cleverer Marketingstratege Eis mit Tiramisu-Geschmack hergestellt hatte. Tiramisu und Eis. Der Einfallsreichtum der Sterblichen brachte mich immer wieder zum Staunen.
    Als ich gerade bezahlen wollte, kam ich an ein paar Blumensträußen vorüber. Sie waren billig und leicht zerzaust, aber ich beobachtete einen jungen Mann, der sie nervös musterte. Schließlich wählte er einige herbstfarbene Chrysanthemen aus und nahm sie mit. Ich folgte ihm wehmütig mit dem Blick und war halb neidisch auf das Mädchen, das sie bekäme.
    Wie Duane so richtig bemerkt hatte, ernährte ich mich gewöhnlich von Versagern, Knaben, bei denen ich keine Schuldgefühle haben musste, weil ich ihnen wehgetan oder sie für ein paar Tage außer Gefecht gesetzt hatte. Diese Sorte schickte keine Blumen und schlug im Allgemeinen um romantische Gesten einen weiten Bogen. Und Knaben, die Blumen schickten, nun ja, die mied ich. Um ihretwillen. Das entsprach so gar nicht dem Charakter eines Sukkubus, aber ich war zu erledigt, um mir noch irgendwelche Sorgen zu machen, welches Verhalten angemessen war und welches nicht.
    Da ich mich traurig und einsam fühlte, nahm ich einen Bund roter Nelken für mich selbst und bezahlte.
    Als ich zu Hause eintraf, klingelte das Telefon. Ich stellte meine Einkäufe hin und warf einen Blick auf das Display. Unbekannt.
    »Mein Herr und Meister«, meldete ich mich. »Welch perfektes Ende einer perfekten Nacht.«
    »Spar dir deine blöden Bemerkungen, Georgie. Warum hast du gerade Duane angemacht?«
    »Jerome, ich – was?«
    »Er hat gerade angerufen. Hat gesagt, du habest ihn ungebührlich belästigt.«
    »Belästigt? Ihn?« Entrüstung wallte in mir auf. »Er hat damit angefangen! Er ist zu mir gekommen und …«
    »Hast du ihn geschlagen?«
    »Ich …«
    »Hast du, oder hast du nicht?«
    Ich seufzte. Jerome war der Erzdämon in der größeren Hierarchie des Bösen von Seattle, dazu auch mein Aufseher. Sein Job war es, uns alle zu managen, dafür zu sorgen, dass wir unseren Pflichten nachkamen, und uns bei der Stange zu halten. Wie jeder faule Dämon zog er es jedoch vor, dass wir ihm so wenig Arbeit wie möglich machten. Seine Verärgerung war durch den Hörer fast mit Händen zu greifen.
    »Ich habe ihn so was wie geschlagen. Eigentlich war es mehr ein Hieb.«
    »Ah, ja. Ein Hieb. Und du hast ihn auch bedroht?«
    »Na, ja, vermutlich schon, wenn man’s ganz genau nimmt, aber Jerome, nun komm schon! Er ist ein Vampir. Ich kann ihn nicht anrühren. Das weißt du.«
    Der Erzdämon zögerte, weil er sich anscheinend das Ergebnis eines Zweikampfs zwischen mir und Duane vorstellte. Ich musste die hypothetische Schlacht verloren haben, weil ich Jerome einen Moment später die Luft ausstoßen hörte.
    »Ja, vermutlich. Aber provoziere ihn nicht mehr. Ich habe momentan genug Arbeit am Hals, auch ohne euch Kinder, die sich um ihre Autos streiten.«
    »Seit wann arbeitest du?« Kinder, also wirklich!
    »Gute Nacht, Georgie. Lass dich nicht wieder mit Duane ein!«
    Die Verbindung brach ab. Dämonen hatten nicht viel übrig für Smalltalk.
    Ich legte höchst beleidigt auf, weil ich einfach nicht glauben konnte, dass Duane sich über mich beschwert und mich dazu zum Bösewicht gestempelt hatte. Schlimmer noch, Jerome hatte ihm anscheinend auch noch geglaubt. Zumindest anfangs. Das schmerzte wahrscheinlich am allermeisten, weil ich mich, abgesehen von meinem Verhalten als arbeitsscheue Sukkubus, beim Erzdämon stets der Rolle einer Musterschülerin und somit einer entsprechenden Nachsicht erfreut hatte.
    Trost suchend transportierte ich mein Eis zum Schlafzimmer hinüber und streifte ein lockeres Nachthemd über. Aubrey, meine Katze, erhob sich vom Fuß meines Betts, wo sie geschlafen hatte, und streckte sich. Sie war völlig weiß, von einigen schwarzen Flecken auf der Stirn einmal abgesehen, und kniff die grünen Augen grüßend zusammen.
    »Ich kann nicht ins Bett kommen«, erklärte ich ihr, ein Gähnen unterdrückend. »Ich
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