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Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln
Autoren: Christoph Hardebusch
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aufgehalten werden. Seine Ladung darf nicht in die falschen Hände fallen. Alles, was du kennst und schätzt, hängt davon ab.
    »Alles, was ich kenne und schätze? Das ist nicht allzu viel. Aber wenn es falsche Hände gibt, wird es auch richtige Hände geben, oder?«
    Natürlich. Aber zunächst ist es wichtiger, dass du verhinderst, dass die falschen sie erhalten .
    »Wieso hast du vorher nicht gesprochen? Wieso hast du dich wie ein Tier verhalten? Was, bei den Geistern der Tiefe, bist du?«
    Die letzten Worte waren beinahe geschrien. Der junge Hiscadi wusste nicht mehr, ob er sich fürchten sollte oder wütend war. Unwillkürlich fiel seine Hand auf den Korb des Degens an seiner Hüfte.
    Ich konnte es nicht. Ich war anders. Du würdest es vielleicht schlafend nennen. Doch dann wurde ich geweckt .
    »Wovon? Diesem verfluchten schwarzen Schiff?«
    Nein, durch etwas auf der Insel. Es war wie eine lodernde Fackel. Durch das Licht habe ich mich selbst erkannt.
    Verwirrt blickte Jaquento Sinosh an. Die kleine Echse kletterte geschickt die Kommode hinab und sprang auf den Tisch. Ihre Klauen klackten auf dem lackierten Holz.
    »Auf der Insel? Du meinst … das Mädchen?«
    Der Nexus, ja. Sie hat mir die Erkenntnis gebracht. Es geschieht nur selten und noch seltener ohne Plan .
    Vorsichtig ließ Jaquento sich in seiner Koje nieder. Es war nicht das Schwanken des Schiffs, sondern die Unbeständigkeit seiner Welt, die ihm zu schaffen machte. Langsam dämmerte ihm, dass er nun der Kapitän der Windreiter war, dass
Sinosh keine zahme Echse war, die sich auf seiner Schulter herumtragen ließ, und dass er in Ereignisse verwickelt war, die sich seinem Verständnis weitgehend entzogen.
    »Und jetzt?«, fragte er matt.
    Jetzt lässt du mich deinen Arm hinauflaufen und tust so, als sei nichts geschehen, weil man dich sonst für verrückt halten wird. Betrachte mich als deinen Gefährten, als Teil deiner Schiffsgemeinschaft .
    Jaquento benötigte einige Augenblicke, um darüber nachzudenken. Die ganze Situation war so unwirklich, dass er kaum einen klaren Gedanken fassen konnte. Nur in einem war er sich sicher: »Ich weiß nicht, ob ich das so einfach kann.«
    Es ist Zeit genug dafür .
    Unvermittelt fragte sich der junge Hiscadi, ob das Wesen auch seine Gedanken lesen konnte, wenn es schon direkt in seinem Kopf sprach. Das unangenehme Gefühl der fremden Gedanken, die doch wie eigene klangen, nagte an seiner Seele. Er fühlte sich nackt und schutzlos, trotz der Klinge an seiner Seite. In der Brig war es ihm ähnlich ergangen, aber da war er Quibon komplett ausgeliefert gewesen. Jetzt sollte er die Oberhand haben, als Kapitän des ehemaligen Sklavenschiffs und damit Anführer einer ganzen Bande von Freibeutern und Piraten. Doch diese kleine Echse mit den goldenen Augen machte ihm Angst. Trotz der schwülen Hitze in der Kajüte wurde ihm kalt.
    »Käpt’n?«, erklang es fragend vor der Tür, dann klopfte jemand leise an. Erleichtert erhob sich Jaquento, warf noch einen vorsichtigen Blick auf das Wesen, das ihn ungerührt anblickte, und öffnete dann die niedrige Tür. Manoel grinste ihn breit an, lugte an ihm vorbei in den Raum und hob die Augenbraue.
    »Das is’ aber nicht besonders gemütlich.«

    »Ich hatte noch keine Zeit aufzuräumen«, erklärte Jaquento. »Was gibt’s?«
    Unwillig machte er Platz, als Manoel sich an ihm vorbeidrängte und sich auf den Tisch setzte. Hinter ihm kam die junge Exsklavin in sein Quartier, die der Maestre unter seine Fittiche genommen hatte. Ihre Miene war verschlossen, aber in ihren Augen brannte ein Feuer, das Jaquento überraschte. Sie hatte verkrustete Wunden an Händen und Armen, viele kleine Schnitte, die langsam verheilten.
    »Willkommen auf der Windreiter «, sagte Jaquento und deutete mit einer vagen Handbewegung auf seine Kajüte. »Ich bin jetzt der Kapitän.«
    Statt zu antworten, nickte sie nur kurz und gesellte sich dann zu Manoel. Die Echse war wieder an ihren Platz auf der Kommode zurückgekehrt und starrte nun das Mädchen unverwandt an. Besteht eine Verbindung zwischen euch? , fragte sich Jaquento.
    »Das ist Sinao, Käpt’n«, erklärte Manoel. »Sie …«
    »Ich weiß. Wir kennen uns«, fiel ihm der junge Hiscadi ins Wort. »Hör’ mal, ich habe viel zu tun. Was gibt es?«
    Achselzuckend hob der junge Maestre die Hände. »Was ist denn los?«
    Einen Moment lang wollte Jaquento wütend werden, dann besann er sich. Müde strich er sich mit zwei Fingern über die Stirn und
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