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Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln
Autoren: Christoph Hardebusch
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Schemen innerhalb der Regenfront. An Lee blieb die Korvette Luchs ein dunkler Umriss, nur spärlich von zwei Laternen erhellt. Für einige Momente spielte Jaquento mit dem Gedanken, beizudrehen und die beiden Schiffe hinter sich zu lassen. In diesem Regen würde die Windreiter sie mühelos abhängen können. Aber dann dachte er an die Sklaven an Bord der Luchs und seines eigenen Schiffes, deren Wohlergehen nun innerhalb seiner Verantwortung lag. Das Militär würde ihnen besser helfen können, als die dezimierte Besatzung der Windreiter es konnte.
    Wenigstens dulden die Thayns offiziell die Sklaverei nicht mehr. Also werden sie Sinao und ihre Begleiter zumindest nicht an die Compagnie ausliefern.
    Er dachte mit einem leichten Frösteln an die junge Magierin, deren Gabe sich während des Aufstandes auf der Insel
Hequia so spektakulär gezeigt hatte. Ich hoffe, Manoel hält Wort und gibt gut auf sie acht.
    Und nicht nur Sinaos Talent war während des Kampfes um das schwarze Schiff zutage getreten.
    Ungebeten kehrten Jaquentos Gedanken zu dem Wesen in Pertiz’ Kajüte zurück. Zwar hatte der Hiscadi dort seine Habseligkeiten verstaut, aber noch konnte er die Anwesenheit seines toten Freundes spüren, und er brachte es nicht über sich, die Kajüte oder gar das Schiff für sich zu beanspruchen. Inmitten des Chaos, welches das Gefecht im Achteraufbau hinterlassen hatte, hockte die Kreatur. Bislang war sie nur ein Tier gewesen, gewitzt vielleicht, aber nicht gefährlich. Doch jetzt war sie weit mehr als das, und ihre bloße Anwesenheit lag wie ein Schatten auf Jaquentos Gemüt. Eine Drohung, der er sich würde stellen müssen. Aber noch ließ er den Regen auf sich herabprasseln und sich durch das Unwetter von allem trennen. Im Augenblick gab es nur Wind und Wasser, Regen und Meer. Langsam wurden seine Gedanken ruhiger.
    So schnell, wie er gekommen war, verschwand der Regen wieder, typisch für die raschen Wetterumschwünge in der Sturmwelt. Schon bald dampfte das Deck der Windreiter in der heißen Sturmwelt-Sonne. Noch einmal atmete Jaquento tief durch. Es ist wie ein Duell. Oder wie einen Strauß mit géronaischen Wachen auszufechten. Warum zögere ich hier ? Er fand keine Antwort auf seine Frage, aber er spürte die Präsenz des Wesens unter sich, in den Eingeweiden des Schiffs. Schließlich gab er sich einen Ruck und lief den Niedergang hinab. Im Inneren des Schiffs hatte sich warme, feuchte Luft gesammelt, die ihm sofort den Schweiß auf die noch regennasse Haut trieb. Kein Licht brannte, nur das helle Rechteck des Niedergangs hinter ihm ließ ihn im Dämmerlicht Konturen erkennen. Er zwang sich, ohne zu zögern in seine Kajüte zu treten.

    Die Mannschaft hatte die kleinen Fenster nach der Schlacht wieder eingesetzt und die gröbsten Schäden beseitigt, aber noch immer waren die Planken zersplittert und von Löchern durchsetzt. Das Mobiliar war aus dem Laderaum wieder heraufgeschafft worden und wirkte so ohne Beschädigung seltsam fehl am Platze. Doch es war die Kreatur, die Jaquentos Blicke anzog. Sie saß auf der schmalen Kommode, äußerlich unverändert. Die goldene Haut der Echse schimmerte in einem Sonnenstrahl, und der Kopf auf dem langen Hals wandte sich dem jungen Hiscadi zu. Den schuppigen Halskragen hatte sie angelegt, offenbar witterte sie keine Gefahr.
    Wo er vorher nicht mehr als ein Tier gesehen hatte, versuchte er nun, die Augen des Reptils zu ergründen, die ihm jedoch keine Geheimnisse preisgaben. Er schwieg endlose Herzschläge lang, dann holte er Luft.
    Ich wusste, dass du zurückkommen würdest , ertönte es in seinem Kopf. Es war wie ein eigener Gedanke und doch fremd, wie die Ideen und Gedankenblitze, die ungebeten in der Nacht kamen und für die man sich schämte.
    »Was bist du?«
    Sinosh .
    »Das ist der Name, den ich dir gegeben habe. Du bist aber nicht … nicht mehr er. Es. Was auch immer!«
    Enerviert strich sich Jaquento eine lange, nasse Haarsträhne aus dem Gesicht. Die bewegungslosen Augen der Echse schienen direkt durch seine Haut in sein Herz sehen zu können.
    Es gab keinen Namen vor diesem. Nun ist es meiner , erwiderte die Kreatur, ohne sich zu bewegen. Es gab mich nicht vorher .
    »Was bist du?«
    Jetzt wandte die Echse den Kopf ab, blickte durch das schmale Fenster hinaus auf das Meer. Zeit verstrich, und
schon glaubte Jaquento, dass er keine Antwort erhalten würde, da erklangen die Gedanken wieder: Ich bin ein Bote .
    »Und was ist deine Botschaft?«
    Das Schiff muss
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