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Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln
Autoren: Christoph Hardebusch
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sehr verärgerte.
    Mit einem Seufzen schob er die unleidigen Gedanken beiseite und folgte seiner Führerin in das Gebäude. Trotz einiger hoher Fenster war der Korridor düster, da die schweren Vorhänge, die sie umrahmten, nur wenig Licht hineinließen. Während sich seine Augen allmählich an das Dämmerlicht gewöhnten, fragte Thyrane: »Wie ist Ihr Name, Leutnant?«
    »Selbrid Byyers, Thay«, erwiderte sie sofort, und die Art, wie sie den Namen aussprach, verriet ihm ihre Herkunft.
    »Sie stammen von Raslin, Thay?«
    Ohne sich zu ihm umzuwenden, antwortete sie: »Das ist richtig, Thay. Der Name?«
    »Eher die Art, wie sie das R rollen. Aus Raslin kommen die besten Seefahrer, sagt man.«
    »Aber nur auf Raslin, Thay.«
    Er lachte laut heraus. »Vermutlich. Jede Insel beansprucht für sich die besten Seefahrer, nicht wahr?«
    »Nun, von Raslin stammte der Seedrache. Aber der Seewolf kommt von Graemney, wenn ich mich nicht irre. Mir scheint, alle Inseln haben ihre Söhne und Töchter der See.«
    »Sie irren sich nicht, Thay. Wenn Sie mal wieder von Ihrem Posten hier entkommen möchten, um ein wenig Seeluft zu schnuppern, sagen Sie mir Bescheid. Ich würde dann sehen, was ich tun kann.«
    Die junge Offizierin lächelte erst unsicher, dann aber offener, als sie sah, dass er nicht scherzte. »Vielen Dank, Thay. Womöglich komme ich auf Ihr Angebot zurück. Wir sind da.«
    Mit diesen Worten klopfte sie an eine Tür, und da aus dem Raum dahinter hereingebeten wurde, öffnete sie die Tür und trat respektvoll zur Seite. Als Thyrane an ihr vorbeischritt, salutierte sie, während er ihr zunickte.
    »Ah, Admiral Thyrane«, begrüßte ihn ein kleiner Mann in einer einfachen, schwarzen Uniform, der sich gerade erhob. Hinter Thyrane schloss Leutnant Byyers die Tür. In einem Ohrensessel in der Ecke entdeckte der Admiral noch eine Person, die aber keinerlei Anstalten machte, den Neuankömmling zu begrüßen.
    »Admiral Daunce«, erwiderte Thyrane und nickte dem kleinen Mann zu. »Es ist schön, Sie wieder einmal zu sehen. Wie lange mag das jetzt her sein?«
    »Sicherlich vier oder fünf Jahre, Thay. Sie waren noch im Dienst.«

    »Und Sie ein frischgebackener Admiral. Der Posten scheint Ihnen zu bekommen. Ich hoffe, die Bürokraten hier lassen Sie noch hin und wieder hinaus, wo der echte Krieg stattfindet.«
    Mit einem Lächeln winkte Daunce ab und strich sich über den beinahe kahlen Schädel. »Meine Zeiten auf See sind vorbei, Thay. Ich habe jetzt andere Aufgabengebiete.«
    Bevor Thyrane antworten konnte, erhob sich der dritte Anwesende aus dem Sessel. Er war beinahe so groß wie Thyrane, dabei aber von schon ungesunder Hagerkeit. Seine dunkle Perücke betonte seine scharfen Züge.
    »Ich unterbreche Ihre Erinnerungen nur ungern, aber ich fürchte, wir haben Dringlicheres zu besprechen.«
    Missbilligend blickte Thyrane zu Daunce, der auf den Sprecher wies: »Das ist Imric Bolton, Sonderberater der Admiralität. Und das ist Admiral Aomas Thyrane, zehnter Laerd von Dunmarden, Vichess von Litikos.«
    »Es ist mir eine Ehre«, erklärte der Sonderberater mit einer Miene, die das genaue Gegenteil ausdrückte. Auch Thyrane gab sich keine Mühe, sein Missfallen zu verbergen. Einige Momente standen sie sich schweigend gegenüber, dann brach Daunce die Stille: »Etwas zu trinken, Thay?«
    »Port, bitte. Also, warum haben Sie mich rufen lassen? Da die Angelegenheit so dringlich ist, dass sie nicht einmal etwas Aufschub durch die Wiedersehensfreude alter Männer duldet, können Sie mir sicherlich sofort eine Antwort geben.«
    »Ich wollte keinesfalls andeuten, dass Sie beide … also Ihr Alter …«
    »Schon gut«, unterbrach ihn Thyrane, dem die Manierismen des Sonderberaters bereits auf die Nerven gingen. »Vergessen wir diesen Teil und dringen zum Kern der Sache vor. Vielleicht noch eines vorab: Was genau an Beratung fällt in Ihre Zuständigkeit?«

    »Ich diene Kanzler Walsley, wenn das Ihre Frage beantwortet«, entgegnete Bolton steif.
    Falls der Berater gehofft hatte, die Erwähnung des berüchtigten Spionagemeisters der Königin würde Thyrane beeindrucken, wurde er enttäuscht – Thyrane hatte Walsley schon sturzbetrunken in einem Bordell erlebt, wo der sonst so stoisch wirkende Mann seine Hosen über dem Kopf kreisen ließ und auf den Tischen stehend Gedichte reklamierte. Erstaunlich gute Stimme sogar .
    »Dem alten Fuchs also. Nun gut, was haben Sie zu berichten?«
    Während Admiral Daunce zwei Gläser mit Port füllte,
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