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Sturm und Drang

Sturm und Drang

Titel: Sturm und Drang
Autoren: Martin Scott
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nehmen, aber ich wünschte, ich hätte etwas mehr Zeit, um herauszufinden, wie ich mit blonden Haaren aussehe.«
    Ich begreife es einfach nicht. Mein Haar hängt mir in einem langen Pferdeschwanz auf dem Rücken, wie bei dem Rest der eher bescheideneren Einwohner von ZwölfSeen, aber ich denke nicht den ganzen Tag darüber nach. Ich erkundige mich bei Makri nach Neuigkeiten von Lisutaris.
    »Es gibt nicht viel. Sie weiß nicht, wie viele Orks vor der Stadt stehen, und General Pomadius will keine Männer opfern, um es herauszufinden. Die Zauberer waren die ganze Zeit mit ihren Nachrichten beschäftigt. Sie sagen, dass sich alle bereitmachen, uns im Frühling zu Hilfe zu kommen.«
    Makri klingt wenig überzeugt. Unser westlicher Nachbar Simnia könnte es sich vielleicht noch anders überlegen und stattdessen versuchen, die Orks an seiner eigenen Grenze aufzuhalten. Auf dieselbe Idee könnten auch die Nioj kommen, unsere Nachbarn im Hohen Norden. Alle tönen, dass sie uns zu Hilfe kommen würden, aber ob sie tatsächlich losmarschieren, wird sich noch zeigen.
    Dass Makri Lisutaris erwähnte, hebt meine Laune nicht gerade. Erstens bin ich verstimmt, weil ich schon so weit gesunken bin, dass ich Neuigkeiten über den Kriegsverlauf aus Makri herausquetschen muss. Ich war einst ein Hoher Ermittler am Palast und über alle Angelegenheiten unseres Stadtstaats bestens informiert. Ich hatte ausgezeichnete Beziehungen und wusste, was so läuft. Jetzt bin ich ein Mann, der sich auf Gerüchte und Klatsch stützen muss. Das ist empörend. Noch ärgerlicher ist, dass ich jeden Morgen auf Lisutaris’ Geheiß hin einen Bann sprechen muss. Es klingt vielleicht unglaubwürdig, aber dieser Zauberspruch hilft, Herminis zu verstecken, eine Senatorenwitwe, die Makri, Lisutaris und einige andere kriminelle weibliche Subjekte kurz vor dem Überfall der Orks aus dem Gefängnis befreit haben. Herminis war zum Tode verurteilt worden, weil sie ihren Gemahl, den Senator, ermordet hatte. Die Vereinigung der Frauenzimmer beschloss, sich einzumischen. Mit dem Ergebnis, dass Herminis in der Rächenden Axt untergekommen ist und Lisutaris mich dazu gebracht hat, ihr zu helfen, Herminis vor der Stadtwache zu verbergen. Diese Aufgabe gefallt mir nicht sonderlich, und hätte mich Lisutaris nicht bestochen, mir gut zugeredet und mich am Ende auf die schockierendste Art und Weise erpresst, hätte ich mich geweigert, diese Aktion zu unterstützen.
    »Es ist nicht richtig!«, erkläre ich nachdrücklich.
    »Was?«
    »Dass ich helfe, Herminis zu verstecken. Wenn das Justizdomizil herausfindet, dass ich mit der Sache zu tun habe, kommen die Bonzen über mich wie ein böser Bann. Und du bist daran schuld.«
    »Ich? Wieso?«, protestiert Makri.
    »Weil du eure Befreiungsaktion vermasselt hast. Ganz zu schweigen davon, dass es gar keine Befreiungsaktion hätte geben dürfen. Und dann hat Lisutaris auch noch die Unverfrorenheit besessen, mich dazu zu zwingen, sie zu decken. Wo wir gerade von Undankbarkeit reden: Diese Frau habe ich vom Schlachtfeld geschleppt und ihr das Leben gerettet. Und? Hat sie auch nur einen Hauch von Dankbarkeit gezeigt?«
    »Sie hat dir einen neuen magischen warmen Mantel geschenkt.«
    Ich wische das Argument mit einer Handbewegung beiseite.
    »Ein magischer warmer Mantel? Lisutaris kostet es nur ein Fingerschnippen, einen magischen Mantel zu erschaffen. Dieses Geschenk signalisiert nicht gerade: ›Danke, dass du mir das Leben gerettet hast!‹ Schon gar nicht von einer so reichen Frau wie Lisutaris. Glaubst du, es würde ihr wehtun, wenn sie ab und zu mal in ihre Schatztruhen greift? Ich sage dir, diese Aristokraten sind alle gleich. Dieser ganze Haufen hat nicht den kleinsten Funken Anstand in den Knochen.«
    »Thraxas, besteht die Möglichkeit, dass du irgendwann mal die Klappe hältst?«
    »Absolut nicht. Ich sage dir, wenn Lisutaris sich das nächste Mal in eine orkische Phalanx verirrt, dann soll sie sich jemand anderen suchen, der sie rettet. Der Mangel an Dankbarkeit bei dieser Frau ist ein Skandal!«
    »Sie hat dir ein Geschenk geschickt. Es ist unten.«
    »Was?«
    »Ich habe es auf einem Karren hergeschafft. Sie lässt dir ausrichten, dass sie sich damit bedanken will, weil du ihr das Leben gerettet hast. «
    Mir fehlen die Worte.
    »Na ja, vielleicht habe ich etwas zu harsch geurteilt. Was ist es denn?«
    Makri zuckt mit den Schultern. »Ich habe schon vor einer Weile das Interesse daran verloren.«
    Ich bin platt. Eigentlich
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