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Sturm der Leidenschaft (German Edition)

Sturm der Leidenschaft (German Edition)

Titel: Sturm der Leidenschaft (German Edition)
Autoren: Cassandra Norton
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damals gehabt hatte.
    „Dann lass ich dich jetzt alleine … Von hier ab schaffst du es ja wohl …“, sagte er, tippte sich gegen eine imaginäre Hutkrempe und machte sich auf den Rückweg.
    Sie sah ihm nach, wie er wieder den Hügel hinab lief. Groß und schlank wie er war. Was war es nur an ihm, das ihre Gedanken so fesselte? Dass sie dazu brachte, ihn berühren zu wollen und ihn gleichzeitig zu beschimpfen? Hatte sie vorhin den Zweikampf gesucht, damit er sie anfasste? Und vor allem auch, damit sie einen Grund hatte, ihn zu berühren …
    Jetzt aber musste sie sich auf das vor ihr Liegende konzentrieren.
    Und so drückte sie das Tor auf und traute ihren Augen kaum.
    Sie war in einem verzauberten Garten gelandet.
    Bunte Rabatten zogen sich an dem Kiesweg entlang, der direkt auf den Eingang des Herrenhauses zulief und der breit genug war, damit auch Kutschen bequem hindurch fahren konnten.
    Es ließ sich kaum ein größerer Unterschied ausdenken, als zwischen der Blütenpracht um das Herrenhaus herum und der Kargheit der umgebenden Heidelandschaft.
    Der Regen, der die Dales in düstere Farben tauchte, schien hier gerade die gegenteilige Wirkung zu haben: Alles wirkte klarer, bunter.
    Anne hatte den Portikus noch nicht erreicht, als bereits ein livrierter Diener mit goldenen Tressen und Perücke auftauchte und mit leicht zusammengekniffenen Augen fragte:
    „Sie wünschen?“
    „Ich bringe die Äpfel.“ Mehr fiel ihr nicht ein.
    Der Diener schaute, als habe er auf eine tote Ratte gebissen. Dann hob er den Arm und deutete mit dem Daumen um das Haus herum.
    „Der Dienstboteneingang ist dort hinten …“
    „Aber wo denn … Mathews … Das ist doch Miss Hall. Von den Halls auf Hardbrooke.“
    In eben jenem Moment kam sie sich vor, als sei auch sie eine Dame von Stand.
    Der Mann, der hinter dem Diener aufgetaucht war, war groß gewachsen und hatte eine wilde Masse brauner Locken auf dem Kopf, die seinen ansonsten strengen Zügen eine verwegene Note gaben.
    Sein Jackett hatte einen hohen Stehkragen und entsprach auch sonst der neuesten Mode.
    Er zog seine Mundwinkel ein wenig herab, was wohl ein Lächeln andeuten sollte.
    „Miss Hall … Kümmern Sie sich um die Äpfel, Mathews.“
    „Sehr wohl, Sir“, erwiderte der Diener servil, und deutete einem anderen Diener, der wesen tlich jünger war als er selbst, die Apfelkarre zu übernehmen.
    „Sie sind ja ganz nass geworden, Miss Hall.“
    „Und schmutzig“, fügte eine spitze Stimme hinzu.
    Anne blickte an der Schulter des Herrn von Haversham House vorbei und sah eine junge Frau mit brünetten Locken auf der riesigen Treppe stehen, die nach oben führte.
    Sie trug ein dunkelgrünes Samtkleid mit einem weiten Rock und Keulenärmeln.
    „Meine charmante Schwester“, schmunzelte der Herr des Hauses.
    Sie hat ja Recht, dachte Anne. Ich sehe wirklich aus wie ein Schwein und es schien ihr genau in jenen Räumen besonders schmerzlich aufzufallen. Zwischen den deckenhohen Gemälden von Landschaften und Ahnen, den Kandelabern und Kronleuchtern, den damastbezogenen Sitzmöbeln, die in gleichmäßigen Abständen auf den in schwarzen und weißen Mustern gelegten Marmorboden.
    Alles hier war reich, hell und schön. Überwältigend schön.
    Nie zuvor hatte Anne etwas gesehen, das diesem Prunk, dieser Eleganz auch nur annähernd geglichen hätte.
    „Wollen Sie sich nicht umziehen? Meine Schwester wird ihnen sicherlich gern eines ihrer Kle ider borgen …“
    Seine Haltung war etwas steif, dabei aber durchaus nicht herablassend oder überheblich.
    „Aber nein“, wehrte Anne schnell ab. „Das ist der Mühe nicht wert. Ich werde auch wieder auf dem Hof erwartet.“
    „Nein, ich dulde keinen Widerspruch. Agnes … Bitte, geh mit Sophie und seht nach etwas Nettem.“
    Im gleichen Maße wie Lord Alderton nett war, erwies sich seine Schwester als hochnäsig.
    Daraus, wie wenig begeistert sie darüber war, dem besudelten Bauernmädchen etwas von ihren herrlichen Kleidern zu überlassen, machte sie keinen Hehl.
    Mit überkreuzten Armen stand sie da und beobachtete ihre Zofe, die das Ankleidezimmer öffnete wie die Tür zu einem überdimensionalen Schatzkästlein.
    Dicht an dicht hingen die schönsten Roben. Anne konnte sich kaum sattsehen an jener E xplosion aus Farben, Rüschen und Volants.
    Dazu gab es eine Unmenge an passenden Hauben und Hüten, Taschen, Handschuhen, St olen und Capes.
    Nie zuvor hatte sie eine solche Pracht gesehen.
    Nicht einmal Königin Victoria nannte
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