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Sturm der Herzen

Sturm der Herzen

Titel: Sturm der Herzen
Autoren: Shirlee Busbee
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abgefressen, aber es hat den Blumen nur gut getan. Dieses Jahr kann man nichts mehr davon sehen, was die Ziegen angerichtet haben, die Rosen blühen einfach prächtig. Sogar Tante Agatha hat das gesagt.« Sie warf ihm einen Blick voller Abneigung zu. »Und es waren auch gar nicht alle Rosen, sondern nur ein paar.«
    Marcus ignorierte diesen Ausbruch und sagte: »Ich möchte nur darauf hinweisen, dass du dir in der Vergangenheit nicht unbedingt den Ruf erworben hast, deine Schnapsideen zu Ende zu bringen. Woher soll ich wissen, dass Tempest und dein Vorhaben, Pferde zu züchten, nicht nur ein weiterer Fall von Ziegen in den Rosen und einem Hahn im Haus ist?«
    Sie starrte ihn empört an, in ihrer Brust rangen Gekränktheit und Wut miteinander. Warum konnte er nicht begreifen, dass Tempest und das großartige Gestüt, das sie sich im Geiste ausmalte, nichts mit Ziegen und Hühnern zu tun hatten? Ihr verflixter Vormund wusste sehr gut, dass sie Pferde liebte, sie ihr ganzes Leben lang schon geliebt hatte und sehr gut mit ihnen umging. Alle sagten das. Sogar Marcus räumte ein - wenn er nicht so aufreizend halsstarrig war -, dass sie ein Gespür für Pferde hatte. Es war ungerecht und nicht nett, ihr jetzt die Desaster mit den Ziegen und den Hühnern vorzuhalten. Das waren kindische Ideen gewesen. Inzwischen aber war sie erwachsen und traf reife und wohl überlegte Entscheidungen. Warum nur, oh, warum nur konnte er das nicht erkennen? Warum bestand er darauf, sie als Kind zu sehen? Als Kind, dem man nachsichtig den Kopf tätschelte und das man wieder wegschickte, wenn es einem unbequem wurde?
    Isabel musste nur in den Spiegel in ihrem Zimmer sehen, um die Antwort auf diese Frage zu finden, überlegte sie betrübt. Sie sah noch aus wie ein Kind. Sie war kaum fünf Fuß groß und war von schlankem, elfengleichem Wuchs. Zu ihrer großen Enttäuschung hatte sie keinen nennenswerten Busen, und es würden vermutlich noch Jahrzehnte vergehen, ehe ihre Familie und ihre Freunde aufhörten, sie als Kind zu betrachten. Es half auch nicht, dass das Schicksal ihr einen roten Lockenschopf beschert hatte und - leider - Sommersprossen auf der Nase, die noch so viel Buttermilch- und Gurkenmasken nicht verschwinden ließen. An der Nase selbst hatte sie nichts auszusetzen; sie war, hatte sie vor ein paar Monaten erst entschieden, eine wirklich nette Nase, zart geformt und mit einem frechen Aufwärtsschwung an der Spitze. Niemand konnte abstreiten, dass ihre Augen, groß und leuchtend, umrahmt von dichten wunderbar langen Wimpern, das Schönste an ihr waren. Aber schöne Augen hin oder her, nichts, noch nicht einmal die Tatsache, dass sie das Schulzimmer vor Wochen schon hinter sich gelassen hatte, würde dafür sorgen, dass alle sie in einem anderen Licht sahen, solange ihre Figur der eines zehnjährigen Knaben glich! Besonders nicht Marcus Sherbrook. Mit einem schmerzlichen Ziehen im Herzen erkannte sie, dass sie von ihm als junge Dame gesehen werden wollte. Das würde jedoch nie geschehen - nicht solange sie in diesem jungenhaften Kinderkörper gefangen war, überlegte sie verbittert. Elend erfasste sie. Sie würde nie eine hochgewachsene stattliche Schönheit sein; sie war dazu verurteilt, ihr Dasein klein, flachbrüstig und sommersprossig zu fristen. Es war alles so ungerecht!
    Sie bezwang den Drang, in Tränen auszubrechen, hob ihr Kinn und erklärte mit bewundernswerter Ruhe: »Du hast jedes Recht zu glauben, Tempest sei für mich nicht mehr als eine Laune. Aber wenn, wie du eben gesagt hast, er ein Pferd ist, das zu besitzen jeden stolz machen würde, dann gibt es keinen Grund, ihn nicht zu kaufen. Wenn, wie du glaubst, ich seiner bald schon müde werde, dann sollte er sich doch für einen ähnlichen Preis weiterverkaufen lassen, zu dem ich ihn erworben habe. Dann würde ich kein Geld verlieren.«
    Marcus betrachtete sie eine Weile schweigend. Isabel hatte er immer schon nur schwer widerstehen können, und seit sie in den vergangenen Jahren zu einer schönen jungen Frau erblüht war, fiel es ihm zunehmend schwerer, ihr nicht jeden Wunsch zu erfüllen. Er verfluchte diese verdammte Vormundschaft, die dafür sorgte, dass sie sich so oft stritten. Dabei war es nicht immer so gewesen. Es hatte eine Zeit gegeben, da war sie ihm wie ein zutrauliches Kätzchen auf den Fersen gefolgt, und er hatte sich darüber gefreut. Er konnte es nicht erklären, aber seit dem Augenblick, da er sie zum ersten Mal gesehen hatte, als Säugling mit dem
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