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Sturm der Herzen

Sturm der Herzen

Titel: Sturm der Herzen
Autoren: Shirlee Busbee
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saß, und nahm auf einem Stuhl Platz, der seitlich danebenstand. Es brannten nur ein paar Kerzen, und der Eindringling hatte sich absichtlich einen Stuhl ausgesucht, der halb im Schatten stand.
    Roxbury betrachtete ihn, nahm die hochgewachsene, breitschultrige und sehnige Gestalt wahr, das schwere schwarze Haar, Schnitt und Qualität der Kleider, die sein ungebetener Gast trug. Der dunkelblaue Wollrock sah aus, als sei er von Stultz gefertigt, das Leinenhemd war makellos weiß, das gestärkte Halstuch auf eine Weise gebunden, die sogar Brummells Billigung gefunden hätte. Und die schwarzen Stulpenstiefel glänzten im Kerzenschein.
    Roxbury lächelte, als er die schwarze Seidenmaske sah, die der Fremde trug. Er hob sein Glas, deutete auf die Maske und fragte: »Glauben Sie, dass das in Mode kommt?«
    Der Mann lächelte, und seine Zähne blitzten weiß im Schatten. »Vielleicht nicht, aber mir kommt es gelegen.«
    Nach diesem Geplänkel beugte Roxbury sich vor und erkundigte sich: »Haben Sie das Memorandum bei sich?«
    Der Mann nickte und griff in die Innentasche seines Rockes, er holte mehrere gefaltete Blätter hervor und reichte sie Roxbury.
    Der stand auf, nahm sie mit zu einem Kerzenleuchter, der auf dem Kaminsims stand. Rasch überflog er das Material, sein Herz klopfte schneller, seine Lebensgeister erwachten. Es war das Memorandum.
    Er drehte sich mit schmalen Augen zu dem Fremden um. »Wie sind Sie daran gekommen?«
    Der Mann starrte auf die Pistole, die er noch in der Hand hielt. »Es war nicht leicht, Blut wurde vergossen.« Bedrückt fügte er hinzu: »Ich bezweifle, dass Sie Whitleys Leichnam finden werden, aber Sie sollen wissen, dass er tot ist.« Zwischen den Schlitzen seiner Maske hindurch schaute er Roxbury ins Gesicht. »Ich habe ihn nicht umgebracht, aber es ist meine Schuld, dass er tot ist. Was die Seiten betrifft, die Sie da in Händen halten, so wissen Sie bereits, wie ich an sie gekommen bin. Lord Thorne hat es Ihnen sicher berichtet, als er kurz nach Mitternacht hier eintraf.«
    »Sie haben mein Haus observiert.« Das war eine Feststellung, keine Frage.
    Der Mann zuckte die Achseln. »In meinem Geschäft zahlt sich Vorsicht stets aus.«
    Roxbury schaute auf das Memorandum, er verfasste im Geiste bereits die Nachricht, die er an die Horse Guards schicken würde, sobald er mit seinem … Gast hier fertig war. Er dachte kurz an die kleine Pistole, die er stets in seiner Weste trug. Durfte er es wagen? Er schaute zu seinem Besucher und entdeckte, dass dessen Pistole wieder auf ihn gerichtet war.
    »Keine Tricks«, sagte der Eindringling ruhig. »Wenn es für Sie so leichter ist, schlage ich vor, Sie sehen es als einen beiderseits zufriedenstellenden Austausch. Sie bekommen das Memorandum und ich mein Gold.«
    Eine Weile studierte Roxbury ihn. Wie der Mann eben selbst gesagt hatte, er war kein gewöhnlicher Einbrecher. Er verfügte über das Auftreten und die Kleider eines eleganten Herrn von Welt. Seine Kopfhaltung verriet Arroganz, sein Gebaren kühle Selbstsicherheit. Selbst wenn seine Kleidung und seine Haltung nicht den Gentleman verrieten, dann würde seine Sprechweise das tun. Und da war etwas Vertrautes an ihm …
    »Wer sind Sie?«, wollte Roxbury wissen. »Kenne ich Sie?«
    »Ich glaube nicht, dass Sie sich mit solchen Überlegungen belasten sollten«, erwiderte er kühl. »Unser Geschäft hat mit den Papieren zu tun, die Sie da in den Händen halten.«
    »Wie viel?«
    Der Eindringling grinste und zeigte dabei seine geraden weißen Zähne. »Ich werde die hübsche Lederbörse voll Gold nehmen, die Sie in Ihrem Safe für genau solche Fälle wie diesen bereithalten. Sie können das Memorandum mit meinen besten Wünschen dafür eintauschen.«
    Zum Teufel mit dem Kerl, schäumte Roxbury. Gab es irgendetwas, das er nicht wusste? Es stimmte, er hatte stets eine größere Menge Gold bereit für … Er lächelte halb. Der Spitzbube hatte recht. Es war für Fälle wie diesen, für so unverschämte Schufte wie ihn.
    Als Roxbury weiter schwieg, bewegte der Eindringling sich rastlos. »Ich weiß, dass Sie es haben, also versuchen Sie bitte nicht, mich mit der vorgeschobenen Behauptung abzuspeisen, dass Sie Zeit brauchen, es zu holen.«
    »Sie scheinen mich sehr gründlich beobachtet zu haben.«
    »Wie ich schon sagte, in meinem Geschäftsfeld neigt man zur Vorsicht. Zu sehr großer Vorsicht.«
    Roxbury nickte und ging zu einer Bücherreihe, hinter der sich sein Safe verbarg. Es schien zwecklos, zu
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