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Street Art Love (German Edition)

Street Art Love (German Edition)

Titel: Street Art Love (German Edition)
Autoren: Katrin Bongard
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wollt.«

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    ALLE BEUGEN SICH ÜBER IHRE BLÄTTER und beginnen zu zeichnen.
    Maja stupst mich an. »Er hat deine beiden Zeichnungen ausgewählt!«
    »Na und?!«, sage ich ganz nebenbei.
    »Bedeutet dir das gar nichts?«
    Ich schweige. Das Verrückte ist: Die ganze Situation an der Tafel hat mir sehr viel bedeutet. Nicht so sehr, weil Charly meine Zeichnungen ausgewählt hat, sondern weil er mehr gesehen hat. Mehr als sorgfältig gemalte Striche. Nicht nur Technik. Auch wenn die Jungs gelacht haben, mir hat gefallen, was er gesagt hat. Und ich glaube, ich habe verstanden, was Charly meinte. Ich beuge mich zu Maja. »Doch, war cool. Vor allem, weil er es nicht wusste!«
    Sie kichert. »Soll ich es ihm sagen?«
    »Nein, auf keinen Fall.«
    Alle haben schon angefangen zu zeichnen, aber ich habe keine Idee. Ich schiele zu Maja, die wahllos Linien über das Papier zieht.
    Sie grinst. »Er hat gesagt, was wir wollen .«
    Ich überlege, was ich zeichnen könnte. Meine Dose mit Stiften? Einen Stuhl? Ich sehe meine Hand auf dem Papier liegen. Die Finger sind leicht eingerollt, der Schatten der Hand fällt auf das Papier. Ich zeichne schnell und konzentriert. Ich bin wieder ganz in meiner Welt, wie abgetaucht. Und höre nicht, wie es klingelt.
    »Du kannst geil zeichnen!«
    Charly steht mit Pia neben meinem Tisch. Vermutlich hat sie ihm gesagt, dass er meine Zeichnung ausgewählt hat.
    »Ja, sie ist so fleißig. Sie ist Wendes Lieblingsschülerin«, sagt Pia mit einem abfälligen Unterton.
    »Ja, sie ist eindeutig … Weiß!«, sagt Charly und geht mit Pia weiter. Ich glaube, ich hasse ihn.
     
    Wir haben noch Englisch, danach zum Glück Schulschluss und Kunst- AG . Maja ist nicht in der AG , und wir verabschieden uns an den Fahrradständern. »Pia ist eine Idiotin!«, sagt Maja, obwohl ich Pia seit dem Kunstunterricht nicht mehr erwähnt habe. »Die ist nur eifersüchtig.«
    »Worauf?«, frage ich, denn da gibt es nichts, worauf sie eifersüchtig sein könnte. Der Kunstunterricht interessiert sie nicht, und was den Rest angeht: Sie rennt doch die ganze Zeit mit Charly durch die Gegend.
    »Du weißt schon«, sagt Maja vage.
    »Jaja, okay. Bis morgen.«
    Wir umarmen uns, und Maja fährt los. Ich sehe ihr hinterher und entdecke Charly am Ausgang des Schulgeländes mit der Mädchenreihe. Ich bin erleichtert, dass er nicht zur Kunst- AG kommt. Doch, wirklich erleichtert.
     
    Die Kunst- AG findet auch im Kunstraum statt, und ich springe die Treppen hoch, denn ich freue mich auf die Stunde. Unsere Lehrerin, Frau Kruger, ist noch sehr jung und deutlich entspannter als Herr Wende. Ihr Lob ist mir viel wichtiger als das von Herrn Wende.
    Wir sind normalerweise zu acht. Ich bin die Einzige aus unserer Klasse in der Kunst- AG . Als ich den Raum betrete, stehen alle um Frau Kruger herum. Sie teilt Flyer aus.
    »Hier, Sophie, du kommst sicher auch mit, oder?«, ruft sie mir entgegen.
    »Exkursion!«, sagt Steffen und reicht mir einen der Flyer. »Gehst du mit?«
    Ich sehe ihn überrascht an. Seit wann kann er sprechen?
    »Wohin denn?«
    »Neue Nationalgalerie.«
    Er sieht mich fragend an, und auf einmal kommt mir der Verdacht, dass es ihn wirklich interessiert, ob ich mitkomme. Warum? Steffen ist ein Einzelgänger, und überhaupt …
    »Übernächstes Wochenende!«, erklärt Frau Kruger. »Samstag. Elf Uhr. Wir treffen uns dort. Der Eintritt ist frei.«
    Ich sehe mir den Flyer an und freue mich auf die Exkursion. Ich kann einige meiner Lieblingskünstler im Original sehen. Max Beckmann mit seinen dunklen Bildern oder Kirchner.
    Steffen steht immer noch vor mir und schaut mich erwartungsvoll an. »Klar, gehe ich mit!«, sage ich. Er lächelt und wird rot, und auf einmal bin ich mir sicher: Steffen will etwas von mir. Ich gehe schnell nach hinten und schaue in mein Kunstfach, obwohl ich dort eigentlich gar nichts suche. Ich weiß nicht, wie ich es finden soll, dass ausgerechnet Steffen mich toll findet.
    Alle suchen sich die üblichen Plätze, und wir sehen erwartungsvoll nach vorne. Frau Kruger hatte für die erste Stunde nach den Ferien eine Überraschung angekündigt. War die Exkursion die Überraschung? Das machen wir eigentlich öfter.
    »Nein, nein, viel besser!«, ruft Frau Kruger und sieht auf die Uhr. »Ich habe ein Modell engagiert. Für das Aktzeichnen. Ein Kunststudent, der eine Stunde für uns sitzen wird.«
    Die Mädchen kichern. Nackt? , ist die Frage, die im Raum schwebt, die aber keiner zu stellen wagt.
    Frau
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