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Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)

Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)

Titel: Stolz und Leidenschaft: Roman (German Edition)
Autoren: Monica McCarty
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jemals verlassen wollen? Ihre Brüder brauchten sie … und sie brauchte sie ebenso. Koste es, was es wolle, sie beabsichtigte hierzubleiben.
    Mit Brian vernünftig zu reden würde zu nichts führen. »Ich klettere da nicht hinauf. Entweder du lässt dir von mir hinaufhelfen oder du musst dir jemand anderen suchen.«
    Sein niedergeschlagener Gesichtsausdruck machte dem von Boru zuvor alle Ehre. »Aber warum?«
    »Wegen diesem Kleid, zum Beispiel.«
    »Bitte, Caiti, da ist doch sonst niemand, der mir helfen könnte. Vater, Malcolm und Niall sind mit den Männern zum Jagen, und die anderen sind mit den Vorbereitungen für das Fest beschäftigt.«
    Das ist merkwürdig . »Ich dachte, sie wären mit dem Jagen schon fertig.«
    Brian runzelte die Stirn. »Das dachte ich auch, aber heute
Morgen sind sie alle ganz eilig aufgebrochen. Vater sah besorgt aus, und als ich ihn fragte, wohin sie gehen, sagte er, zum Jagen. Du siehst also, da ist sonst niemand. Bitte, Caiti …«
    Wie aufs Stichwort fing das Kätzchen an, kläglich zu miauen, und das verängstigte Flehen ging ihr zu Herzen. Gott behüte sie vor Mensch und Tier! Wütend wandte sie sich wieder zu ihrem Bruder um. »Oh, also gut! Aber du musst mir aus diesem Ding heraushelfen.« Auch wenn sich das Schicksal anscheinend gegen sie verschworen hatte, hatte sie keinesfalls die Absicht, ihr neues Kleid zu ruinieren.
    Freudig schlang er die langen, schlaksigen Arme um sie. »Du bist die beste Schwester auf der ganzen Welt! Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann!«
    Sie seufzte. Es war einfach unmöglich, lange wütend auf ihn zu sein. Brian war kein kleiner Junge mehr, aber auch noch kein Mann, sondern in dem komischen Alter dazwischen. Er war bereits größer als sie, und in ein paar Jahren würde er sich die Muskeln und kräftige Statur eines Kriegers aneignen, so wie Malcolm und Niall, ihre zwei älteren Brüder. Brian war noch ein Baby gewesen, als ihre Mutter starb, und Caitrina hatte sich immer um ihn gekümmert. Obwohl man ihn nicht wie die meisten Jungen zu Verwandten geschickt hatte, damit sie ihn aufzogen, würde er bald Knappe eines benachbarten Chiefs werden. Der Gedanke versetzte ihr einen Stich, und sie wünschte sich, sie könnte die Zeit anhalten.
    Nachdem Caitrina ihn kurz an sich gedrückt hatte, drängte sie ihn, ihr aus dem Kleid zu helfen – was kein einfaches Unterfangen war. Schicht um Schicht wurde sie aus Überkleid, Vorderteil, Unterkleid, Reifrock und Ärmeln geschält, bis sie nur noch Hemd und Schnürleibchen trug. Da sie die Arme hoch über den Kopf würde heben müssen, war es nötig, dass sie das Korsett ebenfalls auszog, doch Brian hatte große Mühe damit, die Schnürung zu lösen. Sie hörte ihn ärgerlich
vor sich hin murmeln, bis er schließlich aufgab und anfing, zu zerren und zu ziehen.
    »Autsch!«, rief sie aus. »Sei vorsichtig!«
    »Ich versuch’s ja, aber das ist nicht einfach. Warum trägst du all das Zeug überhaupt?«
    Gute Frage. Eine, die eine ausweichende Antwort verdiente. »Weil Ladys das nun einmal tragen.«
    Nachdem er sie schließlich aus dem Leinen und Fischbein befreit hatte, landete das Korsett neben dem Kleid auf einem umgestürzten Baumstamm. Obwohl das Leinenhemd, das sie trug, sie ausreichend bedeckte, wollte sie das hier so schnell wie möglich hinter sich bringen, bevor sie noch zufällig jemand entdeckte. Das war zwar unwahrscheinlich, da dieser Teil des Waldes ein gutes Stück von der Straße entfernt lag, dennoch wäre es beschämend, in ihrer Unterwäsche gesehen zu werden.
    Abschätzend betrachtete sie den Baum und plante ihren Aufstieg. Es war wirklich schon einige Jahre her. Das hier war der höchste Baum in der Gegend, und das Kätzchen hatte es geschafft, beinahe bis zum Wipfel hochzuklettern.
    »Du musst mir hinaufhelfen.«
    Brian ließ sich auf ein Knie nieder, und sie benutzte sein Bein als Stufe, um den untersten Ast zu erreichen. Die Rinde zerkratzte ihr die Fußsohlen, während sie von Ast zu Ast kletterte und sich langsam wie auf einer Leiter mit ungleichen Sprossen nach oben arbeitete.
    »Autsch!«, rief sie aus, als ihr Fuß an einem scharfen Stück Rinde hängenblieb. Wenn sie fertig war, würde sie sich die Haut an Händen und Füßen in Fetzen gerissen haben.
    Das Kätzchen beobachtete sie aus großen, ängstlichen Augen und miaute kläglich. Als Caitrina sich seinem gefährlichen Sitzplatz näherte, konnte sie sehen, wie es zitterte, deshalb gab sie leise, besänftigende
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