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Stimme aus der Unterwelt

Stimme aus der Unterwelt

Titel: Stimme aus der Unterwelt
Autoren: Stefan Wolf
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Pauline
Mehrfelder, einer steinreichen Industriellenwitwe. Ihr Mann hat kleine
Kofferradios angefertigt und im Fernen Osten millionenfach verkauft. Dein
Onkel, Willi, der Dr. Holmann, besitzt das zweitgrößte Landhaus. Es soll innen
sehr prachtvoll sein, aber ich war noch nie eingeladen. Sein nächster Nachbar —
und Freund — ist Herr Mair-Chateaufort. Er war Käsegroßhändler, hat halb
Österreich mit Käse versorgt. Auch Witwer und schon eine Weile im Ruhestand.
Mein Lebensgefährte und ich haben das vierte Landhaus erworben. Es ist klein
und bescheiden, verglichen mit den anderen.“
    „Ist dein nicht angetrauter Ehemann
auch bei der Zeitung?“ fragte Tim.
    Susi lächelte. „Man sagt nun mal — Lebensgefährte.
Nein, er arbeitet als Kameramann beim Fernsehen. Meistens in Wien. Er kommt nur
übers Wochenende. Diesmal leider nicht. Sonst könntet ihr ihn kennenlernen.“
    Es war ein Freitag im Juli. Wegen
günstig gelegener Feiertage konnte die TKKG-Bande bis Mittwoch bleiben — falls
der zu befürchtende Zank mit Oheim Sigi einen so langen Aufenthalt überhaupt
zuließ.
    „Kennst du meinen Oheim näher?“ fragte
Klößchen beklommen. „Ich sage Oheim, um zu üben, damit ich mich vor ihm nicht
verspreche. Er wünscht diese Anrede. Gaby hat dir erzählt, worum es geht?“
    Susi nickte. „Ich weiß. Im übrigen — Dr.
Holmann hat sich mir noch nicht vorgestellt. Ich hörte, er sei dagegen gewesen,
daß Bernd und ich das vierte Landhaus kaufen. Na ja. Wir alle wohnen so weit
voneinander entfernt, daß man sich nicht sieht. Viermal totale Einsamkeit.
Jeder wollte es wohl so.“
    „Und sein Ruf?“ wollte Klößchen wissen.
    „Dr. Holmann gilt als schwierig. Aber
was besagt das schon. Weißt du, daß er außer dir noch einen Neffen hat? Mit dem
ist er total verkracht. Trotzdem hat Dr. Andreas Holmann damals — als der Alte
sich zur Ruhe setzte — die Praxis übernommen. Hier in Bad Fäßliftl. Ein guter
Arzt, wie ich hörte. Spezialist für Sportverletzungen und Bäder-Heilkunde.“
    Das ist neu, überlegte Tim. Von diesem
Andreas hat nicht mal Willis Vater gewußt. Kein Wunder bei 50jähriger
Funkstille. Da können ganze Familienzweige abbrechen und untergehen — oder mit
frischen Trieben blühen. Wer werden sehen. Draußen hielt ein Polizeiwagen.
    Inspektor Wondrascheck und sein
Assistent stiegen aus.

3. Streit mit dem Gast
     
    Seine Knollennase erinnerte an eine
Kartoffel. Er hatte kurze, stämmige Beine und trug einen viel zu dicken Anzug.
Deshalb schwitzte Inspektor Wondrascheck erheblich. Mit einem karierten
Taschentuch, das er nicht aus der Hand ließ, wischte er sich übers Gesicht.
    Tim betrachtete die Ohrläppchen und
stufte den hiesigen Polizeichef als gutmütig ein.
    Susi und der TKKG-Häuptling hatten
gesagt, was zu sagen war.
    Wegen seines mageren Beitrags zu dem
Vorfall fühlte Tim sich hier so überflüssig wie seine Freunde.
    Aber Wondrascheck ging die Dinge
behäbig an und liebte Gesellschaft.
    Natürlich kannte er Susi. Polizei und
Presse können sich nicht umgehen. Und in einer Kleinstadt wie hier beobachtet einer
vom andern jeden Schritt.
    „Sie hatten unglaubliches Glück, liebe
Frau Welmhoff“, meinte Wondrascheck, während sein Assistent ins Notizbuch
stierte. „Nur weil dieser Gewalttäter Ihnen die Blinde abkaufte, sind sie
davongekommen. Hätten Sie ihn bei der Tat überrascht — und daran fehlten nur
Sekunden wäre Ihre Schreckreaktion nicht zu unterdrücken gewesen.“
    Susi nickte. „Hätte er auch mich...
niedergeschlagen?“
    „Vermutlich.“
    „Mir ist etwas nicht klar“, sagte Tim. „Susi
weiß genau, daß der Täter nichts in der Hand hielt. Er trug eine leichte Jacke.
Offen. Unter der läßt sich nur wenig verstecken. Wo also ist der berühmte
stumpfe Gegenstand, mit dem das Opfer auf den Hinterkopf geschlagen wurde?“
    „Meine Kollegen in Triglitzstadt
steigen zu, sobald der Express dort eintrifft. Sie werden das Abteil absuchen.“
    „Ich habe mich umgesehen“, sagte Tim, „als
Herr Mair-Chateaufort hinausgetragen wurde. Da war kein Totschläger.“
    Wondrascheck lächelte. „Vielleicht hast
du ihn übersehen.“ Tim erwiderte das Lächeln. „Bestimmt nicht.“
    „Dann hat der Täter ihn aus dem Fenster
geworfen.“
    „Man kann die Abteilfenster nicht
öffnen. Belüftet wird automatisch an der unteren Rahmenseite.“
    „Vielleicht war es nur ein Faustschlag.“
    „Unmöglich. Sie hätten die Wunde sehen
müssen. Ich kenne mich aus, was
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