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Stille mein Sehnen

Stille mein Sehnen

Titel: Stille mein Sehnen
Autoren: Kat Marcuse
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einem verschiebbaren Aktenschrank des Büros befand sich ein durchlässiger Spiegel. Aidan betätigte den Schalter unter dem Schreibtisch. Lautlos fuhr der Schrank beiseite, die Mikrofonanlage schaltete sich automatisch an – freie Sicht auf die Bar.
    Faith brauchte lange, bis sie endlich in sein Blickfeld trat. Wie ein Zinnsoldat marschierte sie auf die Theke zu. Aidan musste schmunzeln. Diese Frau war ein einziger Widerspruch – auf der einen Seite hart und unnahbar, auf der anderen hatte sie das Flackern in den Augen nicht verbergen können, als ihr bewusst geworden war, worauf sie sich einließ. Beunruhigend fand er die unterdrückte Angst, die in diesem Moment aus ihrer Körperhaltung sprach. Auch das war ein Widerspruch in sich – interessiertes Funkeln in den Augen und doch Abwehr.
    Zudem umgab sie eine Aura der Traurigkeit. Wie ein Kokon umhüllte diese Faith. Das machte sie noch interessanter für ihn. Es waren hingegen nicht die besten Voraussetzungen, um mit schwierigem Publikum umzugehen. Sie war verschlossen und in sich gekehrt. In diesem grauen Nadelstreifenanzug wirkte sie distanziert. Das wuschelige, kinnlange, rote Haar gab ihr etwas Reizvolles, Verspieltes. Die dunkelbraunen Augen hatten ihn wachsam und skeptisch beobachtet. Diese Frau besaß einen Panzer aus Granit, und es reizte ihn ungemein, diesen zu knacken und die Leidenschaft, die er in ihr vermutete, zu wecken. Außerdem war sie schön, sehr schön sogar. Unter dem züchtigen Hosenanzug verbarg sich ein geschmeidiger Körper, das bewies jede ihrer Bewegungen.
    Aidan beobachtete, wie sie mit Patrice sprach. Ihre Körperhaltung war angespannt.
    Patrices Freudenschrei erklang über die Mikrofonanlage. Überschwänglich riss der quirlige Barmann Faith in seine Arme. Anfangs versteifte sie sich, ergab sich jedoch ein paar Sekunden später der Umarmung. Im nächsten Augenblick ließ Patrice sie los und griff zum Telefon.
    Aidan ertappte sich dabei, dass er ihr auf den Arsch starrte. Für eine Frau war sie groß, vielleicht ein bisschen zu dünn, aber an den richtigen Stellen mit einladenden, weiblichen Rundungen gesegnet. Während er sie betrachtete, breitete sich ein unangenehmes Ziehen in seiner Lendengegend aus, das er beharrlich ignorierte. In einer Stunde trafen die ersten Gäste ein. Dann würde sich herausstellen, ob er mit seiner Annahme richtiglag.
    Patrice war nach dem Anruf sichtlich euphorisch und überdreht. „Schau mir über die Schulter. Ab morgen bist du allein und ich in der Karibik. Drei Wochen Sonne satt und Jean-Luc und Strand und Meer. Wow! Ich kann es kaum glauben.“
    „Hattet ihr den Urlaub bereits länger geplant? Ich glaube nicht, dass man innerhalb einer halben Stunde einen Flug und ein Hotel in der Karibik buchen kann?“, fragte Faith.
    „Ein Freund von Jean-Luc besitzt ein Hotel auf Trinidad. Und das mit dem Flug bekommt mein Held auch hin. Ich bin eben ein Glückspilz.“
    Faith schmunzelte still vor sich hin. Aidan hätte zu gern gewusst, was sie dachte.
    „Wie sind die Gäste?“, wollte sie wissen.
    „Die meisten sind Stammkunden. Du wirst schnell wissen, wer was bevorzugt. Ich erkläre dir die Eigenheiten, sobald sie da sind, das ist einfacher. Achte strikt auf die Rollenverteilung, sprich keinesfalls einen Sklaven an. Sollten ihre Herrn gestatten, dass sie etwas bekommen, bestellen diese für die Subs.“
    Faith wurde blass, und Patrice grinste. „Aidan hat dir nicht verraten, wo du hier bist, nicht wahr?“
    „Er erwähnte Spiele. Ich ging davon aus, dass diese hinter den Türen verborgen bleiben.“ Faith deutete auf die schwarze Lackflügeltür, die sich rechts von der Bar befand und geschlossen war. „Aidan wollte mir die Räume des Clubs nicht zeigen.“
    „Er wollte dich sicher nur testen. So etwas tut er gern. Es bereitet ihm ein diebisches Vergnügen, Menschen zu verunsichern. Der Delicious Club ist ein exklusiver Fetisch- und SM-Club. Er steht ausschließlich Mitgliedern oder Personen in Begleitung von Mitgliedern zur Verfügung. Viele spielen ausschließlich in den hinteren Räumen. Ein paar verlassen ihre Rollen hingegen nie. Lass dich von denen nicht einschüchtern. Sie werden dich testen. Zeig deine Grenzen auf und sie werden dich akzeptieren.“
    Aidan beobachtete Faith bei Patrices Worten genau. Sie sah nicht im Geringsten schockiert aus, lediglich beunruhigt. Ihre Hände zitterten, als sie gedankenversunken ein paar Gläser beiseiteräumte. Aidan war hundertprozentig davon überzeugt,
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