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Stille Kuesse sind tief

Stille Kuesse sind tief

Titel: Stille Kuesse sind tief
Autoren: Susan Mallery
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sie da gerade machte, war ja an sich nichts Ungewöhnliches. In weiten Teilen des Landes würde man es als etwas Tolles ansehen, wenn eine schöne Frau den Arm eines Mannes berührte, auf jeden Fall würde man es nicht als gefährlich deklarieren. Aber Annabelle war ja auch nicht irgendeine Frau. Sie war diejenige, die auf dem Tresen in einer Bar getanzt hatte, diejenige, die er – vermutlich sehr zur Erheiterung der Schicksalsgöttin – einfach unwiderstehlich fand.
    Warum konnte sie nicht so sein, wie er sich die typische Bibliothekarin vorstellte? Altbacken, Strickjacke tragend und langweilig? Vielleicht waren Bibliothekarinnen aber auch gar nicht so. Vielleicht waren sie alle so wild wie Annabelle, und diese Sache mit der Strickjacke war einfach nur ein großer Witz, den sie sich mit der Allgemeinheit erlaubten, weil die viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt war, um die Wahrheit zu erkennen? Wie auch immer, er war verloren. Verloren wegen eines Paars grüner Augen und wegen eines sexy Lächelns, das ihn wie ein Schlag in die Magengrube traf. Okay, es war kein Schlag, und der Körperteil, der auf Annabelle reagierte, war auch nicht unbedingt die Magengrube.
    Am liebsten hätte er Nein gesagt, aber das brachte er nicht über die Lippen. Nicht nur, weil das Büchermobil eine gute Sache war, sondern auch, weil seine Mutter ihn mit einem sehr strafenden, enttäuschten Blick bedenken würde. Auch wenn er schon einige Jahre zuvor die Dreißig überschritten hatte, konnte er diesen Blick nicht ertragen.
    „Ich bin ein Macho“, brummte er und unterdrückte dann ein Stöhnen, als ihm bewusst wurde, dass er das laut ausgesprochen hatte.
    Annabelle hob die Augenbrauen und machte einen Schritt zurück. „Ich bin …“ Sie räusperte sich. „… sicher, dass das der Wahrheit entspricht. Großer, tougher Cowboy und so.“
    Innerlich fluchend überlegte Shane, wie er aus der Nummer wieder rauskommen sollte.
    Bevor er weiter darüber nachdenken konnte, hörte er ein lautes Wiehern von einer der umzäunten Weiden. Er drehte sich um und sah den weißen Hengst am Gatter stehen, die dunklen Augen auf Annabelle gerichtet.
    Auch sie wandte den Blick in die Richtung. „Oh, wow, das ist ja ein wunderschönes Pferd. Wie heißt es?“
    „Khatar. Es ist ein Araberhengst.“
    Und ein Mistvieh, dachte Shane. Die Art von Pferd, das jeden wissen lassen wollte, dass er das Sagen hatte. Khatars vorheriger Besitzer war zu aggressiv gewesen und hatte versucht, den Willen des Pferdes zu brechen. Jetzt musste Shane versuchen, dieses Fehlverhalten wieder auszubügeln, was sich als eine ziemliche Herausforderung darstellte. Aber er würde es schaffen – er musste. Es stand einfach viel zu viel Geld auf dem Spiel, denn ansonsten war das Pferd in Topform.
    Er drehte sich wieder zu Annabelle um. Selbst mit ihren hohen Absätzen reichte sie ihm kaum bis zur Schulter. Wenn er sie auf einen seiner ruhigeren Wallache setzte, würde sie vermutlich in ein oder zwei Wochen reiten können. Was das Tanzen anging, damit würde er sich später beschäftigen. Wenn er wieder in der Lage war, in ganzen Sätzen zu reden.
    „Wann wollen Sie anfangen?“, fragte er, beeindruckt, dass er die Worte tatsächlich fehlerfrei aneinandergereiht bekommen hatte.
    Sie schaute ihn an und lächelte. „Wie wäre es mit morgen?“
    „Sicher.“ Je eher sie anfingen, desto eher wären sie damit durch. Es wäre besser, wenn Annabelle schnellstens wieder aus seinem Leben verschwand. Sie konnte dann andere Männer quälen, und er könnte aufhören, sich wie ein Idiot zu benehmen. Das wäre doch für sie beide ein Gewinn, oder?

2. KAPITEL
    Annabelle hatte keine Ahnung, was den Anbau von Obst und Gemüse anging. Zum einen war sie in der Stadt groß geworden, und zum anderen hatte sie, wie sie fröhlich zugab, keinen grünen Daumen, sondern eher den schwarzen Todesfinger. Wenn sie einer Pflanze zu nahe kam, zuckte die nahezu sichtbar zurück. Wenn sie es wagte, eine mit nach Hause zu nehmen, mickerte das arme Ding vor sich hin, bevor es innerhalb weniger Wochen einging. Sie hatte es mit viel Wasser, mit wenig Wasser, mit Dünger, Sonnenlicht und klassischer Musik probiert. Nichts half. Inzwischen weigerte man sich bei Plants for the Planet, einer kleinen Gärtnerei im Ort, sogar schon, ihr etwas anderes als Schnittblumen zu verkaufen. Annabelle versuchte, das nicht allzu persönlich zu nehmen. Der botanische Zyklus des Lebens entzog sich nun einmal völlig ihrer
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