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Stille Kuesse sind tief

Stille Kuesse sind tief

Titel: Stille Kuesse sind tief
Autoren: Susan Mallery
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ewig gedauert, aber die lange Reise hatte sich gelohnt. Er hatte zweihundert Morgen allerbestes Land etwas außerhalb der Stadt gekauft. Die Zeichnungen für ein Haus waren bereits fertig und, was noch viel wichtiger war, ebenso die Entwürfe für die Ställe. Die Bauarbeiten sollten noch in dieser Woche beginnen. Währenddessen hatten seine Pferde in den Ställen seiner Mutter Unterschlupf gefunden, und er selbst wohnte bei ihr im Haus – zusammen mit ihrem vierundsiebzigjährigen Freund Glen, seinem Bruder Rafe und dessen Verlobter Heidi. Das war definitiv kein Dauerzustand, aber übergangsweise würde es gehen.
    Schließlich tat er genau das, was er immer hatte tun wollen, noch dazu an einem Ort, an dem er sich schon immer hatte niederlassen wollen. Er besaß Pferde und Land, und seine Familie war nahe genug, dass er sich wie zu Hause fühlen konnte, allerdings nicht so nahe, dass sie ihm im Wege sein würde, wenn sein Haus erst einmal fertig war. Nun musste er nur noch das Bild dieser Frau aus seinem Kopf bekommen.
    „Mom, kennst du …“
    Den Rest der Frage verkniff er sich. Seine Mutter gehörte zu den Frauen, die jeden in der Stadt kannten. Wenn man ihr einen Namen nannte, konnte sie ihm innerhalb von einer Viertelstunde die Details der letzten vier Generationen dieser Familie herunterrasseln.
    Doch er hatte keine Lust auf weitere Komplikationen und Probleme. Davon hatte er bereits genug gehabt, schließlich war er mit einer von den Frauen verheiratetgewesen, die einen Mann um den Verstand bringen konnten. Einer der Gründe, warum er sich von ihr hatte scheiden lassen. Er hatte genügend Aufregung in seinem Leben gehabt, davon konnte er noch zehren, bis er neunzig war. Jetzt war es an der Zeit, sich häuslich niederzulassen. Zeit, eine vernünftige Frau zu finden, eine, die zufrieden damit war, dass ein Mann sie liebte.
    Seine Mutter musterte ihn, und wieder einmal fiel Shane auf, wie sehr ihre Augen seinen eigenen ähnelten. Ihr Mund verzog sich zu einem kleinen, wissenden Lächeln.
    „Bitte, bitte, sag, dass du mich fragen wolltest, ob ich ein paar nette Frauen kenne.“
    Was soll ʼ s, dachte er und zuckte mit den Schultern. „Okay, kennst du eine? Jemanden, na ja, du weißt schon, jemanden Normales?“ Nicht so eine wie die Göttin, die auf dem Bartresen getanzt hatte.
    Seine Mutter zitterte schon fast vor Aufregung. „Ja, und sie ist wirklich perfekt. Eine Bibliothekarin. Annabelle Weiss heißt sie. Sie ist bezaubernd. Heidi hat mir erzählt, dass Annabelle gern Reiten lernen möchte. Du könntest ihr Unterricht geben.“
    Eine Bibliothekarin, so so. Im Geiste sah Shane eine unscheinbare Brünette vor sich, mit einer Brille auf der Nase, die Strickjacke bis oben hin zugeknöpft und mit praktischen Schuhen an den Füßen. Nicht gerade aufregend, aber das war okay. Er war jetzt in einem Alter, in dem er sich eine Familie wünschte, und nicht länger auf der Suche nach einer Frau, die sein Leben in Aufruhr versetzte.
    „Was meinst du?“, fragte seine Mutter nervös.
    „Das klingt, als wäre sie perfekt.“
    „Na, zurück an den Tatort?“
    Annabelle grinste ihre Freundin an. „Es hat keine Tat gegeben.“
    „Das weißt du, und auch ich weiß das, aber die Gerüchteküche brodelt, so viel kann ich dir verraten.“
    Annabelle hielt die Tür zu Jo ʼ s Bar auf und wartete, bis Charlie vor ihr in den hell erleuchteten Raum getreten war. Es war Mittagszeit in Fool ʼ s Gold, und an vielen der Tische saßen bereits Frauen und aßen. Jo hatte mit ihrer Bar einen Treffpunkt für den weiblichen Teil der Bevölkerung geschaffen und für die Inneneinrichtung feminine Farben wie Mauve- und Cremetöne gewählt. Tagsüber waren die großen Fernsehgeräte an den Wänden entweder ausgeschaltet oder auf Shoppingsender und Realityshows eingestellt. Auf der Speisekarte gab es viele Salate und Sandwiches, deren Kalorienangaben jeweils dezent am Rand vermerkt waren.
    Annabelle folgte Charlie zu einem Tisch und setzte sich.
    „Alle reden davon, dass du auf dem Tresen getanzt hast.“
    Annabelle lachte. „Ist mir egal. Es war ja für einen guten Zweck. Selbst wenn ich dich damit nicht überzeugen konnte, an meinem Festival teilzunehmen. Aber das ist schon okay. Ich werde es selbst machen.“ Sie verzog ein wenig das Gesicht. „Aber du versicherst hoffentlich allen Leuten, dass ich nicht betrunken war, oder?“
    Sie hatte am Abend zuvor nämlich nicht einmal ein Glas Wein getrunken. Ihre Tanzeinlage auf dem Tresen
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