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Stigma

Stigma

Titel: Stigma
Autoren: Michael Hübner
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betrifft?«
    »Leider nein. Alles, was wir bis jetzt haben, ist die Leiche und ein Haufen offener Fragen.«
    Tom betrachtete die beiden Männer verwundert. »Also, dann würde mich wirklich interessieren, wie Sie darauf kommen, dass ich Ihnen helfen könnte?«
    Der Kommissar legte eine kurze Pause ein, während er Tom eingehend musterte. »Weil wir bei der Leiche etwas gefunden haben, das Ihren Namen eindeutig mit dieser Sache in Verbindung bringt, Herr Kessler.«
    Toms Gesichtsfarbe glich nun der von feinem Zementstaub. »Wie … wie meinen Sie das?«
    »Darauf kommen wir gleich zu sprechen«, wehrte der Kommissar ab. »Zunächst einmal wüssten wir gerne, ob es in jüngster Zeit irgendwelche Vorfälle gegeben hat, die Sie beunruhigt haben.«
    »Vorfälle?«, wiederholte Tom aufgebracht. »Sie meinen, außer den Panikattacken, den schlaflosen Nächten und der Schreibblockade, mit der ich mich gerade herumschlage? Oder meinen Sie etwa den Schreck, den man bekommt, wenn zwei Polizisten vor der Tür stehen und einen unversehens mit einem Mordfall in Verbindung bringen?«
    »Nein, nein, verstehen Sie mich bitte nicht falsch«, beschwichtigte der Beamte. »Ich meine, jemanden, mit dem Sie vor kurzem Streit hatten oder der Sie bedroht hat. Ein anderer Schriftsteller vielleicht, der Ihnen den Erfolg missgönnt, oder ein fanatischer Fan, der auf sich aufmerksam machen will?«
    »Nein, nichts dergleichen.« Toms Stimme klang jetzt beinahe wie die eines wütenden Kindes.
    »Gibt es sonst irgendjemanden, dem Sie ein solches Verbrechen zutrauen würden, um Ihnen zu schaden?«
    Empört sah Tom den Kommissar an. »Nein, um Gottes willen, ich kenne niemanden, der zu so etwas Schrecklichem in der Lage wäre. Mein Bekanntenkreis besteht in der Regel nicht aus pädophilen Wahnsinnigen.« Er schnaufte wütend. »Was sollen eigentlich all diese Fragen? Könnten Sie mir jetzt bitte erklären, was das alles zu bedeuten hat?«
    Dorn warf seinem Kollegen einen ernsten Blick zu. »Herr Kessler, vielleicht sollten wir erst einmal mit Ihrer Frau sprechen«, meinte er zögernd. »Ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, ob …«
    »Es geht mir gut, keine Sorge«, unterbrach ihn Tom.
    »Hören Sie, ich will ehrlich zu Ihnen sein.« Der Kommissar beugte sich zu ihm vor. »Der Grund, weshalb wir hier sind, ist, dass wir Nachforschungen über Sie angestellt haben. Aus Ihrer Polizeiakte wissen wir von den schrecklichen Dingen, die Ihnen in Ihrer Kindheit zugestoßen sind. Und glauben Sie mir, wenn ich Ihnen versichere, dass sich selbst den erfahrensten Kollegen der Magen umgedreht hat, als sie den Bericht gelesen und die Fotos von den Leichen gesehen haben.«
    »Und was hat das alles hiermit zu tun?«, wollte Karin wissen, und Dorn sah die Beklommenheit in ihren Augen.
    »Nun«, sagte er und atmete tief durch. »Wir haben den begründeten Verdacht, dass der Mord an dem Mädchen in direktem Zusammenhang mit den Ereignissen von damals steht, auch wenn wir uns das im Moment nicht recht erklären können.«
    »Das kann nicht Ihr Ernst sein«, entfuhr es Karin. Schützend griff sie nach Toms Hand. »Sie meinen doch sicher, es gibt da gewisse Ähnlichkeiten.«
    »Nein.« Der Kommissar öffnete die Mappe in seiner Hand. Er zog zwei Fotos daraus hervor und legte sie nebeneinander auf den Tisch. Auf den ersten Blick schienen beide identisch zu sein. »Ich meine, dass die Grube, in der wir das Mädchen gefunden haben, der von damals in Form und Ausmaß genau gleicht.« Er deutete auf das rechte der beiden Fotos. »Die Leiche des Mädchens weist genau die gleichen Misshandlungsspuren und Merkmale auf wie der Leichnam vor dreizehn Jahren. Die Position, in der sie gefunden wurde, ist ebenfalls identisch. Das Alter, die Haarfarbe … sogar die Kleidungsstücke des Opfers stimmen bis ins Detail überein. Ich spreche von einer exakten Kopie des Fundortes, den Ihr Mann als Kind im Garten dieses Grundstücks entdeckt hat.«
    Toms Atem war zu einem schnellen Keuchen geworden, und sein Herz raste so schnell, dass er glaubte, das Blut in seinen Augen pulsieren zu sehen, die starr auf die beiden Fotos gerichtet waren. »Aber … aber das ist unmöglich«, keuchte er und kämpfte verzweifelt gegen eine erneute Panikattacke an. »Was Sie da behaupten, kann nicht sein.«
    »Glauben Sie uns, wir waren nicht minder überrascht, als wir die Fotos von damals gesehen haben.«
    »Was haben Sie dort noch gefunden?« Tom hatte jetzt Mühe, sich verständlich auszudrücken.
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