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Sternenteufel

Sternenteufel

Titel: Sternenteufel
Autoren: André Norton
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Sargon rannte jetzt. Er war bereits an der Wiese vorbei und unterhalb des Teiches. Jetzt mußte sie aufhören, ihn weiter anzustacheln.
    Ihr Kopf zuckte zurück. Dieses Brüllen – eine Mischung aus Wut und Hunger – war unüberhörbar. Sie hatte nicht damit gerechnet, daß der Rog schon so nahe war.
    Schnell verstärkte sie ihre Geistsondierung – und erstarrte.
    Es war nicht der Rog! Jagdbeute, ja, aber menschliche! Der, der ihr zufällig oder absichtlich nachgestiegen war, war vom Sargon gewittert worden.
    Sie hatte dieses schreckliche Raubtier in seine Richtung geschickt! Elossa rann es bei dieser Erkenntnis kalt über den Rücken. Sie hatte das Undenkbare getan, hatte den Tod auf ein Wesen gehetzt, das von ihrer Art war! Die Ungeheuerlichkeit dieser ungewollten Tat weckte Übelkeit in ihr. Einen Augenblick lang vermochte sie nicht einmal zu denken.
    Doch dann griff sie nach ihrem Stab und ließ ihren Mundvorratbeutel liegen, wo er war. Sie wandte sich dem Hang zu, den sie hochgestiegen war. Wenn sie jetzt dem Tod in die Arme lief, hatte sie es verdient. Der andere trug zwar Armbrust und Dolch, doch weder das eine noch das andere würde genügen, einen Sargon abzuwehren.
    Wieder brüllte der Sargon. Er hatte seine Beute noch nicht erreicht. Wieviel Zeit blieb ihr? Elossas ausgebildeter Yurthgeist schüttelte den Schock ihrer Schuld ab. Diesen Weg hinunterzulaufen, würde absolut nichts nutzen. Mit ihrem Stab konnte sie nichts ausrichten. Blieb nur noch – der Rog!
    Elossa bemühte sich, ihre Gedanken zu ordnen und ihre Kraft zu sammeln. Sie stand jetzt auf einem schmalen Sims, mit dem Rücken zur Bergwand, und schaute hinunter. Die gedrungenen Büsche des tieferliegenden Hanges verbargen, was sich dort befand.
    Rog! schrillte ihr Befehl. Sie fing den Geist des anderen Tieres, das zwar kaum weniger wild als der Sargon war, aber nicht besessen wie dieser. Mit aller Kraft prägte sie ihm ein: Sargon – dort – jagt – töte – töte!
    Das riesige Raubtier reagierte. Elossa steigerte seinen Haß zu einer Gefühlswallung, die das Gehirn eines Menschen ausgebrannt hätte. Der Rog setzte sich in Trab!
    Aus der Düsternis erschallte ein Schrei – aus Menschenkehle!
    Es war zu spät! Elossa schluckte und machte sich erneut auf den Weg nach unten. Es war nun nicht mehr nötig, den Rog zum Kampf aufzustacheln, er war dazu bereit! Nun mußte sie sich um den Menschen kümmern, der vielleicht bereits tot war.
    Er hatte Schmerzen, aber er lebte noch. Nicht nur lebte er, er kämpfte auch! Er war auf einen Felsblock geklettert, wohin ihm der Sargon im Augenblick nicht folgen konnte. Doch lange würde er dort nicht vor ihm sicher sein. Außerdem war er verwundet und leichte Beute für das bepelzte Ungeheuer, das nun alles daransetzte, ihn herunterzuzerren.
    Rog …
    Wie in Antwort auf diesen Gedanken erdröhnte erneut ein Brüllen. Jetzt sah sie das Tier auch. Es kam quer über den Hang auf die Büsche zu. Aufrecht stehend würde sie ihm höchstens bis zur Schulter reichen. Sein mächtiger Leib war mit zottigem Fell bedeckt, unter dem seine kurzen Beine fast verborgen waren.
    Selbst unter seinesgleichen war dieser Rog ein Gigant, und alt genug, ein wachsamer Kämpfer zu sein. Nur die stärksten seiner Gattung überlebten das erste Jahr. Er war ganz sicher ein ebenbürtiger Gegner, vielleicht der einzige für den Sargon.
    Als er näher kam, brüllte er ein zweites Mal herausfordernd. Elossa konnte nur hoffen, daß das den Sargon vor einem neuerlichen Angriff auf sein Opfer abhielt.
    Die Herausforderung wurde mit einem wütenden Kreischen beantwortet. Elossa schluckte. Würde der Sargon erst dafür sorgen, daß seine Beute nicht mehr fliehen konnte, ehe er sich zum Kampf stellte? Sie bemühte sich, in das rasende Chaos seines Geistes einzudringen. Rog! projizierte sie, aber sie wußte nicht, ob das etwas half. Doch sie gab nicht auf. Rog! Sie war sicher, daß der Raski noch lebte, denn sie hätte seinen Tod gespürt wie eine Dämpfung ihres Ichs, wenn auch nicht so stark wie bei einem Yurth.
    Der Rog bremste ab, daß Steine und Sand durch die Luft flogen. Er stellte sich auf die Hinterläufe, und die kräftigen Vorderpranken hingen hinab. Sein Schädel, der ohne Hals direkt auf den mächtigen Schultern zu ruhen schien, deutete auf die Büsche. Aus der geöffneten Schnauze glitzerte eine Doppelreihe von Fängen.
    Da schoß der schmale Schädel des Sargons hinter den Büschen hervor. Geifer troff von seinen Lefzen, als er
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