Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenteufel

Sternenteufel

Titel: Sternenteufel
Autoren: André Norton
Vom Netzwerk:
innerhalb des Weidezauns eine Weile neben ihr her und beobachtete sie sehnsüchtig, wie Elossa spürte. In seinem Geist entdeckte sie die schwache Erinnerung von Freiheit ohne Zügel und ohne Grenzen.
    Sie blieb stehen, um ihm den Segen ausreichenden Futters und angenehmer Tage zu geben. Staunen und Freude antworteten ihr. Hier war eines der unterdrückten Geschöpfe, von denen jene, die ihm ihren Willen aufzwangen, nicht einmal wußten, welcher Art von Lebewesen es wirklich war. Elossa wünschte sich, sie könnte die Gatter all dieser Weiden öffnen, um diesen Tieren die verlorene Freiheit zurückzugeben, an die dieses eine Hoos sich voll Sehnsucht erinnerte.
    Doch die Yurth wußten auch ohne Verbot, daß sie nichts an der Lebensweise der Raski und jener, die von ihnen benutzt wurden, ändern durften. Das zu tun, wäre ein falscher Einsatz ihrer Gaben und Fähigkeiten. Nur in einer Notlage, etwa um ihr eigenes Leben zu retten, war es den Yurth erlaubt, ihre Angreifer mit Illusionen zu verwirren.
    Nun lagen auch die Weiden bereits zurück, das Bergland erhob sich vor ihr. Sie warf die letzten Schatten ab, die sie gequält hatten, seit sie durch das Städtchen gekommen war. Tief einatmend streifte sie die Kapuze ihres Umhangs zurück und ließ den Wind mit ihrem feinen hellen Haar spielen.
    Da und dort verliefen noch vereinzelte, kaum erkennbare Pfade. Vielleicht benutzten die Raski sie, wenn sie jagten oder nach ihren Herden im Hochland sahen. Doch nichts deutete darauf hin, daß sie kürzlich benutzt worden waren. Als sie eine Kuppe erklommen hatte, entdeckte sie einen Monolithen, der einst, als er noch gerade gestanden hatte, größer als sie gewesen war. Sein Stein war zweifellos nicht von hier, denn er war nicht von dem stumpfen Grau hiesigen Gesteins, sondern rot, schwarzrot wie in der Sonne verkrustetes Blut.
    Elossa schauderte und fragte sich, wie sie auf diesen Vergleich gekommen war. Und jetzt, da sie dichter davor stand, bemerkte sie, daß er behauen war. Doch die Zeit hatte an ihm genagt, und Wind und Wetter ihn zerfressen. Am deutlichsten war noch der Kopf zu erkennen. Je länger Elossa ihn anstarrte, desto schlimmer wurde dieses wiedererwachte beunruhigende Gefühl.
    Der Silhouette nach war das Gesicht das eines Raski, und doch mit mehr als nur einer Spur von Fremdartigkeit. Trotz seiner Verwitterung war die Warnung unmißverständlich. Sollte es einen jeden, der sich hierher verirrte, zur Umkehr mahnen, wollte er nicht in ungeheure Gefahr geraten?
    Elossa wandte sich schaudernd davon ab und sah sich um – und entdeckte noch einen Überrest längst vergangener Zeit: zweifellos hatte einmal eine Straße von hier aus bergaufwärts geführt. Eine Straße aus großen Steinblöcken, die, obwohl überwachsen, noch ihren ursprünglichen Zweck verrieten.
    Eine steinerne Straße! Doch dergleichen war nur in und nahe der Städte eines Könighauptes zu finden! Elossa legte eine Hand auf einen unter dem Gras kaum noch zu erkennenden Stein und bemühte sich, ihn mit den Gedanken zu lesen … Aber so alt war er, daß das Land ihn als Teil der Natur übernommen und ihm sein eigenes Siegel aufgeprägt hatte. Sie fühlte die Spur einer Sandechse und die Fährte eines Banders, doch was vor ihnen lag, hatte die Zeit verwischt.
    Die uralte Straße führte zu den Bergen, die sie erklimmen mußte. Ihr zu folgen, so überwuchert sie auch war, würde ihr den Weg ein wenig erleichtern, und sie konnte ihre Kräfte für die bevorstehende, schwierigere Aufgabe aufsparen. Aber wer hatte sie erbaut? Und weshalb war der Monolith aufgestellt worden, um ihr Betreten zu verbieten?
    Je weiter sie dieser Straße folgte, desto mehr staunte Elossa über das Geschick und die Arbeit, die in ihrem Bau steckte. Sie nahm nicht den einfachsten Weg, beschrieb keine Biegungen wie die Fährten von Wild, oder wie die Fußpfade in den Bergen, oder wie die Lehmstraßen des Flachlands. Nein, schnurgerade verlief sie, hatte alle Hindernisse durchbrochen und überwunden, als hätten ihre Erbauer das Land ihrem Willen unterwerfen wollen.
    Elossa beschloß, auf ihr zu bleiben, bis sie möglicherweise in eine andere Richtung abbiegen mußte, um das ihr vorbestimmte Ziel zu erreichen.
    Hin und wieder standen kleinere, völlig verwitterte Steine aufrecht am Straßenrand, doch von keinem ging dieses drohende Gefühl aus wie von dem Monolithen am Anfang der Straße.
    Im Schatten eines von ihnen ließ Elossa sich gegen Mittag nieder, um ein paar Bissen zur
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher