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Sternenflut

Sternenflut

Titel: Sternenflut
Autoren: David Brin
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»Herrin! Die Tandu, die uns begleiten, ändern ihren Kurs! Und ihre übrigen Schiffe verlassen Kithrup und steuern den Transferpunkt an!«
    Krat zischte verzweifelt. »Ihnen nach! Folgt ihnen unverzüglich! Wir sind ihnen bis hierher durch den Weltraum gefolgt! Die Jagd ist noch nicht zu Ende!«
    Resigniert wandte sich die Crew ihren Aufgaben zu. Das terranische Schiff befand sich in einer günstigen Fluchtposition. Selbst unter glücklichsten Umständen würde dies eine lange Jagd werden...
    Krat begriff plötzlich, daß sie nicht mehr rechtzeitig zur Paarung heimkehren würde. Sie würde hier draußen sterben. Auf dem Monitor fuhr der Mensch unterdessen fort, sie zu beschimpfen.
    »Bibliothekar!« rief Krat. »Ich verstehe nicht alles, was dieser Mensch sagt. Stelle fest, was dieser Ausdruck ihrer bestialischen Wölflingssprache bedeutet: ›Äätsch bäätsch!‹«

124. Tom Orley
    Mit gekreuzten Beinen saß er auf einer aus Pflanzenfasern geflochtenen Matte im Schatten eines treibenden Wracks, und er lauschte dem Vulkan, dessen Grollen allmählich und stotternd verstummte. Er dachte an den Hungertod, und er lauschte den sanften, feuchten Lauten der endlosen Rankenlandschaft, bis er in ihnen anheimelnde Schönheit entdeckte. Das planlos rhythmische Zischeln verschmolz schließlich zu einem Hintergrund für seine Meditation.
    Wie ein Fokus-Mandala lag die Meldebombe, die er nicht gezündet hatte, vor ihm auf der Matte. Der Container glitzerte im Sonnenschein des ersten schönen Tages, den die Nordhalbkugel des Planeten Kithrup seit Wochen erlebte. Lichtreflexe funkelten in den Beulen, die das Metall des Wracks bedeckten, und die zerschrammte Fläche schimmerte hell. Wo bist du jetzt?
    Die Meeresdünung unter dem Rankenteppich ließ seine Plattform leise schwanken. Er schwebte in Trance durch verschiedene Ebenen des Bewußtseins, wie ein alter Mann, der müßig seinen Speicher durchstöberte, wie ein erfahrener Tramp, der mit milder Neugier durch die Lattenwand eines dahinrollenden Güterwaggons spähte. Wo bist du jetzt, Geliebte?
    Er erinnerte sich an ein japanisches Haiku aus dem achtzehnten Jahrhundert. Es stammte von dem großen Dichter Yosa Buson.
    Im sanften Frühlingsregenfall
         liegt auf dem Dach, schon feucht durchtränkt,
              des Kindes bunter Lumpenball.
    Er betrachtete formlose Bilder in den Beulen der PSI-Kugel, und er lauschte dem Knarren des flachen Dschungels, dem Rascheln der kleinen Tiere darin, dem Wind, der durch nasse, breite Blätter strich.
    Wo ist der Teil von mir, der fortgegangen ist? Er lauschte dem langsamen Puls eines weltumspannenden Meeres, betrachtete die Muster im Metall, und nach einer Weile formte sich in den Lichtreflexen zwischen Dellen und Wellen ein Bild.
    Ein stumpfes, klobiges, keilförmiges Objekt näherte sich einem Ort, der ein Nicht-Ort war, ein schimmerndes Schwarz im All. Und während er es beobachtete, riß das klobige Ding auf. Der dicke Panzer brach langsam auseinander, wie bei einem Ei, das ausgebrütet war. Die Scherben fielen ab, und was blieb, war ein schlanker, knotiger Zylinder, der ein wenig Ähnlichkeit mit einer Raupe besaß. Er war von einem leuchtenden Nimbus umgeben, einer immer dicker werdenden Schale aus Wahrscheinlichkeit, die sich zusehends härtete.
    Keine Illusion, entschied er. Das kann keine Illusion sein. Er öffnete sich dem Bild und nahm es an. Und von der Raupe löste sich ein Gedanke und flog zu ihm.
    Blütenpracht am Birnbaum sprießt
    und im Mondlicht eine Trau
    dort in einem Briefe liest...
    Seine langsam verheilenden Lippen schmerzten, als er lächelte. Noch ein Haiku von Buson. Ihre Botschaft war so eindeutig, wie sie es unter den Umständen nur sein konnte. Irgendwie war es ihr gelungen, sein Trance-Gedicht aufzufangen, und jetzt antwortete sie ihm auf die gleiche Weise. »Jill...« Er konzentrierte sich mit aller Kraft. Die Raupengestalt, in einen Kokon aus Stasis gehüllt, näherte sich dem großen Loch im All. Sie stürzte vorwärts, auf den Nicht-Ort zu, wurde transparent und verschwand. Lange Zeit saß Tom ganz still da und sah zu, wie die Lichtreflexe über die Metallkuppel wanderten, während der Vormittag verstrich.
    Endlich kam er zu dem Schluß, daß es weder ihm noch dem Universum schaden würde, wenn er allmählich anfinge, sich um sein Überleben zu kümmern.

125. Das Skiff
    »Habt ihr beiden verrückten Mel-Fen inzwischen eine Ahnung, wovon er spricht-t?«
    Keepiru und Sah’ot starrten Hikahi nur an.
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