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Sternenfaust - 199 - Das Ende (2 of 2)

Sternenfaust - 199 - Das Ende (2 of 2)

Titel: Sternenfaust - 199 - Das Ende (2 of 2)
Autoren: Thomas Höhl
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betrat ihr dunkles Apartment, durch dessen E-Fenster die Erde zu sehen war und aktivierte das Licht, während sie zugleich die simulierten Fenster – in Wahrheit handelte es sich dabei um reine Energiefelder – in feste Materie transformierte. Augenblicklich erschienen an den Wänden allerlei Bilder und Muster, die Dana in die Elektronik der virtuellen Innenarchitektur eingegeben hatte.
    Schließlich begab sich Dana in die Virto-Kammer, berührte mit der linken Hand die Sensorfelder, während die KI sich bereits auf ihre Gehirnströme einstellte.
    Mit der rechten Hand wählte Dana den Zielort aus. Er lag in der Nähe des Galaktischen Zentrums.
    Es dauerte keine Sekunde, bis der Virto-Handshake abgeschlossen war und sich die Umgebung um Dana herum zu verändern schien.
    Früher hatte Dana immer geglaubt, bei einer Virto-Transmission werde ihr kurz schwindelig, aber entweder war das stets Einbildung gewesen, oder sie hatte sich inzwischen daran gewöhnt.
    Die Umgebung veränderte sich, und ein riesiges Forschungslabor kam zum Vorschein. An den Wänden waren überdimensionale dreidimensionale Monitore angebracht, die alle möglichen Raumgebiete und Systeme abbildeten. Dana wusste natürlich, dass es diese Monitore nicht gab. Sie waren Bestandteil der Simulation, die für die Ausstattung des gesamten Raums zuständig war.
    Etwa zehn Meter von Dana entfernt sah sie einen Jungen, der kaum älter als fünfzehn Jahre alt schien, obwohl er in Wahrheit weit mehr als hundert war.
    Es war Daniel.
    Der Genetic-Junge drehte sich zu Dana um und sagte: »Gut, dass du hier bist, Dana!«
    Dana konnte sich nicht erinnern, wann sie ihn zuletzt so ernst gesehen hatte.
    Ohne zu zögern schritt Dana auf Daniel zu. Sie hätte das nicht tun müssen. Die entsprechenden Befehle vorausgesetzt, hätte sie sich auch zu Daniel transferieren können. Doch letztlich ging es bei Virto-Besuchen darum, den Besuch so real wie möglich erscheinen zu lassen. Und obwohl Dana noch immer reglos in ihrer Virto-Kammer verharrte, glaubte ihr Gehirn, sich auf Daniel zuzubewegen.
    Dana spürte den glatten Boden unter ihren Füßen, und als sie Daniel erreicht hatte und ihm ihre Hand auf die Schulter legte, spürte sie seine warme Haut durch den dünnen Synthostoff, und sie konnte fühlen, wie sich die Muskulatur seiner Schulter bewegte, während er hastig auf dem Touchscreenfeld vor sich herumtippte.
    Wenn man sich im Virto-Raum befand, wurden alle sinnlichen Eindrücke vollständig simuliert. Man hätte jemanden betäuben und unbemerkt in einen Virto-Raum einsperren können, und er hätte wahrscheinlich niemals den Unterschied zur realen Welt bemerkt. Ein Virto-Gefangener würde Virto-Nahrung zu sich nehmen und noch nicht einmal bemerken, dass sein Körper allmählich verdurstete.
    »Willst du Kaffee?«, wollte Daniel wissen, wobei seine Stimme gedankenlos klang.
    »Ich versuche, mich von Virto-Getränken fernzuhalten«, sagte Dana. »Wissenschaftler warnen immer wieder davor. Es bringt das natürliche Sättigungsgefühl durcheinander.«
    »Zucker ist daneben«, murmelte Daniel, wodurch Dana erkannte, dass er von dem, was sie gesagt hatte, kein Wort gehört hatte.
    Dana rieb ihm kurz mit der flachen Hand über den Rücken.
    Egal, wie alt Kinder wurden, für Eltern blieben sie meist Kinder. Doch im Fall von Daniel war es etwas anders. Daniel war vor vielen Jahren wie Dana an einer heimtückischen Mutation erkrankt. Getarnte Naniten hatten sein Gehirngewebe mutieren lassen, was schwere und lebensbedrohliche Tumore erzeugte, die sich als behandlungsresistent erwiesen. Daher hatte er vor vielen Jahren wie Dana im »Auge des Universums« eine Behandlung erhalten, die seine Zellen vollkommen immunisierten. Das hatte allerdings den Nebeneffekt gehabt, dass seine Zellen von diesem Zeitpunkt an auch nicht mehr alterten.
    Anders als Dana hatte Daniel nicht von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, diesen Effekt aufzuheben, auch wenn dies bedeutete, dass er nun seit über hundert Jahren in der Gestalt eines Teenagers herumlief. Er war damit nicht dem Beispiel seiner beiden Zieheltern gefolgt: Dana und Yngvar alterten, wenn auch viel langsamer, als es bei den Menschen vor hundert Jahren üblich war.
    »Nun sag mir schon, was los ist!«, forderte ihn Dana ungeduldig auf.
    Daniel hielt in der Bewegung inne, sah Dana mit seinen blassgrünen Augen lange an und sagte schließlich: »Die Große Leere ist wieder da.«
     
    *
     
    Dana saß auf dem roten Polster einer
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