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Sternenfaust - 198 - Verzweiflung (1 of 2)

Sternenfaust - 198 - Verzweiflung (1 of 2)

Titel: Sternenfaust - 198 - Verzweiflung (1 of 2)
Autoren: Thomas Höhl
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Von dem angeblichen Geistwesen, das im »Auge des Universums« mit ihr gesprochen hatte. Von denen, die sich als »Ritter der GRAFSCHAFT« geriert hatten und die ihr diesen Unfug erfolgreich eingeredet hatten. Und von all den Fremden, denen sie in der Andromedagalaxie begegnet war und die ihren Kopf mit den absurden Legenden von der Botin des Erloschenen Reiches verdreht hatten. Sie war in den letzten Wochen auf alle und jeden wütend gewesen.
    Vor allem war sie auf sich selbst wütend. Sie war einem albernen Mythos hinterher gejagt, einem Mythos, der nichts anderes war als ein hirnverbrannter Aberglaube.
    Da machte es ihr schon nichts aus, dass gestern niemand an ihren Geburtstag gedacht hatte. 56 oder 156 Jahre, was bedeuteten sie angesichts der Leere, die von der plötzlichen Erkenntnis des Scheiterns hervorgerufen wurde?
    »Sagen Sie es schon«, sagte Dana kalt. Sie hatte keine Lust auf eine schonende Behandlung oder salbungsvolle Worte. »Ich bin kein kleines Kind, Commander Wynford.« Je mehr Dana darüber nachdachte, umso wütender wurde sie. Sie war die Kommandantin des Schiffes. Man musste ihr nicht die Großmutter vorbeischicken, um die schlechte Nachricht zu verzuckern. »Der Senat hat also entschieden, dass wir unsere Reise beenden und einen Planeten besiedeln«, sprach es Dana laut aus. »Er hat entschieden, dass wir aufgeben. Das kommt wenig überraschend und hätte mir Miss Dionga auch selbst sagen können.«
    »Es war wie gesagt mein Wunsch, mit Ihnen zu sprechen, Commodore«, sagte Commander Wynford, und ihre sonst so fröhlichen Augen blickten Dana ernst und eindringlich an.
    »Gut, das haben Sie ja nun«, wehrte Dana ab. »Auch wenn ich nicht verstehe, weshalb das Ihr Wunsch war, können Sie ja nun …«
    »Sieben Kinder, einundzwanzig Enkel und sieben Urenkel«, unterbrach sie die Offizierin mit leiser Stimme.
    Dana stockte für einen Moment.
    »Ich gebe die Hoffnung auf, sie alle jemals wiederzusehen«, fuhr Commander Wynford fort.
    »Ich weiß«, murmelte Dana mit echtem Bedauern. Sie kam sich plötzlich furchtbar egozentrisch vor. Wie hatte sie nur annehmen können, dass dieser Schritt für die anderen nicht genauso schwer sein würde. Oder gar hoch schwerer.
    »Ich wollte es Ihnen sagen«, fuhr Commander Wynford fort, »weil es bei mir keine hohle Phrase ist, wenn ich sage, wie schwer es mir fällt, die Suche nach dem Kosmischen Panthesaurum aufzugeben.«
    »Ich weiß«, seufzte Dana und wandte den Blick ab.
    »Doch es hat keinen Sinn, das Unvermeidliche weiter hinauszuschieben.«
    »Vielleicht ist es gar nicht so unvermeidlich«, platzte es aus Dana heraus.
    »Was meinen Sie?«
    Dana wünschte sich, sie hätte nichts gesagt. Doch jetzt konnte sie nicht mehr zurück. »Manchmal frage ich mich, ob wir nicht doch zu früh aufgeben. Vielleicht ist das alles doch nur ein weiterer Test …« Dana glaubte selbst nicht an das, was sie sagte. »Ich weiß. Ich rede Unsinn«, murmelte Dana.
    Commander Wynford überlegte einen Moment, dann sagte sie: »Kennen Sie das berühmte Märchen ›Des Kaisers neue Kleider‹ von Hans Christian Andersen?«
    »Das kennt ja wohl jeder«, antwortete Dana verwirrt. »Aber …«
    »Das stimmt nicht ganz«, widersprach Commander Wynford.
    »Was stimmt nicht ganz?«
    »Das Märchen! Es glaubt nur jeder, es zu kennen. Viele kennen nur die Grundzüge. Den eigentlichen Clou übersehen die meisten.«
    Dana begann, die Geduld zu verlieren. Sie hatte keine Lust, sich ein inspirierendes Gleichnis aus einer Märchengeschichte anzuhören. Der Senat hatte entschieden. Damit war die Situation im Grunde geklärt und jegliche Diskussion müßig.
    »Commander Wynford, ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen, aber ich bin im Moment nicht in der Stimmung, über Märchen zu philosophieren«, sagte Dana streng. »Sie haben recht. Es ist schwer, der Wahrheit ins Auge zu sehen. Aber es wird mir genauso gelingen wie Ihnen und Miss Dionga auch.«
    »In dem Märchen lässt sich ein Kaiser einreden, eine ganz besondere Kategorie von Kleidern zu tragen«, fuhr Commander Wynford unbeirrt fort. Sie hatte offensichtlich nicht vor, sich von ihrem Vortrag abbringen zu lassen. »Es sind unsichtbare Kleider, die er nicht sehen kann.«
    »Ich weiß, Commander«, versuchte Dana sie abzuwürgen. »Doch er gibt dies nicht zu, weil man ihm einredet, dass nur die Klugen und Fähigen die Kleider sehen können. Wie gesagt, ich kenne das Märchen.«
    »Als er seine Kleider dem Volk vorführt, durchbricht ein
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