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Sternenfaust - 197 - Gefangen im Nullum

Sternenfaust - 197 - Gefangen im Nullum

Titel: Sternenfaust - 197 - Gefangen im Nullum
Autoren: Thomas Höhl
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hatte Romana Hel’gara fürchterliche Angst. Es war die Angst, das Akoluthorum, das man ihr abgenommen hatte, nie wieder anlegen zu dürfen. Sie hatte Angst, dass das Gefühl der Leere, das an die Stelle des Akoluthorums getreten war, für alle Zeiten bleiben würde, ohne jemals wieder nachzulassen.
    Außerdem würde sie ohnehin niemand vermissen. Im Gegenteil. Romana Hel’gara wusste, dass die Crew der STERNENFAUST darüber beratschlagte, was mit ihr geschehen sollte. Verdenken konnte sie es den anderen nicht. Als Gestaltwandlerin gab es keine wirksame Waffe gegen sie. Und nach allem, was die Wanagi den Menschen angetan hatten – nach allem, was sie der Crew der STERNENFAUST angetan hatte – würde man ihr so schnell nicht wieder vertrauen.
    Es wäre für alle das Beste, wenn sie einfach verschwand. Sie gehörte nicht hierher, und selbst wenn es gelang, die Milchstraße wieder entstehen zu lassen, würde es für sie keine Rückkehr mehr zu den Wanagi geben.
    Wozu also weiter ausharren? Warum nicht einfach den anderen die Bürde ihrer Anwesenheit nehmen?
    Doch sie tat es nicht.
    So schwer ihr auch alles fiel, so sehr es sich anfühlte, als läge ein schwerer Brocken auf ihrer Brust, so glomm doch noch immer etwas in ihr, von dem sie nicht geahnt hätte, dass die Wanagi darüber noch immer verfügten: Es war der Wille, zu leben.
    Zu überleben.
    Das war seit einer Million Jahre das Ziel der Wanagi gewesen: überleben. Als Nachkommen der Erhabenen sollten sie deren Erbe fortführen und in der Gestalt der Menschen zu neuem Glanz zu verhelfen.
    Ein irrwitziger und vollkommen fehlgeleiteter Plan. Die Orphanen, einst erschaffen, um die Große Leere zu verhindern, vor denen sich die Wanagi hatten verbergen müssen, waren schließlich von den Menschen besiegt worden. Und genau dadurch war eine Kettenreaktion ausgelöst worden, die am Ende zur »Großen Leere« geführt hatte.
    Romana Hel’gara verformte ihr Gesicht. Ihre Augen verschwanden. Ihre Ohren verschlossen sich.
    Sie wollte nichts mehr hören und nichts mehr sehen.
    Sie veränderte ihre Gehirnstruktur und senkte absichtlich ihre Puls- und Atemfrequenz. Sie veränderte den Gehirnstamm in ihrem Kopf, den sie dort nach menschlichem Vorbild geformt hatte, während sie ihre Muskeln einer simulierten Atonie aussetzte.
    Schließlich erzeugte sie in ihrem Körper eine künstlich herbeigeführte Narkolepsie.
    Sie schlief!
    Es war eine seltsame Erfahrung. Der Schlaf war eine Art meditatives Zurückziehen in den eigenen Körper, einhergehend mit einem völligen Kontrollverlust über die eigenen Gedanken.
    Romana Hel’gara sah Wambli Gleska vor sich. Dann erblickte sie das strenge Gesicht von Dana Frost.
    Sie alle wandten sich von ihr ab.
    Und schließlich sah sie vor sich Ashley Briggs.
    Sie versuchte, Ashley zuzurufen, dass sie sich wieder in Romano Hel’gara verwandeln würde, doch er schien sie nicht zu hören. Seltsamerweise klappte auch die Verwandlung in einen anderen Körper nicht, so sehr sich Romana Hel’gara auch bemühte.
    Schließlich verwandelte sich das Gesicht von Ashley Briggs in das von Taro, der sie wütend anfunkelte. »Eponenmörder!«, schleuderte er ihr entgegen. »Du hast meinen Eponen getötet. Du hast Cyx umgebracht.«
    Romana Hel’gara wollte rufen, dass sie das nicht gewollt hatte, doch auch jetzt kam kein Laut über ihre Lippen.
    »Romana Hel’gara!«, rief Taro. »Romana Hel’gara! Romana Hel’gara!«
    Und dann bohrte sich sein Stab durch ihre Brust.
    Die Wanagi spürte einen Stich, der im gesamten Oberkörper schmerzte.
    Erst blieb ihr die Luft weg. Dann bäumte sie sich auf, sog allen nur denkbaren Sauerstoff in ihre Lungen, um so laut sie konnte ihren Schmerz hinauszubrüllen.
    Der Schrei verhallte, und erneut hörte sie eine Stimme, die laut »Romana Hel’gara« sagte.
    Romana bildete zwei Augen, und auch ihr Gehör aktivierte sie wieder.
    Sie drehte den Kopf und erkannte Ashley Briggs, der ihr die Hand auf die Schulter gelegt hatte und vorsichtig ihren Namen sagte: »Romana Hel’gara.«
    War es seine Stimme gewesen, die sie in ihrem Schlaf gehört hatte?
    Andererseits war das gar nicht möglich. Sie hatte ihre Ohren absichtlich verschlossen. War es ein Zufall, dass sie davon geträumt hatte, jemanden nach ihr rufen zu hören?
    »Ashley Briggs«, stammelte sie fast tonlos.
    »Gut«, sagte der junge, blonde Offizier und lächelte ein wenig. »Du bist wach. Ich habe dich stöhnen hören. War offenbar kein schöner
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