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Sternenfaust - 197 - Gefangen im Nullum

Sternenfaust - 197 - Gefangen im Nullum

Titel: Sternenfaust - 197 - Gefangen im Nullum
Autoren: Thomas Höhl
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das Akoluthorum herzugeben, hatte er eine tiefe Leere und Verlassenheit in sich gespürt. Doch umgekehrt fühlte er nichts. Es war nicht so, dass ihm das Akoluthorum das Gefühl gab, stärker zu sein. Andere hatten sogar behauptet, hin und wieder zu erfahren, wie von dem Amulett eine Wärme ausging. Robert fragte sich manchmal, ob das alles nicht einfach nur Einbildung war.
    »Es fällt Ihnen offensichtlich schwer, darüber zu sprechen«, begann William vorsichtig. »Ich nehme an, Ihr anderes Ich hat etwas getan, auf das Sie nicht besonders stolz sind.«
    Robert schnaufte tief durch die Nase aus. »Das können Sie laut sagen, Bruder William!«, fügte er hinzu.
    »Fällt es Ihnen schwer, es mir zu verraten, oder fällt es Ihnen schwer, es überhaupt laut auszusprechen?«, wollte der Christophorer-Mönch wissen.
    »Wahrscheinlich beides«, sagte Robert. Mit diesen Worten erhob er sich und wandte sich von Bruder William ab, indem er erneut durch das Fenster in die Weiten des Alls blickte.
    »In der anderen Zeitlinie«, begann er schließlich, »wurde ich zu einem fanatischen Terroristen. Ich versuchte, bei einem Anschlag auf die Wanagi Tausende von Menschen umzubringen.«
    Robert versuchte sich vorzustellen, welche Miene William jetzt wohl machte.
    Wahrscheinlich verzog er noch nicht einmal das Gesicht. Doch Robert hatte keine Lust, es herauszufinden. Er redete einfach weiter: »Ich wurde zu einem Terroristen, der sich Evangelist nannte. Ich war offenbar jemand, der seine wahre Identität verbarg. Doch Turanagi sah mich in den Erinnerungen irgendeines jungen Mannes. Eines jungen Mannes, der von dem Evangelisten angestiftet worden war, ein grausames Selbstmordattentat mit einer Fusionsbombe durchzuführen.«
    Nun endlich drehte sich Robert um.
    Bruder William blickte ihn ernst an. Robert nahm erleichtert zur Kenntnis, dass William seinem Blick nicht auswich. Zugleich ging ihm der ernste Blick von Williams braunen Augen regelrecht durch Mark und Bein.
    »Ich habe über mein anderes Ich recherchiert«, sagte Robert. »In den Datenbanken dieser STERNENFAUST.«
    William nickte. »Was haben Sie herausgefunden?«, wollte er wissen.
    »Nicht viel«, erklärte Robert. »Offenbar habe ich im Januar des Jahres 2271 geheiratet. Meine Frau hieß Emily Thorne. Sie starb im Juni 2271 bei einem Angriff der Kridan auf das Allister-System. Ich selbst galt seit damals als vermisst. Doch in Wahrheit habe ich mich wohl in den Untergrund begeben, um von dort aus heimlich eine Terrorzelle zu errichten.«
    William nickte. »Sie glauben, dass ihr anderes Ich über den Tod seiner Frau so verbittert war, dass es schließlich zum Evangelisten wurde.«
    Robert seufzte. »Wie kommt es, dass Menschen so unterschiedlich auf etwas reagieren?«, wollte er wissen.
    Bruder William erwiderte nichts. Er wartete, dass Robert von sich aus fortfuhr.
    »Ihr Vater starb bei einem Angriff der Msssarrr. Dennoch blieben Sie Pazifist. Als meine Eltern bei einem Angriff durch Außerirdische umkamen, bin ich dem Star Corps beigetreten.«
    »Wir beide dienen dem Star Corps«, sagte William.
    »Bei mir aber war es eine Reaktion auf die Christophorer, bei denen ich meine Jugend verbracht hatte. Es war eine bewusste Abkehr von deren pazifistischen Praktiken. Es waren sicher die falschen Gründe, um dem Star Corps beizutreten. Doch zu Beginn stand bei mir die Hoffnung an erster Stelle, es irgendwann den außerirdischen Angreifern in einer Schlacht heimzahlen zu können.«
    William nickte. »Und später?«, fragte er schließlich. »Haben Sie Ihre Einstellung korrigiert?«
    »Sagen wir es so«, seufzte Robert, »die monatelange Gefangenschaft bei den Msssarrr war nicht gerade dazu angetan, mich zum Alienfreund zu machen.«
    »So etwas wäre für jeden eine traumatische Erfahrung.«
    »Ein Trauma, von dem ich eigentlich geglaubt hatte, ich hätte es längst überwunden.« Robert schüttelte leicht den Kopf. »So kann man sich irren.«
    »Ein Trauma kann wieder aufbrechen«, sagte William.
    »Nicht jeder, bei dem ein Trauma aufbricht, wird deshalb zum Massenmörder«, widersprach Robert. Er konnte es selbst nicht erklären, doch je mehr William Verständnis zeigte, umso mehr sträubte er sich gegen die Taten seines anderen Ichs aus der anderen Zeitlinie. Sein Blick glitt über den Christophorer hinweg.
    »Ich weiß nicht einmal, wie sie ausgesehen hat«, sagte Robert unvermittelt.
    »Sprechen Sie von Emily?«, wollte Bruder William wissen.
    Robert nickte. »Die Datenbank
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