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Sternenfaust - 184 - Opfergang

Sternenfaust - 184 - Opfergang

Titel: Sternenfaust - 184 - Opfergang
Autoren: Andreas Suchanek
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ging er zu der Säule aus schwarzem Marmor, die sich in der Mitte des Raumes erhob.
    Der bernsteinfarbene Kristall war in zwei Metern Höhe in den Stein eingelassen. Die Oberfläche war glatt und fühlte sich kühl an, als seine Hand darüber glitt.
    Es war das Interface. Über das Interface erfolgte der Kontakt zwischen seinem Implantat und der zentralen Intelligenz – dem HIVE.
    Die Schiffswerften produzierten bereits wieder Nachschub, und die Klon-Fabriken stellten neue Kopien her. Doch es würde dauern, bis erneut eine schlagkräftige Angriffsflotte aufgebaut war. Und ob dies noch rechtzeitig erfolgen konnte, stand in den Sternen.
    Vor wenigen Tagen war eine seltsame Sphäre im System aufgetaucht, die Nummer Eins noch immer Kopfzerbrechen bereitete. Er hatte mehrere Wellen an Schiffen losgeschickt, was sich sehr schnell als Fehler entpuppt hatte. Jedwede Angriffsenergie war zurückgeschleudert worden und hatte die Schiffe komplett zerstört. Ein Team, das die Sphäre erkundet hatte … er wollte lieber nicht darüber nachdenken.
    Dabei hätte er es besser wissen müssen. Dank der Verbindung mit den Gemini-Orphanen wusste er genau, was es mit den Sphären auf sich hatte.
    Er hatte die Zukunft gesehen. Und in dieser Zukunft hatten diese Sphären eine wichtige Rolle gespielt.
    Er erinnerte sich noch genau an jenen triumphalen Moment, als im Solsystem der erste Klon eines Orphanen entstanden war. Doch der Triumph war blankem Entsetzen gewichen, als das Wissen des Geschöpfes ins HIVE eingeflossen war.
    Es war das Wissen um die Große Leere gewesen.
    Das Wissen um Tausende von Zeitlinien, die alle unweigerlich im großen Nichts mündeten.
    Das HIVE hatte sich wie im Todeskampf gegen dieses Wissen gesträubt. Es hatte den Blick in die Zukunft verdunkelt, hatte ihn vernebelt, bis die Gemini-Orphanen selbst nicht mehr die Zukunft vorhersehen konnten. Genau dadurch waren sie angreifbar geworden, doch das war irrelevant. Nie wieder sollte das HIVE so grausame Wesen erzeugen.
    Doch er hatte genug von der Zukunft gesehen, um zu wissen, was es mit den Sphären auf sich hatte.
    Selten – eigentlich noch nie – hatte sich Nummer Eins so machtlos gefühlt. Was konnte er noch ausrichten, gegen einen so mächtigen Gegner wie die Kad’Chie?
    »Er wirkt unglücklich«, erklang eine weibliche Stimme.
    Instinktiv warf Nummer Eins sich zu Boden und rief: »Sicherheit in meinen Raum!«
    Die KI würde den Befehl umgehend an die Sicherheitskräfte weiterleiten. Nummer Eins kam wieder auf die Beine, zog den Nadler, den er immer bei sich trug, und richteten ihn auf … Larissa Kerimov.
    Für einige Augenblicke, blieb ihm die Luft weg. Vor ihm stand, mit einem von der Schwangerschaft gewölbten Bauch, Lieutenant Larissa Kerimov, die auf Gemini Prime – damals noch Solo – gestorben war { * } .
    »Lieutenant«, hauchte er. Wie von selbst senkte er den Nadler. »Aber Sie sind …«
    »Tot?«, beendete die Schwangere den Satz. »Wie Sie sehen, bin ich quicklebendig, Captain. Oder sollte ich besser sagen: Nummer Eins.«
    Sie zwinkerte ihm schelmisch zu.
    »Was natürlich nicht Ihr Verdienst ist«, erklang es neben ihm.
    Bran Riktor trat auf ihn zu. Der Shuttlepilot, der an Bord der PLUTO als Steuermann der L-1 fungiert hatte, wirkte nicht weniger lebendig als Lieutenant Kerimov. Wie diese war jedoch auch er schon lange verstorben.
    So also muss sich Dana Frost gefühlt haben, als sie auf Richard Leslie und Simone Gardikov getroffen ist.
    »Wer sind Sie?« Das Denken fiel ihm schwer, die Gedanken schwappten wie zähflüssiger Sirup in seinem Geist hin und her, ohne Sinn zu ergeben.
    »So einfach wird man also vergessen«, erklang eine dritte Stimme.
    Eine Frau mit asiatischen Gesichtszügen war plötzlich vor ihm. Sie kam ihm bekannt vor, doch er konnte ihr Gesicht nicht zuordnen.
    »Fähnrich Araminta Tschang, Captain«, stellte sie sich vor. »Aber ein Fähnrich wird natürlich schnell vergessen. Auch ich hatte die Ehre, an ihrem kleinen Abenteuer auf Solo teilzunehmen. Wie ich sehe, wirkt der Planet mittlerweile deutlich wohnlicher.«
    »Wer sind Sie?« Langsam gewann Nummer Eins seine Fassung zurück. Wo blieben nur die Sicherheitskräfte?
    »Rechnen Sie lieber nicht so schnell damit, dass Hilfe hier eintrifft«, erklärte Lieutenant Kerimov, als hätte sie seine Gedanken gelesen.
    »Und wir sind hier, um einen kleinen Plausch mit dem Herrscher des Gemini-Imperiums zu halten«, erklärte Fähnrich Tschang. »Auch wenn der Begriff
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