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Sternenfaust - 112 - Anschlag auf Vesta

Sternenfaust - 112 - Anschlag auf Vesta

Titel: Sternenfaust - 112 - Anschlag auf Vesta
Autoren: Anonymous
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hielt für einen Moment den Atem an und sah mit großen Augen auf den Hauptschirm. Trident I nahm jetzt den ganzen Schirm ein. Die Kabinentemperatur, die auf einem Extrafenster vor dem Hauptschirm angezeigt wurde, war auf über 60 Grad gestiegen, da keine Schilde mehr da waren, die die Reibungshitze in der Nähe des Gasriesen hätten abhalten können. Und man konnte sehen, wie schnell sie weiterstieg. Wenn wir nicht innerhalb der nächsten Minute von hier verschwinden, werden wir bei lebendigem Leib zerrieben und gegrillt!
    »Schematische Darstellung auf den Hauptschirm!«, bellte Taglieri. »Mitchell, ich sag’s noch mal, raus aus der Ionosphäre! Wir haben kaum noch Energie – die Kühlsysteme sind zusammen mit der Lebenserhaltung ausgefallen!«
    »Noch eine Sekunde, Sir! Die Geierköpfe bleiben schon zurück!«
    Taglieri spürte Wut in sich aufsteigen, als wäre es heiße Lava. Glaubte der Kerl wirklich, dass seine Flugkünste für das hier ausreichen würden? »Mitchell, ich sagte jetzt! Sie haben Balzac gehört, weg hier, bevor auch der letzte Rest unserer Elektronik durchbrennt!«
    »Sir, noch –«
    »Nein, Mitchell, jetzt!« Taglieri riss den Stuhl des Waffenoffiziers zu sich herum. »Wenn Sie sich beweisen wollen, dann nicht auf Kosten meiner Mannschaft und nicht jetzt, haben Sie das verstanden?«
    Mitchell fuhr herum und starrte Taglieri an. »Was wissen Sie denn schon vom Navigieren, Sie –«
    »Das ist genug, Commander!«, erklang plötzlich die klare Stimme des I.O.s Hagen Brenner. Die beiden Kontrahenten fuhren auseinander. Mit einem langen Blick auf Taglieri fuhr Brenner fort. »Mitchell, Sie haben den Captain gehört. Ich stimme ihm zu, wir sollten hier weg, und zwar schnellstens. Und zwar, bevor die Bordelektronik völlig den Geist aufgibt und Ihr Mut und Ihr unbestreitbar erstklassiges Können uns nichts mehr nützen. Haben Sie das verstanden, Mitchell?«
    Nach einer unendlich lang erscheinenden Sekunde des Schweigens biss sich Jasper Mitchell auf die Lippen und beeilte sich, die ENDEAVOUR aus der Gasmasse von Trident I zu entfernen. Er sagte nichts.
    Taglieri richtete sich wieder auf. Rote Flecken waren auf seinen Wangen zu sehen. Sein Atem ging schnell. Er hatte sich bei dem Gedanken erwischt, Mitchell schlagen zu wollen und er schämte sich dafür. Denn nicht seine Beherrschung hatte ihn davon abgehalten, sondern der Schmerz in der gezerrten rechten Schulter. Vince wusste, er hätte es nicht so weit kommen lassen dürfen, auch wenn er im recht gewesen war. Es war zwar keine schlechte Idee gewesen, das Schiff in die Nähe das Gasriesen steuern, doch Mitchell war viel zu tief in die Masse vorgedrungen. Das Schiff war beschädigt und was der robusten Technik der Leichten Raumkreuzer der Solaren Welten normalerweise nichts ausgemacht hätte, war mit einer zerstörten Bordelektronik und ohne nennenswerte Schilde ein unkalkulierbares Risiko geworden.
    Brenner denkt wahrscheinlich wie jeder hier auf dem Schiff, dass ich Mitchell nur nicht leiden kann, weil er meine Autorität untergräbt. Aber dabei übersehen sie, dass sich Mitchell nur selbst beweisen will. Er ist so von sich und seinen Fähigkeiten überzeugt, dass er vergisst, dass man als Captain verantwortlich ist für viele Menschenleben und ich die mir anvertrauten Leute einfach nicht nur von ihm und seinem übersteigerten Selbstvertrauen abhängig machen kann.
    Kein höheres Ziel ist es wert, Menschenleben mutwillig aufs Spiel zu setzen. Das ist etwas, das Mitchell wohl nie begreifen wird.
    Brenner trat jetzt neben ihn und meinte ruhig: »Captain, da kam eine kurze Nachricht vom Flottenkommando. Die Kridan scheinen seit einigen Minuten das Feld zu räumen.«
    Die Temperatur sank jetzt wieder, die Ortung hatte eine schematische Übersicht über die Raumregion auf den Hauptschirm gebracht, in der die Schlacht tobte. Oder besser, getobt hatte, denn die Kridanraumer zogen sich, wie Brenner gesagt hatte, zurück und verschwanden einer nach dem anderen im Bergstromraum.
    Vince erlaubte sich einen tiefen Atemzug, der nach Ozon und dickem Qualm schmeckte und starrte auf den Hauptschirm. Brenner hatte recht.
    Die Schlacht war vorbei. Und die ENDEAVOUR hatte überlebt, ohne einen einzigen Mann zu verlieren.
    Es war kaum zu glauben.
    Insofern habe ich mein Ziel erreicht. Taglieri warf noch einen letzten Blick auf den immer noch vor sich hinstarrenden schwer atmenden Mitchell, der sein schulterlanges, dunkelblondes Haar zu einem Zopf zusammengefasst
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