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Sternenfaust - 096 - Das Triumvirat

Sternenfaust - 096 - Das Triumvirat

Titel: Sternenfaust - 096 - Das Triumvirat
Autoren: M’Raven
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im allerletzten Moment waren sie angesprungen. Doch bei diesem Gleiter verließ Siron sich nicht darauf, dass er noch einmal ein solches Glück hatte.
    Er griff zur einzigen noch verbleibenden Maßnahme und aktivierte die Gleitflügel, auf denen ein abstürzender Gleiter immer noch relativ sicher zur Erde schweben konnte. Dieser Mechanismus war offensichtlich nicht beschädigt, denn die Flügel fuhren aus. Allerdings taten sie das in einer Geschwindigkeit, die Siron immer noch quälend langsam erschien. Er glaubte wieder, die Stimme seiner Navigatorin Kirana Hattis zu hören, wie sie im Angesicht des sicheren Todes mit bewundernswerter Ruhe bekannt gab: »Noch zwölf Sekunden bis zum Aufprall!« und schätzte, dass ihm jetzt keine zwölf Sekunden mehr blieben.
    Der Sturz verlangsamte sich zwar, und der Gleiter ging wie geplant in den Gleitflug über. Aber er befand sich jetzt unmittelbar in der Straßenschlucht zwischen den Gebäudezeilen, und hier war der alte, teilweise noch historische Kern der Stadt, in dem die Straßen nicht einmal die Hälfte der Breite der moderneren Stadtgebiete besaßen. Mit anderen Worten: Die Straßen waren zu schmal für den Gleiter …
    Siron fluchte erneut, als der linke Flügel gegen eine Mauer krachte und kreischend daran entlangschrammte, ehe er der Belastung nicht mehr standhielt und schließlich abbrach. Der Gleiter taumelte dadurch bedrohlich zur Seite, und Siron hatte Mühe, ihn in die Mitte der Straßenschlucht zu bugsieren. Dabei rammte er mit dem rechten Flügel eine andere Mauer mit solcher Wucht, dass die ebenfalls abbrach. Der Gleiter sackte wieder ab und raste mit zunehmender Geschwindigkeit dem Boden entgegen.
    Undeutlich bemerkte Siron, wie die Leute auf der Straße auf den abstürzenden Gleiter aufmerksam geworden waren und sich in Sicherheit zu bringen versuchten. Er bemühte sich, das Gefährt auf Kurs zu halten, aber mit den Enden der Tragflächen waren auch die Steuerruder abgebrochen, und eine andere Möglichkeit, den Gleiter zu lenken, gab es nicht mehr. Der prallte jetzt erneut seitlich gegen eine Wand, wurde davon zurückgeworfen und gegen die gegenüberliegende geschleudert, wo sich die abgebrochene Tragfläche in ein Panoramafenster bohrte und das Mauerwerk der Länge nach aufriss. Durch dieses Beharrungsmoment geriet der Gleiter in eine Schieflage. Die einwirkenden gegensätzlichen Kräfte knickten den Flügel beinahe wie in Zeitlupe um und brachen ihn schließlich vom Rumpf ab. Der Gleiter, der nun ohne Stabilisation war, hing für einen Moment fast senkrecht an der Häuserwand, ehe er zu Boden stürzte.
    Der zweite Flügel wurde durch den Aufprall regelrecht zusammengefaltet und der Rumpf des Gleiters brach rechts und links von ihm nach oben auseinander. Siron wurde durch den Aufprall aus dem Pilotensessel geschleudert, knallte schmerzhaft gegen die Steuerkonsole und verlor augenblicklich das Bewusstsein.
     
    *
     
    Meister Jaro, langjähriges Mitglied der Xeno-Forschungs-Abteilung der Christophorer auf Ebeem, saß dem shishenischen Botschafter Keshash in dessen privaten Räumen beim Tee gegenüber. Seit die Shisheni vor knapp einem Jahr ihre Botschaft in unmittelbarer Nachbarschaft der Forschungsstation in Saktara bezogen hatten, herrschte ein reges Kommen und Gehen zwischen den beiden Einrichtungen.
    Eine der ersten Amtshandlungen von Botschafter Keshash war es gewesen, die Christophorer zu sich einzuladen und sie zu bitten, ihn und seinen Stab in den j’ebeemischen Etiketten zu unterrichten. Da die Mönche ihre Zeit seit der Einrichtung ihrer Station vor ungefähr vierzig Jahren unter anderem damit verbrachten, die Kultur der J’ebeem zu studieren und sie sich inzwischen mit allen ihren Aspekten und Feinheiten gut auskannten, war diese Bitte naheliegend, und nicht nur Meister Jaro war ihr gern nachgekommen.
    Er hatte schon vom Hauptkloster auf Sirius III interessante Berichte über die Shisheni erhalten, die von Bruder William Beaufort verfasst worden waren, wodurch sein Interesse an diesem kleinen, aber ungewöhnlichen Volk geweckt worden war und begrüßte die Gelegenheit, sie auf diese Weise persönlich und auch besser kennenzulernen. Schon bei seiner ersten Begegnung mit ihnen hatte er festgestellt, dass Bruder Williams Berichte über sie keineswegs übertrieben waren. Besonders was dessen Behauptung betraf, die Shisheni seien äußerst angenehme Gesprächspartner, wenn auch gewöhnungsbedürftig direkt – denn sie hielten sich nicht mit in ihren
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