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Sternenfaust - 096 - Das Triumvirat

Sternenfaust - 096 - Das Triumvirat

Titel: Sternenfaust - 096 - Das Triumvirat
Autoren: M’Raven
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in einem Zustand der Anspannung zu befinden. Aber noch niemals hatte so ein Zustand über einen so langen Zeitraum und nahezu ohne jede Pause angehalten. Siron würde bis auf Weiteres – also für mindestens die nächsten drei Jahre, wenn nicht noch länger – kaum einen Moment haben, in denen er in seiner Konzentration auf seine Rolle nachlassen durfte. Und er begann bereits jetzt zu spüren, wie sehr ihm dieser Dauerstress zu schaffen machte.
    Ganz gleich, ob er sich in der Öffentlichkeit befand oder allein war, er durfte sich in keiner Sekunde gestatten, Siron Talas zu sein – oder Kilrem Noris, als den die Verschwörer ihn kannten, einen Namen, den er aus der Rückwärtslesung seines eigenen Vornamens und dem seines durch die Morax umgekommenen Cousins Merlik gebildet hatte. Jede Geste, jede Miene, die er zeigte, musste immer nur die von Dagis Rendoy sein. Und ein Fehler wie der, der ihm vorhin unterlaufen war, als er Megon Barus mit Neska’in angeredet hatte, konnte ihm sehr schnell zum Verhängnis werden. Zwar hatte er diesen Fauxpas geschickt in typisch Rendoy’scher Manier als bewusste Beleidigung tarnen können, doch ein solches Manöver war nicht immer möglich, und der nächste derartige Fehler konnte sein letzter sein.
    Siron sehnte zum unzähligsten Mal ein Ende dieses Vabanquespiels herbei, denn wenn er sich selbst gegenüber ehrlich war, musste er zugeben, dass er nicht abzuschätzen vermochte, wann er unter dieser Dauerbelastung zusammenbrechen und die ersten wirklich verhängnisvollen Fehler begehen würde. Nur dass diese Fehler langfristig ebenso unvermeidlich waren wie sein Zusammenbruch irgendwann schien ihm gewiss. Und diese Aussicht erfüllte ihn mit einer Angst, die er schon lange überwunden zu haben geglaubt hatte.
    Ein ohrenbetäubendes Krachen riss ihn aus seinen Gedanken, das sich zu einem jaulenden Kreischen steigerte, als im selben Moment eine heiße Druckwelle durch die Kabine fegte und Siron aus seinem Sitz zu Boden schleuderte. Der Boden unter ihm wölbte sich wie eine überdimensionale Blase hoch, ehe er zerplatzte und eine Stichflamme daraus hervorschoss, die auch noch ein Loch in die Decke darüber riss.
    Im nächsten Moment sackte der Gleiter wie ein Stein in die Tiefe. Siron versuchte sich hoch zu stemmen und kämpfte ein paar kostbare Augenblicke gegen den Schwindel an, der ihn erfasste, wann immer er seine Position zu verändern versuchte. Doch er bezwang ihn mit eisernem Willen. Als er wieder klar sehen konnte, setzten seine beiden Herzen gleichzeitig einen Schlag aus, ehe sie um so heftiger weiterschlugen. Der Pilot hing bewusstlos in seinem Sessel – und der Boden raste mit beängstigender Geschwindigkeit näher.
    Alle Gleiter flogen den Vorschriften gemäß zweihundert Meter über den höchsten Gebäuden von Saktara, deren Name »die Prächtige« bedeutete. Das ergab eine absolute Flughöhe von knapp siebenhundert Metern über dem Boden. Und nicht nur dieser Boden raste jetzt mit erschreckender Geschwindigkeit auf den Gleiter zu, der antriebslos in die Tiefe stürzte, sondern auch die Gebäude der Stadt. Und er würde mit einem von ihnen kollidieren und zerschellen, lange bevor er den Boden erreicht hätte.
    Siron ignorierte den Schmerz, den er jetzt in diversen Körperteilen spürte, sprang über das ausgefranste Loch im Boden, aus dem jetzt beißender Qualm in die Kanzel drang, riss den bewusstlosen Piloten mit aller Kraft aus dem Sessel und zwängte sich selbst hinter das Steuer. Er stellte mit einem Blick fest, dass der Motor komplett ausgefallen war. Die Explosion und der sich immer noch weiterfressende Brand im Maschinenbereich zeugten deutlich davon, dass jeder Versuch, ihn wieder zu aktivieren, von vornherein zum Scheitern verurteilt war.
    Aber für solche Fälle besaß der Gleiter eine Rettungsvorrichtung, die einen Absturz verhindern sollte: Bremsdüsen, die durch eine gesonderte Schaltung aktiviert wurden. Siron fand den Knopf für diese Vorrichtung schnell und schlug mit der flachen Hand darauf, und – der Gleiter stürzte mit unverminderter Geschwindigkeit dem Boden entgegen. Siron fluchte laut und wiederholte den Vorgang noch mehrmals.
    Als er damals auf dem Dronte-Planeten aus dem zerstörten Rettungsshuttle geschleudert worden war und dem Erdboden entgegenstürzte genau wie in diesem Moment, hatte er auch unzählige Male vergeblich auf den Knopf gedrückt, der die Antriebsdüsen seines Kampfanzugs aktivieren und seinen Absturz verhindern sollte. Erst
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