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Sternenfaust - 063 - Das Erbe der Genetics

Sternenfaust - 063 - Das Erbe der Genetics

Titel: Sternenfaust - 063 - Das Erbe der Genetics
Autoren: Volker Krämer
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gänzlich ohne Personal ab, doch man durfte ruhig behaupten, dass 99 Prozent aller anfallenden Arbeiten von Maschinen erledigt wurden.
    Ein paar Dutzend Ingenieure – das reichte vollkommen aus, um die Maschinerie in Gang zu halten. Ingenieure, oder hätte man vielleicht besser »Arbeiter« gesagt. Doch so bezeichneten sich nicht einmal diejenigen der Genetics, die an der untersten Stelle der Gesellschaft standen.
    Gostein warf einen kurzen Blick auf seinen Freund. Die unterste Stelle der Gesellschaft – das waren sie. Sie hatten zur gleichen Zeit ihre Arbeit auf dieser Welt begonnen. Eine stupide Arbeit, die man oftmals überhaupt nicht als solche bezeichnen konnte. Die Maschinen warteten sich nahezu selbsttätig. Für die Ingenieure blieb oft nicht mehr zu tun, als Routinekontrollen durchzuführen.
    Deter Gostein fand sich damit recht schnell ab. Im Grunde war es exakt das, was er erwartet und gesucht hatte. Doch Kaaz Raniff sah das alles nicht so. So gering sein Status auch war, so heftig träumte er davon, diesen zu ändern.
    Um das zu erreichen, musste er hier eine herausragende Arbeit leisten. Das die nicht einmal ansatzweise existierte, wollte Raniff einfach nicht wahrhaben. Ideen, Vorschläge, Verbesserungen – er bombardierte die für »Mining X« zuständigen Stellen geradezu mit seinen hektischen Versuchen, sich aus der Masse hervorzuheben.
    Gostein war dabei gewesen, als eine persönliche Nachricht für Kaaz überspielt wurde. Es waren nur wenige Zeilen. Sie beinhalteten die Anweisung – nicht die Bitte – auf weitere Eingaben strikt zu verzichten. Er sollte sich auf seine Arbeit konzentrieren, mehr nicht.
    Deutliche Worte. Für eine kurze Weile schien Kaaz Raniff sich zu fügen, doch dann begann er bei seinen persönlichen Orderlisten immer häufiger immer größere Mengen einer Droge zu bestellen, um die Gostein einen weiten Bogen machte. Ein Teufelszeug, weit verbreitet in den niedrigen Klassen der Genetics, die keine Hoffnung auf eine Verbesserung ihres Status Quo hegen durften.
    Geistige Aufstockung war natürlich auch im Erwachsenenstadium durchaus möglich, doch nahezu unbezahlbar. Die Zwei-Klassen-Gesellschaft hatte Extreme entstehen lassen. Wie sagte man so schön?
    Wer oben ist, der fliegt! Die in der Mitte, die schwimmen! Die da unten, die ersticken in ihrem eigenen Sumpf.
    So sah es aus. Mit Unmengen an finanziellen Mitteln war vieles möglich. Nicht alles, aber enorm viel.
    Die Unterprivilegierten holten sich ihren künstlichen Ersatz, die vorgegaukelte Bewusstseinsaufstockung. Auch wenn die nur immer für eine kurze Zeit hielt. Ein teurer Betrug – Selbstbetrug!
    Die Ingenieure auf »Mining X« konnten über ihr Gehalt natürlich frei verfügen. Hier konnte man es nicht ausgeben – wo auch? Also bestellte man sich regelmäßig die Annehmlichkeiten, die man zu glauben brauchte. Auch Drogen. Gostein hatte Kaaz so unauffällig wie nur möglich beobachtet. Der Drogenkonsum seines Kollegen war kontinuierlich gestiegen – leider auch in der »Qualität« des Stoffes. Raniff hatte sich von relativ milden Dosen ausgehend immer mehr dem harten Zeug gewidmet.
    Als die ersten unvollständigen Lieferungen eintrafen, dachte sich keiner der Männer etwas dabei. Man orderte einfach nur nach. Nachlieferungen sind nicht möglich – das war der ganze Kommentar den man bekam.
    Als sich dieser Missstand fortsetzte, da schöpften die klar denkenden Frauen und Männer schnell Verdacht. Es waren nicht nur Drogen, die man ihnen zu einem großen Teil vorenthielt, sondern auch andere Luxusgüter, die unter Umständen nicht so leicht zu besorgen waren. Lieferschwierigkeiten? Niemand wollte daran glauben. Deter Gostein hatte stellvertretend für alle ein Funkgespräch mit der Verwaltung im Einstein-System geführt. Nach wenigen Sätzen, die er mit irgendeinem Bürokraten geführt hatte, der sich gnädig als zuständig ausgab, wurde klar, wo das Problem lag.
    »Guter Mann, die von ihnen angesprochenen Güter sind keine Allerweltswaren. Sie werden an bedeutsameren Orten als ausgerechnet ›Mining X‹ gebraucht.«
    Gostein hatte gekontert. »Wir zahlen schließlich dafür – ich rede hier nicht von milden Gaben, um die wir betteln.«
    Das Gesicht auf dem Screen vor ihm bekam beinahe so etwas wie einen mitleidigen Zug. »Ja, aber offenbar haben Sie mir nicht zugehört. Es geht um den Grad an Bedeutung, der bei Ihnen sicher nicht sehr hoch sein dürfte. Begnügen Sie sich mit dem, was einem Arbeiter zusteht.
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