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Sternenfaust - 046 - Exodus der Mantiden

Sternenfaust - 046 - Exodus der Mantiden

Titel: Sternenfaust - 046 - Exodus der Mantiden
Autoren: Luc Bahl
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würden. Die bisherigen Untersuchungen hatten sie zwar beruhigt, aber auch bei ihrem ersten Gelege hatte anfangs alles gut ausgesehen. Erst kurz vor dem prognostizierten Schlüpfzeitpunkt hatte das dritte ihrer Kinder ohne jegliche Vorwarnung alle Lebenszeichen eingestellt. Eine sofort von außen vorgenommene Öffnung des Eis konnte es nicht mehr retten.
    D’koh hatte sich lange mit Selbstvorwürfen überhäuft, weil er Qua’la während der Zeit der Eiablage alleine gelassen hatte. Es war irrational. Die meisten werdenden Mütter bei den Mantiden lehnten die Anwesenheit der Väter während der Eiablage ab. Später beim Beobachten und unter Umständen bei der Unterstützung des Schlüpfens geschah dies im Kreis der Familie, die sich sofort um die Kinder kümmerten. Das Legen der Eier jedoch galt als tief religiös-mythischer Vorgang, bei dem in der Regel nur noch eine Priesterin mit ihrer Legehelferin anwesend war.
    D’koh erinnerte sich, dass ihm Qua’la nach seiner Rückkehr immer ausgewichen war, wenn er sie gefragt hatte, ob sich die Priesterin zu einer traditionellen Prophezeiung während der Eiablage habe hinreißen lassen. Bis vor Kurzem hatte er ihr Schweigen dahingehend gedeutet, dass die Priesterin gar nichts gesagt hätte. Prophezeiungen waren die Ausnahme und in ihren aufgeklärten Zeiten wagte ohnehin niemand, sich öffentlich dazu zu bekennen, dass er an derart urzeitliche Rituale glaubte.
    Vielleicht hat die Priesterin ja doch etwas gesagt , überlegte D’koh, aber es war negativ, vielleicht hat sie den Tod eines Kindes angedeutet … Er wusste, es würde für immer Qua’las Geheimnis bleiben. Es war sinnlos, sie deshalb zu bedrängen. Vielleicht würde sie es ihm irgendwann einmal anvertrauen, aber darauf durfte er nicht hoffen. Er musste ihr so oder so vertrauen, etwas anderes blieb ihm nicht übrig. Andererseits bedrückte ihn die Ungewissheit von Zeit zu Zeit, und das war dann immer auch der Moment, in dem er sich Vorwürfe machte, nicht bei ihr gewesen zu sein.
    Als Qua’la die jetzigen Eier zur Welt brachte, war er zumindest im Nebenzimmer gewesen und unmittelbar nach der Ablage hatte man ihm erlaubt, zu ihr zu kommen. Allein das war ein gutes Zeichen!
    Biologisch war der Zeitpunkt zur Fortpflanzung bei Mantiden ziemlich kurz, was nicht nur mit der insgesamt geringen Lebenserwartung zusammenhing. Umso größer war bei allen mantidischen Eltern der Wunsch, jedes Gelege ohne Verluste durch die Brutzeit zu bringen. Aber auch nach dem Schlüpfen waren die Kinder noch sehr gefährdet. In grauer Vorzeit hatte es Fressfeinde gegeben. Ihnen waren die Kleinen zum Glück schon lange nicht mehr ausgesetzt. Schon die Eier waren damals oft gestohlen worden. Heute bedrohten speziell während der Phasen der wachstumsbedingten Häutungen Infektionen und Verletzungen die Kinder.
    Wie bei fast jeder galaktischen Spezies blieb auch bei den Mantiden ungeachtet technologischer oder gesellschaftlicher Fortschritte die Elternschaft ein archaisches Abenteuer mit ungewissem Ausgang.
    D’koh wechselte abrupt das Thema. »Seit die Königin in einem Anfall mentaler Umnachtung deinen werten Bruder zum Flügeladjutanten ernannt hat, hört man wirklich nur noch schlimme Dinge über ihn …«
    »Sprich nicht so …«, schnappte Qua’la und starrte D’koh wütend ins Gesicht.
    »Nicht so über deinen Bruder?«
    »Nicht so über ihre Majestät, die Königin! Sei froh, dass dich hier niemand hört …«
    »Du weißt, dass ich so etwas auch öffentlich äußern würde, wenn es wichtig und von allgemeinem Interesse wäre.«
    »O ja, das weiß ich«, seufzte Qua’la und ihre Fühler flatterten voller Sorge. »Aber zum Glück ist Kukk’tars Ernennung eine reine Familienangelegenheit.«
    »Familienangelegenheit! Dass ich nicht lache. Ich frage mich wirklich, welcher Höllendämon die Königin geritten hat, um ihn – ausgerechnet ihn! – derart auszuzeichnen.«
    »Du weißt, dass ich die Letzte bin, die Kukk’tar für eine derartige Aufgabe für geeignet hält. Es fällt mir nicht leicht, das zu sagen, er ist schließlich mein Bruder. Und notfalls sage ich ihm das auch ins Gesicht. Aber die Motivation für die Königin ist dennoch leicht nachzuvollziehen …« Sie stockte einen Moment.
    »Für mich nicht«, erwiderte D’koh trotzig.
    »Sie ist in erster Linie dem gesellschaftlichen Ausgleich verpflichtet. Auf Dauer wäre es nicht gut gegangen nur mich in ihre Familie aufzunehmen und mit dem Titel einer Prinzessin zu
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