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Sternenfaust - 043 - Verschwörung auf Kridania

Sternenfaust - 043 - Verschwörung auf Kridania

Titel: Sternenfaust - 043 - Verschwörung auf Kridania
Autoren: Luc Bahl
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warum ich unter diplomatischen Gesichtspunkten unsere Reise nach Kridania für einen Affront halte. Ganz einfach, Captain. Die Solaren Welten bemühen sich nach Kräften darum, mit möglichst vielen Spezies und Völkern der Milchstraße in Frieden zu leben.«
    Dana zuckte mit den Schultern.
    »Derzeit bemühen wir uns ganz besonders darum, weil uns schlicht und ergreifend die Dronte als Bedrohung und übermächtige Gefahr mehr als reichen. Ich will nicht defätistisch sein, aber ich habe den Eindruck, dass wir von dieser Seuche überfordert sind. Mit anderen Worten, wir können heilfroh sein, dass wir mit den Kridan gerade keine Probleme haben. Im Gegenteil! Die blutige Auseinandersetzung mit ihnen ist Geschichte. Allen Sternengöttern sei gedankt.«
    »Ich verstehe nicht ganz, worauf Sie hinauswollen?«
    »Wie sollen Sie auch, Captain. Entschuldigen Sie, das war jetzt nicht gegen Sie gemünzt. Sie sind Soldatin und haben zu Politik und Diplomatie naturgemäß eine gewisse Distanz zu wahren.« Der Botschafter beugte sich über die Tischplatte und fuhr etwas leiser fort. »Da erhält der Hohe Rat der Solaren Welten eine offizielle Einladung des neu gewählten Ministerrats der Kridan, persönlich unterzeichnet von einem uns wohlbekannten Regierungschef, um an einem feierlichen Staatsakt mit anschließendem Staatsbegräbnis teilzunehmen und was tun wir?« Er hielt inne und sah Dana fragend an. »Na, sagen Sie schon. Was tun wir?«
    Dana zuckte erneut mit den Schultern.
    »Wir schicken einen Botschafter.« Maunga sah auf einmal müde aus. Er blickte Dana unter halb geschlossenen Lidern an und nickte bedeutsam.
    »Ja und …«, sagte Dana. »Sie sind doch kompetent. Sie kennen die Kridan, Sie kennen den Prediger, Sie sind nicht nur Botschafter, sondern tragen die offizielle Bezeichnung Sonderbotschafter, also wen sollten die Solaren Welten, um Himmels willen, denn sonst schicken?«
    Maunga seufzte. »Minister, Ratsmitglieder! Ich hätte es sogar für ein wichtiges politisches Zeichen gehalten, Wenn Julio Ling persönlich nach Kridania gereist wäre. Natürlich hätte ich in seiner Begleitung eine nützliche Rolle spielen können …«
    »Vergessen Sie da nicht etwas?«, fragte Dana vorsichtig.
    »Ich weiß, was Sie meinen«, sagte der Botschafter, »der Krieg ist in der Erinnerung aller noch viel zu lebendig. Es wird Jahre, wahrscheinlich sogar Jahrzehnte dauern, bis die Wunden einigermaßen verheilt und vernarbt sind. Aber«, er schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, »wer, wenn nicht wir und die an höchster Stelle Verantwortlichen hat denn sonst die Aufgabe, in die Zukunft zu blicken? Manchmal glaube ich, die Gefahr, die die Menschheit bedroht, ist noch gar nicht groß genug …«
    Dana riss ihre Augen in gespieltem Entsetzen auf.
    »Das habe ich jetzt off records gesagt, Captain. Und auch das bleibt unter uns …« Er wartete, bis er Danas Nicken registrierte. »Ich fürchte, nur eine Katastrophe, wie sie uns von den Dronte droht, ist in der Lage, Reste von Vernunft in den Schädeln unserer politischen Führung freizulegen.« Das tiefe Stöhnen, mit dem Maunga seine Meinung garnierte, zeigte Dana, wie ernst es dem Botschafter mit seiner Kritik war.
     
    *
     
    Unerträglicher Schmerz riss Kel-kek wieder ins Bewusstsein zurück. Inzwischen war die Nacht hereingebrochen. Auf der anderen Seite der Mauer, wo ein breiter Gehweg am Rand des großen Triumphplatzes entlangführte, standen einige Straßenlaternen, die ihr trübes Licht auch über die Mauer warfen. Allmählich gewöhnten sich seine Augen daran.
    Er war an der Mauer zusammengebrochen und lehnte jetzt halb liegend an ihr. Nur seine von dem Dolch durchbohrte Hand hielt ihn in dieser unnatürlichen Stellung.
    Ungläubig starrte er die Hand an, musterte den Griff des Messers, der aus ihr herausragte, und verfolgte seltsam unbeteiligt die Spur des längst getrockneten Blutrinnsals, das über die Steine herabgeflossen war. Für einen Augenblick kam ihm die Hand eigentümlich fremd vor, wie ein schauriges Requisit. Auch der Arm, an dem die Hand hing, schien nicht zu seinem Körper zu gehören. Als ihm die einzig mögliche Erklärung dafür einfiel, nämlich, dass mittlerweile sämtliches Gefühl in diesem Körperteil abgestorben war, durchpeitschte ihn eine neuerliche Schmerzattacke.
    Er hatte sich unwillkürlich bewegt. Keuchend und zitternd presste er den Leib gegen das kühle Mauerwerk. Eiskalter Schweiß rann ihm in die Augen und brannte auf der Hornhaut.
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