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Sternenfaust - 043 - Verschwörung auf Kridania

Sternenfaust - 043 - Verschwörung auf Kridania

Titel: Sternenfaust - 043 - Verschwörung auf Kridania
Autoren: Luc Bahl
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Nachdenklichkeit«, erwiderte Milgor. Er lehnte sich in dem Stuhl zurück, wobei seine Beine über die Knieschiene baumelten. Nahezu alle Sitzmöbel der Kridan besaßen eine derartige Vorrichtung. Die Kniegelenke in den Beinen der Kridan sorgten dafür, dass sie nach vorne abknickten, was ihren Gang für den Gengo staksig und unbeholfen erscheinen ließ. Sitzflächen für Kridan waren meist schräg nach unten geneigt und verfügten über eine Vorrichtung gegen die sie ihre Unterschenkel lehnen konnten.
    Lebewesen, die nach hinten beugende Kniegelenke besaßen, so wie Milgor und nicht zu groß waren, konnten nur auf eine Weise auf solchen Stühlen Platz nehmen, ohne unweigerlich herunterzurutschen, nämlich indem sie ihre Beine über diese Vorrichtung baumeln ließen. Es war nicht besonders bequem, aber der Gengo kannte es nicht anders.
    »Ah, ja«, sagte Satren-Nor, »du bist also nachdenklich und gar nicht traurig. Seltsam nur, dass es so aussieht.«
    »Im Grunde ist es beides …«, murmelte Milgor undeutlich, da er sich, während er sprach, eine Scheibe eines saftigen, kalten Zwigelbratens in den Mund schob.
    »Spuck es schon aus … Nein, nicht das Essen!« Der Prediger fuchtelte abwehrend mit den Armen herum. »Milgor, ich bin dein Freund und deshalb muss ich wissen, was dich bedrückt.«
    Der Gengo schluckte den Zwigelbraten hastig herunter.
    »Mein Freund?«, fragte er erstaunt. »Das hast du noch nie gesagt …«
    »Natürlich«, sagte Satren-Nor und schüttelte den Kopf. »Ich dachte, das wüsstest du?«
    »Ich weiß, dass du mein Freund bist, natürlich auch mein Herr, obwohl ich schon lange nicht mehr das Gefühl habe, dir zu gehören. Aber dass ich auch dein Freund bin, das ist neu für mich …«
    »Du bist wichtig für mich, sehr wichtig sogar, viel wichtiger als … aber es ist falsch, das, was man empfindet, mit anderen Gefühlen aufzurechnen. Freundschaft funktioniert nur auf Gegenseitigkeit«, sagte der Prediger. Er dachte einen Moment nach. »Was das ›Jemandem gehören‹ anbelangt, nun, die Sharan haben mir seinerzeit einen kleinen, aufgeweckten Gengo in mein Exil gebracht, damit mich wenigstens etwas an meine alte Heimat erinnert«, fuhr er fort. »Aber ich hoffe doch sehr, dass du mittlerweile begriffen hast, dass du frei bist. Ich wäre traurig, würdest du mich verlassen; zurückhalten oder gar einsperren würde ich dich allerdings nicht.«
    Milgor starrte Satren-Nor mit weit aufgerissenen Augen an.
    »Gut«, sagte er einen Moment später, »ich spuck’s aus. Denn irgendwie hast du es schon angesprochen. Wir stammen beide aus derselben Stadt. Für mich war sie lange Zeit namenlos, weil es eine andere Welt für mich und meine Gefährten nicht gab. Für dich und alle anderen Kridan heißt sie Sarashtar.« Er hob seine Pfoten und es sah aus, als wolle er beschwichtigen, seine Aussage relativieren. »Ich weiß, ich weiß. Sarashtar hält keinem Vergleich mit den Städten auf Kridania stand, erst recht nicht mit unserer turbulenten Hauptstadt.«
    »Milgor, ich habe den Verdacht, dass du noch nicht wirklich ›ausgespuckt‹ hast, was du willst«, unterbrach ihn der Prediger mit gespieltem Ernst.
    »Es ist ohnehin überfällig, dass du dich mal in den Provinzen des kridanischen Imperiums blicken lässt … Ich finde, du könntest mit deiner alten Heimat anfangen, ich würde dich natürlich begleiten …«
    »So, so, du bietest mir großzügig deine Begleitung an.« Satren-Nor ließ ein hohes, keckerndes Geräusch ertönen, ein Lachen.
    »Klar, ohne mich bist du schließlich aufgeschmissen«, sagte Milgor mit Gönnermiene. »Schau dich um, selbst in deinem eigenen Palast würdest du ohne meine Hilfe noch nicht einmal was zu essen finden.«
    »Es ist nicht mein Palast, Milgor. Aber ansonsten hast du durchaus recht.«
    Die Stirn des Predigers legte sich in Falten. »Du hast also Heimweh.« Es war eine Feststellung, keine Frage.
    Milgor nickte.
    »Würdest du auch alleine nach Sarashtar fliegen?«
    Der Gengo blickte Satren-Nor erschrocken an. »Nur, wenn ich es hier überhaupt nicht mehr aushalte … Ich wiederhole mich ungern, aber du kommst ohne mich doch nicht klar.«
    »Du kannst es dir überlegen, Milgor. Im Moment ist es für mich unmöglich, solch eine Reise zu unternehmen. Später – gerne.«
    »Was gibt es denn so dringendes, das dich hier festhält?«
    »In erster Linie der Tod von Mertalku«, erklärte der Prediger.
    »Er war zwar offiziell dein Verbündeter, aber jeder von uns weiß,
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