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Sternenfaust - 020 - Verschwörung in der Hohlwelt

Sternenfaust - 020 - Verschwörung in der Hohlwelt

Titel: Sternenfaust - 020 - Verschwörung in der Hohlwelt
Autoren: Luc Bahl
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ebenso einfacher Beamter wie er, der wie eh und je seinen Dienst versah und den Wrugal schon lange kannte. Länger als alle anderen Höflinge, länger als jede andere Person, mit der er es in Kraydorr, der Hauptstadt des Mittelland-Imperiums bisher zu tun bekommen hatte.
    Kuchta war in Wrugals Alter und bewohnte mit seiner Frau und einer spät geborenen noch halbwüchsigen Tochter ein kleines, schiefes Haus am Rande des Schlossparks. Die beiden Söhne waren bereits erwachsen und dienten in der kaiserlichen Luftschiffflotte als Offiziersanwärter. Kuchtas Haus lag so abseits – verdeckt von hohen Lemgo-Bäumen –, dass noch kein kaiserlicher Architekt auf die Idee gekommen war vorzuschlagen, es abzureißen; etwa weil es eine imaginäre Sichtachse stören würde.
    Kuchta bekleidete gemeinsam mit elf anderen Kollegen einen Posten als kaiserlicher Telegraphenmeister und musste deshalb in der Nähe seiner Arbeitsstätte wohnen. In ihren Funktionen als Telegraphenmeister hatten sich beide vor vielen Zyklen kennen gelernt. Nur verbunden durch einen dünnen Draht, der das Gebiet der Randständigen mit dem Zentrum des Mittellands verband, war über die Zeit und ohne dass sie sich je zu Gesicht bekommen hätten, so etwas wie eine gewisse Vertrautheit entstanden. Keiner von beiden hätte das Freundschaft genannt, aber uneingestanden war es nichts anderes.
    Der kaiserliche Telegraphenmeister war mit Rrouhs Familie weder verwandt noch verschwägert. Es war ein Zufall, dass er und der jüngere Bruder des Kaisers den gleichen Namen trugen.
    Wrugal musste, nachdem ihn die Ältesten seiner Sippe zum Diplomaten ernannt und nach Kraydorr entsandt hatten, bei den zeremoniellen Begegnungen zwischen Kaiser und Hofstaat teilnehmen. Nur schwere Krankheit oder die genehmigte Abwesenheit auf Grund einer Mission in anderen Teilen des Imperiums hätten als Entschuldigung gegolten, dem Ritual fernzubleiben.
    Zum Glück kürzt Rrouh das Verfahren immer mehr ab , dachte Wrugal mit einem leisen Seufzer, als er beobachtete, dass der Kaiser mit seinem Hintern kaum die Sitzfläche des Thrones berührte, um sofort wieder hochzuschnellen und nach einer fahrigen Geste den Thronsaal durch das rückwärtige Tor wieder zu verlassen.
    Auch Wrugal, der ganz am Rand gestanden hatte, wie es seiner Stellung zukam, wollte sich gerade abwenden, um nach einigen Höflichkeitsfloskeln, gerichtet an einige neben ihm stehende Diplomaten, wieder zu gehen. Eine leichte Berührung auf der Schulter veranlasste ihn, sich umzudrehen. Überrascht blickte er in das Gesicht eines alten Gardisten, der völlig außer Atem war.
    »Seine kaiserliche Majestät wünscht ihn zu sehen. In fünf Takten im Roten Salon. Bitte beeile er sich«, keuchte der Alte.
    Wieder so eine kleine Gemeinheit von Leibadjutant Wrechl, ausgerechnet den ältesten Mann der Garde den längsten Weg durch den Saal zu hetzen …. dachte Wrugal, als er ihm hinterherlief. Die erstaunten Blicke in seinem Rücken ignorierte er, so gut er konnte.
     
    *
     
    Sie entdeckten das Wrack des Kridan-Kreuzers bereits im Anflug.
    »Sehr gut, David …«, lobte Dana Frost ihren Ortungsoffizier.
    »Wir sind noch zu weit entfernt, Ma’am, um etwas Genaueres sagen zu können«, erwiderte Lieutenant Stein. »Ich kann leider noch keine Aussage über das Ausmaß der Zerstörung machen.«
    »Verstehe«, sagte Dana, deren Schicht eigentlich schon längst zu Ende war.
    »Gehen Sie endlich schlafen, Captain«, sagte Michael Tong leise aber bestimmt. »Es dauert ohnehin noch einige Stunden bis wir nah genug dran sind, dass es wieder interessant wird.«
    Ohne darauf einzugehen, blickte Dana ihren Stellvertreter nur kurz an.
    Er hat ja Recht , dachte sie.
    »Wir schaffen die Annäherung jetzt auch ohne Sie, Ma’am«, beharrte Tong.
    Man muss mir meine Müdigkeit wirklich ansehen , dachte Dana und ein Gefühl von Bitterkeit kroch in ihr hoch. Werde ich etwa alt? Sie wusste natürlich, dass diese Überlegung der pure Blödsinn war, aber dass sich diese Gedanken überhaupt in ihrem Schädel zusammenbrauten, bewies ihr, dass es tatsächlich höchste Zeit war, in die Koje zu kriechen.
    Weiber , hörte sie regelrecht ihre männliche Seite in ihrem Kopf knurren.
    Dana Frost erhob sich betont langsam aus ihrem Sessel und setzte dabei das maliziöseste Lächeln auf, zu dem sie noch in der Lage war.
    »Bitte, wenn die Herren unbedingt unter sich sein wollen, dann weiche ich«, sagte sie und ließ ihren Blick zwischen ihnen schweifen.
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