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Sternenfaust - 020 - Verschwörung in der Hohlwelt

Sternenfaust - 020 - Verschwörung in der Hohlwelt

Titel: Sternenfaust - 020 - Verschwörung in der Hohlwelt
Autoren: Luc Bahl
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den Rang und die Bedeutung von Audienzen und Unterredungen anbelangte. Das richtete sich längst nicht nur nach der Zeit, die der Kaiser dafür gewährte, sondern auch nach den Räumlichkeiten, in die ein Minister, Sekretär, Offizier oder Höfling gebeten wurde. Je größer der Raum, desto mehr Personen nahmen an dem Gespräch teil, desto größer war auch die Gefahr, dass das eigene Anliegen unberücksichtigt blieb, weil es als nebensächlich erachtet wurde. Umgekehrt erhöhten sich die Chancen je kleiner und intimer der Rahmen war, in dem die Unterredung stattfand.
    Aber auch das bot keine Gewähr auf Erfolg, wie Wrugal, der ehemalige Telegraphenmeister der Randständigen am jenseitigen Ufer der Wargasso-See aus eigener Erfahrung wusste.
    Bei der Antrittsaudienz zu seiner diplomatischen Mission vor einigen Faust-Phasen { * } war er in den Blauen Salon geladen worden, was bei den umstehenden Höflingen im Thronsaal mit anerkennendem Raunen quittiert worden war, in das sich kaum verhohlen auch blanker Neid mischte. Doch die erste Begegnung mit dem mächtigsten Herrscher seiner Welt verlief für den bescheidenen Wrugal enttäuschend.
    Nach wenigen nichts sagenden Worten hatte sich der Kaiser verabschiedet und hatte den Telegraphenmeister seinem jüngeren Bruder überlassen. Prinz Kuchta, der trotz seines jugendlichen Alters bereits wechselnde Ministerposten des Mittelland-Imperiums bekleidet hatte, gehörte zweifellos nach dem Kaiser zu den wichtigsten und mächtigsten Männern des Reiches. Doch – wie Wrugal bereits zu Ohren gekommen war – wurde er von vielen altgedienten Ministern und Höflingen wegen seiner Sprunghaftigkeit nicht richtig ernst genommen.
    Auf Wrugal machte der junge Prinz allerdings einen ganz anderen Eindruck, nämlich den eines Mannes, der genau weiß, was er will. Der ehemalige Telegraphenmeister spürte aber auch, dass die geburtbedingte hohe Stellung des Prinzen und sein daraus resultierendes Selbstbewusstsein verbunden mit seiner geringen Erfahrung eine gefährliche Mischung darstellten.
    Für Prinz Kuchta bestand nur wenig Aussicht darauf, jemals selbst die Kaiserwürde zu erringen, denn Rrouh IV. hatte bereits dank seiner Frauen und Geliebten für reichlich legitimen und illegitimen Nachwuchs gesorgt. Garant dafür, dass nach dem Tod des Kaisers nicht nur die Nachfolge geregelt war, sondern auch eine kleine Armee an Höflingen bereitstand, um sich wegen jedes verfügbaren oder noch neu zu schaffenden Posten am Hof ausgiebig ins Fell zu geraten.
    Der Prinz hatte Wrugal seinerzeit lange und ausführlich befragt und dabei sorgfältig vermieden, dass der ehemalige Telegraphenmeister auch nur den Hauch einer Chance bekam, ein eigenes Anliegen anzubringen.
    Unter den anderen Höflingen hatte die lange Unterredung kaum versteckten Neid und Missgunst ausgelöst. Übertriebene Höflichkeit, das freundliche Lächeln von Leuten, die ihn vorher keines Blickes gewürdigt hatten, und unerwartete Einladungen kaschierten nur mühsam die Neugier, die in den scheinbar weniger privilegierten Höflingen brannte. Jeder von ihnen versuchte, die anderen in seinen Bemühungen zu übertreffen, die nur dem Ziel dienten, unbedingt in Erfahrung zu bringen, worüber sich der Abgesandte eines unbedeutenden Barbarenstammes mit Kaiser und Prinz so ausgiebig unterhalten hatte.
    Trotz seiner einfachen Herkunft hatte Wrugal das falsche Lächeln rasch durchschaut und die meisten der informellen Einladungen ebenso höflich wie bestimmt abgelehnt. Da es bei dieser einzigen Unterredung geblieben war, erlahmte das Interesse an ihm schon bald. Wrugal begann, sich zu fragen, ob er nicht einen Fehler begangen hatte, als er deutlich machte, dass er nicht gewillt war, beim höfischen Intrigenreigen mitzutanzen.
    Viel mehr aber nagte ein anderes Gefühl in ihm, dass ihn noch stärker belastete. Er hatte Heimweh. Es gefiel ihm weder in der unübersichtlichen, riesigen und lauten Hauptstadt des Mittelland-Imperiums und erst recht nicht am kaiserlichen Hof, an dem er zumindest mit offiziellem Diplomatenstatus akkreditiert war. Er sehnte sich nach den grünen Hügeln seiner rand- und seinetwegen auch rückständigen Heimat. Er verzehrte sich regelrecht nach seiner alten Arbeit als Telegraphenmeister und wünschte sich nichts sehnlicher, als wieder die Windish-Enge zu passieren und in seine Heimat zurückzukehren.
    Die einzige Person, mit der ihn im kaiserlichen Palast so etwas wie ein vertrautes Verhältnis verband, war im Grunde ein
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