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Sterne über Cornwall: Roman (German Edition)

Sterne über Cornwall: Roman (German Edition)

Titel: Sterne über Cornwall: Roman (German Edition)
Autoren: Liz Fenwick
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zurück. Hatte man an das Haus angebaut? An einer Seite zog sich eine krumme Linie von oben nach unten. Es sah aus, als wäre der Maurer beim Bau betrunken gewesen, oder als hätte sich die Außenwand im Lauf der Zeit verschoben.
    Die Fenster auf der einen Seite hatten unterschiedliche Formen und Größen, und über der hinteren Tür befand sich ein Erker, der Hannah an eine Frau am Spinnrad denken ließ. Komisches Zeitlochgefühl. Hannah ging um das Gebäude herum zur Vorderseite, wo sich ein gewaltiger Baum erhob, der das Haus fast klein erscheinen ließ.
    Eine Brise wehte Kiefernduft heran. Hannah wandte sich dem Baum zu. Es war eine Weile her, dass sie das letzte Mal auf einen Baum geklettert war. Als sie sich auf den untersten Ast schwang, erinnerte sie sich an ihre ersten Versuche im Windsor Great Park. Dad hatte ihr beigebracht, dass sie sich den Baum genau ansehen musste, bevor sie loskletterte. Dieser hier hätte ihm gefallen. Er war wie fürs Klettern geschaffen, aber natürlich würde Dad ihn nie zu Gesicht bekommen, weil er gestorben war und sie verdammt noch mal allein gelassen hatte.
    Ihr Handy meldete eine SMS. Eine Nachricht von ihrer besten Freundin Abi.
    Wie schlimm ist es? Was ist mit der Hexe? X
    Hannah betrachtete das Haus. Es war gar nicht so schlecht.
    Cooles Haus. Hexe wie immer. X
    Als Hannah von dem Baum heruntersprang, überlegte sie, ob sie Maddie wegen des Umzugs nicht vielleicht doch unrecht getan hatte, aber dann hörte sie Maddies Stimme. Mit wem redete sie? War der Typ immer noch da? Was fanden die Männer nur an Maddie? Hannah hatte nie verstanden, wieso ihr Vater sich in sie verguckt hatte. Wahrscheinlich lag’s am Sex. Warum sonst hätte er eine groß gewachsene, schlaksige Frau mit widerspenstigen braunen Locken und schniekem Akzent geheiratet? Einen anderen Grund konnte Hannah sich nicht vorstellen.
    Ihr knurrte der Magen. Sie war in der Hoffnung um das Gebäude herumgegangen, zum Ausgangspunkt zurückzugelangen und etwas Essbares zu finden, aber am Ende im Hof vor den Ställen gelandet. Keine Spur von der Hexe. Hannah holte ihren Rucksack aus dem Wagen und suchte darin nach einem Schokoladenriegel, während sie das Haus betrat.
    Dunkle Wände mit Blümchentapete. Willkommen in den Vierzigern! Vielleicht würde Hannah das Ganze überstehen und wie durch Zauberhand wieder ins normale Leben – so normal es ohne Dad eben sein konnte – zurückkehren, wenn sie es sich wie eines dieser Fernsehexperimente vorstellte, die bloß ein paar Wochen dauerten.
    Maddie öffnete die erste Tür am oberen Ende der Treppe und betrat ein karg eingerichtetes Zimmer. Auf dem Doppelbett lag eine Häkeldecke. Kleine Rosen schmückten die Tapete und die Vorhänge. Sie ging ans Fenster und schaute auf den Hof und die Wiesen, auf denen überall Kühe standen, hinaus. Der Anwalt hatte ihr mitgeteilt, dass Daphne bis zu ihrem achtzigsten Lebensjahr Landwirtschaft betrieben hatte, doch jetzt war der Grund an einen Bauern verpachtet, was ein kleines, willkommenes Einkommen brachte.
    Die Bodendielen knarrten, als sie in den nächsten Raum ging, den mit dem Erkerfenster über dem hinteren Eingang. Vermutlich war er früher als Bibliothek genutzt worden. Regale bedeckten zwei Wände, ein großer Schreibtisch stand in der Erkernische und ein kleines Sofa vor der ansonsten nackten Wand, darauf handgenähte Kissen. Darüber hing ein hübsches Aquarell von einem Strand. Maddie widerstand der Versuchung, ein Buch aus einem der Regale zu nehmen.
    Als Maddie vom Flur aus die Eingänge zählte, merkte sie, dass sich das Zimmer, an das sie sich von ihrem ersten Besuch her erinnerte, im »neuen« Teil des Hauses befinden musste. Es war bedeutend größer und luftiger als diese hier, obwohl auch das schmale über der Küche ziemlich groß wirkte. Maddie öffnete die Fenster und ging hinunter ins Wohnzimmer.
    Ob sich unter dem grässlichen Teppichboden wohl der ursprüngliche Boden verbarg? Die siebziger Jahre hatten allerlei Scheußlichkeiten hervorgebracht; die hochflorigen Teppichböden und die avocadogrünen Badezimmerfliesen gehörten dazu. Die Möbel hingegen gefielen Maddie. Sie konnte sich gut vorstellen, dass die wenigen Stücke ihrer Eltern, die sie nicht verkauft hatte, gut hierherpassen würden. Sie schloss die Augen. Sie durfte sich nicht auf das konzentrieren, was sie verloren hatte; das brachte nichts. Maddie ging in den nächsten, kleineren Raum, in dem sich offenbar Daphnes Büro befunden hatte. Auch
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