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Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten

Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten

Titel: Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten
Autoren: Bunch Cole
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gebeten, ihn wieder aufzusuchen, sobald er des friedlichen Lebens überdrüssig sei, was der Schätzung des Imperators nach nicht länger als sechs Monate dauern würde.
    Es stellte sich heraus, daß sich der Imperator in dieser Hinsicht - was nicht oft vorkam - getäuscht hatte. Fast auf den Tag genau nach sechs Monaten hatte Sten vom süßen Nichtstun in seinem Haus auf Smallbridge aufgeblickt, genüßlich die
    wohlgeformte nackte Gestalt gestreichelt, die neben ihm auf dem Laken schlummerte, und seinem abwesenden Boß zugeflüstert: "Von wegen!"
    Eine Woche später fiel der Ewige Imperator einem Attentat zum Opfer.
    Es handelte sich um eine dieser blöden
    Geschichten, die Sten immer befürchtet hatte, als er noch Kommandant der Leibgarde des Imperators gewesen war. Man konnte noch so viele
    Vorkehrungen treffen, aber für einen Mann, der so im Licht der Öffentlichkeit stand wie der Ewige Imperator, gab es keine hundertprozentige Sicherheit. Sogar die kompromißlose Ergebenheit seiner Gurkha-Leibwächter hatte ihn nicht vor dem Schlimmsten bewahren können. Unter gewissen Umständen waren auch die kleinwüchsigen Männer mit den langen gebogenen Messern, die dem Imperator seit mehr als dreißig Jahrhunderten sämtliche Feinde vom Leib gehalten hatten, machtlos.
    Der Imperator war als großer Kriegsheld zur Erstwelt zurückgekehrt. Abermilliarden von Lebewesen in seinem weitgestreuten Imperium hatten in ihren Livies gesehen, wie er die Rampe seines kaiserlichen Schiffes herabgestiegen und quer über das Landefeld auf die Reihe wartender A-Grav-Gleiter zugeschritten war, die ihn direkt nach Arundel bringen sollten.
    An seiner Seite ging Tanz Sullamora, der mächtige Großindustrielle und Schiffsbauer, ein überaus vertrauenswürdiges Mitglied seines Privatkabinetts.
    Sten erinnerte sich daran, daß auch er den Schirm im Vid-Zimmer seines Anwesens eingeschaltet hatte. Die Stimme des Nachrichtensprechers, der die triumphale Rückkehr des Imperators kommentierte, war schon heiser gewesen. Krächzend hatte er verkündet, daß das Protokoll für diese Augenblicke keine offiziellen Handlungen vorsah. Der Imperator würde sich an Bord des wartenden Fahrzeugs begeben und sich zunächst einige Stunden wohlverdienter Ruhe gönnen. Eine Woche später etwa war eine große Feier anläßlich des grandiosen Siegs über die Tahn geplant. Aus allen Ecken des Imperiums wurden Gäste zu Ehren des Großen Imperators erwartet. Es würden keine
    Vergeltungsmaßnahmen durchgeführt werden, hieß es, nicht einmal gegen die wankelmütigsten Verbündeten des Imperators.
    Sten glaubte kein einziges Wort. Dazu kannte er seinen Boß zu gut. Selbstverständlich würden Säuberungen stattfinden, allerdings sehr rasch, sehr unauffällig, sehr genau und ohne daß auch nur die geringste Erschütterung davon an die Oberfläche drang, während der Imperator selbst sich bereits vom Krieg ab und den alltäglichen Aufgaben als Oberhaupt des größten kapitalistischen Systems in der Geschichte zuwenden würde.
    Trotzdem würde es eine hervorragende
    Vorstellung geben. Der Imperator war ein wahrer Meister der Blendung und der doppel-wenn nicht gar dreifachdeutigen Rede.
    Mit träger Aufmerksamkeit bemerkte Sten die kleine Gruppe von Raumhafenangestellten, die gerade noch am Rand des Bildschirms zu sehen war.
    Die Leute hatten sich in einer Art Empfangsreihe aufgestellt und warteten darauf, dem Imperator die Hand schütteln zu dürfen. Obwohl er nicht unbedingt eine konkrete Gefahr witterte, war Sten heilfroh, daß sein ehemaliger Boß die andere Richtung einschlug. Warum aber sollte ausgerechnet jetzt, da der Krieg vorbei war, jemand den Imperator umbringen wollen? Und doch ... In solchen Situationen kämpften seine Instinkte stets gegen seinen gesunden Menschenverstand. Stand der Mann erst einmal im Gewühl, war es unmöglich, ihn lückenlos abzuschirmen.
    Dann sah er, wie Sullamora sich dem Imperator näherte und zu der wartenden Menge hinübernickte.
    Sten konnte sich lebhaft ausmalen, daß Tanz darauf hinwies, wie lange diese Leute schon darauf gewartet hatten, ihren Regenten zu begrüßen, und daß man sie jetzt unmöglich enttäuschen durfte.
    Und tatsächlich: nach einem kurzen Moment des Zögerns drehte sich die Gruppe um den Imperator zu den Wartenden um und ging mit raschen Schritten auf sie zu. Offensichtlich wollte der Imperator diese lästige Pflicht so schnell wie möglich hinter sich bringen. Die Gurkhas hasteten auf ihren kurzen Beinen
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